Wie sich die Fahrzeugsicherheit bis zum heutigen Stand entwickelt hat, zeigt Bild 2. Zwischen 1960 und 1990 lag der Schwerpunkt auf Maßnahmen, die Unfallfolgen mindern. Ergebnisse waren beispielsweise die Sicherheitszelle oder der Airbag. Seitdem werden in zunehmendem Maße Systeme entwickelt, die darauf abzielen, den drohenden Unfall von vornherein zu verhindern. Beispiele sind ESP, BAS und die Auffahrwarnung mit Anbremsfunktion. Diese Systeme erkennen kritische Verkehrssituationen und greifen aktiv in die Regelung der Fahrzeugdynamik ein.
Die Unfallstatistik zeigt, dass derartige Systeme neben der Verbesserung der Straßeninfrastruktur ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf den Rückgang der Unfalltoten und Schwerverletzten haben. Das führt dazu, dass die Hauptunfalltypen Fahrunfall und Unfall im Längsverkehr immer stärker zurückgehen. Die restlichen Unfälle weisen in der Regel eine große Komplexität oder erschwerte Vorhersagbarkeit auf, was die Anforderungen an die Umfeldwahrnehmung und die Situationsinterpretation erhöht. Beispiele hierfür sind Unfälle an Kreuzungen oder Fahrstreifenwechsel mit Sichtverdeckung auf den rückwärtigen Verkehr.
Auf dem Weg zur Vision des hochautomatisierten Fahrens, d.h., einer vollständigen Übernahme der Navigations-, Regelungs- und Stabilisierungsaufgabe durch das Fahrzeug, ist es erforderlich, weitere Fahrerassistenzsysteme zu entwickeln, die den Fahrer als eine Art elektronischer Kopilot unterstützen. Dieser fungiert wie ein guter Beifahrer. Das heißt, er weist nur dann auf eine Verkehrssituation hin, wenn der Fahrer diese sehr wahrscheinlich nicht wahrgenommen hat und sich daraus eine Gefährdungssituation ergibt.
Derartige Systeme werden als präventive Sicherheitssysteme bezeichnet. Sie zeichnen sich durch eine frühzeitige Vorhersage potentiell kritischer Verkehrssituationen und der Planung alternativer Handlungen zum Vermeiden einer Kollision aus. Ein Beispiel für ein derartiges präventives Sicherheitssystem ist der bisher nur prototypisch entwickelte Emergency Steer Assist von Continental. Dieser zielt darauf ab, eine Kollision mit einem vorausfahrenden Fahrzeug, das plötzlich stark bremst, zu verhindern. Abhängig von der Time-to-Collision (TTC) und davon, ob der umliegende Verkehr einen sicheren Spurwechsel zulässt, wird der Fahrer entweder beim Bremsen oder beim Ausweichen unterstützt. Um diese Assistenz auch in Serienfahrzeugen einsetzen zu können, ist es erforderlich, die Technologien und Methoden zur Umfeldwahrnehmung und Situa-tionsinterpretation weiterzuentwickeln.