Elektronik Automotive: Aber Software müssen Sie trotz dieses Ansatzes wohl auch kostenlos liefern?
Zuiderveld: (lacht) Wir liefern gar nichts umsonst, wir unterstützen unsere Kunden in allen Belangen bis hin zu Komplettpaketen in denen wie bereits erwähnt auch Software eine große Rolle spielt.
Elektronik Automotive: Sie haben mit „Denver“ ja eine extrem rechenstarke ARMv8-basierte CPU entwickelt, die zwar nicht die energieeffizienteste auf dem Markt ist, aber sicher diejenige mit der höchsten Rechenleistung pro MHz. Jetzt gehen Sie aus dem Smartphone-Geschäft raus, haben Sie das ganze Geld umsonst investiert?
Zuiderveld: Ganz im Gegenteil, wie Sie beim Tegra-K1 sehen. Auch unsere anderen Märkte profitieren von dieser Entwicklung. Denvers Rechenleistung würde auch im Automobil nicht schaden.
Elektronik Automotive: Leider muss ich Sie nochmals mit Zitaten aus dem ZVEI-Papier weiterquälen. Ein weiterer Vorwurf lautet, Sie müssten getrieben aus der Konsumer-Welt immer weiter Moores Law folgen und die Fertigungsprozesse auch zukünftig schrumpfen. Ihre Wettbewerber bleiben eher konservativ auf größeren Prozessgeometrien und behaupten, damit den Automotive-Kunden mehr Sicherheit geben zu können.
Zuiderveld: Ich kann mich nur wiederholen, wir machen keinerlei Zugeständnisse, wir können das gar nicht, wenn wir Erfolg bei diesen Kunden haben wollen. Ich lade Sie ein, nach Santa Clara zu kommen und sich anzugucken, welche Aufwände wir in der Entwicklung treiben, was für Tools wir wie nutzen, glauben Sie mir, Sie werden überrascht sein. Soll ich Ihnen was sagen? Unsere GPU-Architektur „Maxwell“ hatte von Anfang an Null Fehler, Null.
Elektronik Automotive: Das mache ich natürlich gerne. Die etablierten Automotive-Hersteller erklären monatlich, ach was sage ich, wöchentlich, wie wichtig 0 ppm (Anmerkung: 0 Fehler auf 1 Mio. Chips) ist und wie stolz sie darauf sind, das zu erreichen. Von Ihnen höre ich nie etwas zum Thema 0 ppm…erreichen Sie das etwa nicht?
Zuiderveld: Möglicherweise haben wir in unserer Außenkommunikation noch Optimierungspotential, wir haben das tatsächlich bislang nicht herausgehoben, danke für Ihren Hinweis. 0 ppm ist eine Grundanforderung unserer Kunden, die wir auch erfüllen.
Wir haben uns tatsächlich immer darauf konzentriert, zu kommunizieren, wie wir unseren Kunden helfen können, deren Welt zu verändern und Mehrwert zu bieten , z.B. Audi mit dem digitalen Instrumenten-Cluster im Audi TT. Dabei geht es nicht nur um den Chip, sondern auch um Software, Software ist so extrem wichtig.
Elektronik Automotive: Das Cluster im TT ist wirklich schön, wobei es Gerüchte gibt, dass der Tegra-3 nicht stark genug ist, die Anzeige in Echtzeit zu rechnen und stattdessen für jeden Betriebspunkt für Tacho und Drehzahlmesser vorgefertigte Bitmaps aus dem Speicher liest…
Zuiderveld: Das stimmt so nicht, die Tachoanzeigen werden in Echtzeit berechnet und dargestellt – mit 60 Hz.
Elektronik Automotive: Wieviele Software-Leute unterstützen bei NVIDIA Automotive-OEMs?
Zuiderveld: Über 400 Softwareentwickler und Ingenieure.
Elektronik Automotive: Kommen wir zur Car-2-Car-Kommunikation mit dem Endziel des autonom fahrenden Autos. Ihre Cloud-Pläne passen da ja recht gut rein. Welche konkreten Aktivitäten gibt es bei NVIDIA diesbezüglich?
Zuiderveld: Es tut mir leid, da darf ich Ihnen nichts zu sagen. Aber es ist natürlich hochinteressant für uns, die bayerische Landesregierung setzt auf der Autobahn A9 freundlicherweise ein Testfeld auf.
Elektronik Automotive: Inwieweit glauben Sie, dass neuronale Netze dort helfen?
Zuiderveld: Wie Sie an unseren Aktivitäten ablesen können, ganz enorm. Wir können bereits heute die Art des Fahrzeugs, Größe, Polizei, Feuerwehr unterscheiden und daraus das eigene Verhalten ableiten. Wir haben bereits selbstlernende Algorithmen, die in Verbindung mit Datenbanken in der Cloud großen Nutzen stiften.
Elektronik Automotive: Herr Zuiderveld, danke für Ihre Zeit!