Der Markt rund um Reifendrucküberwachung mag zwar weitestgehend stabil und standardisiert erscheinen – es gibt aber dennoch einige neue Trends rund um die Fahrzeugbereifung und die darin enthaltene Elektronik:
Diese Entwicklung beeinflusst die Entscheidungsfindung bei den Fahrzeugherstellern und verändert das Umfeld der gesamten Lieferkette. Dies wird zu erheblichen Änderungen bei der Umsetzung von Reifendruck-Messsystemen führen:
Kleinere und leichtere Sensormodule sind daher entscheidend, um diese Entwicklung voranzutreiben. Vielleicht ist es nicht sofort offensichtlich, warum dies ein Entwicklungsziel sein sollte. Schließlich ist das Reifeninnere im Wesentlichen ein Luftraum unter Druck, der sich zum Platz sparen eignet. Aber die eigentliche Frage ist das Gewicht. Welche Verformungskraft wirkt während der Fahrt auf die Reifenwand?
Unter der Annahme eines Sensorgewichts von 20 g und einer Beschleunigung von 2000 G wirkt eine Verformungskraft von 20 kg auf die Reifenwand. Kleinere Unvollkommenheiten beim Radgewicht können dann zu merklichen Leistungsänderungen und einem erhöhten Reifenverschleiß führen. Genau deshalb kommen selbst neueste Halbleitertechnologien für Reifendruck-Messsysteme an ihre physikalischen Grenzen.
Da die Batterie die größte und schwerste Komponente des Moduls darstellt, liegt hierauf das Hauptaugenmerk beim Stromverbrauch und der damit verbundenen Batterieauslegung und -größe. Das Sensormodul ist für eine Lebensdauer von zehn Jahren konzipiert. Diese Zeitspanne darf durch einen zu hohen Stromverbrauch nicht gefährdet werden. Daher werden hohe Anforderungen an das Elektronikdesign gestellt, um einerseits den Stromverbrauch zu verringern, aber andererseits dennoch zusätzliche Funktionen zu ermöglichen. Gleichzeitig sollen auch Gesamtgröße und Gewicht des Reifenmoduls reduziert werden. Durch einen geringeren Stromverbrauch in allen Betriebszuständen ist es möglich, auch den Platzbedarf der Batterie entsprechend anzupassen.
Das Sensormodul Melexis MLX91804 bietet Entwicklern nun eine ideale Lösung und sorgt für optimale Ergebnisse. Der Sensor bietet eine hohe Integration mit einer minimalen Anzahl an externen passiven Bauelementen. Der Stromverbrauch ist mindestens dreimal niedriger als der Standby-Stromverbrauch anderer Bausteine. Das Modul bietet eine hervorragende Sensorgenauigkeit und Auflösung bis auf 0,05 bar. Bezüglich der Stromversorgung hat Melexis bereits aufgezeigt, dass es möglich ist, eine kleinere CR1632-Zelle zu verwenden. Die dadurch erzielte Einsparung beträgt 40 Prozent des Batteriegewichts (entspricht 1,2 g) und 35 Prozent des Batterievolumens – und das bei gleich langer Lebensdauer. Dieser geringe Stromverbrauch basiert auf Melexis‘ jahrelanger Erfahrung in der Entwicklung von Schaltkreisen mit geringsten Fehlströmen bei optimalen Sensor-, Datenverarbeitungs- und Funkeigenschaften.
Das Sensormodul MLX91804 basiert auf einem hochpräzisen Drucksensor und einem hochleistungsfähigen 16-bit-Mikrocontroller. Der integrierte 315/433-MHz-Funksender ist in der Lage, Datenraten von bis zu 150 kbit/s zu bewältigen. 16 kB Programmspeicher sind für die Speicherung benutzerdefinierter Anwendungsdaten oder Bibliotheken vorgesehen. Darüber hinaus ist ein Ein- oder Zwei-Achsen-Beschleunigungssensor für hohe G-Kräfte integriert, um umfangreiche Daten, wie beispielsweise über die Traktion, zu liefern.
Beachtenswert beim MLX91804 ist das neu entwickelte 14-Pin-DFN-Gehäuse mit einer Dimension von nur 5 mm auf 4 mm. Der Platzbedarf konnte somit um 60 Prozent des kleinsten vergleichbaren Drucksensors des Wettbewerbs reduziert werden. Die kompakte Größe und die Robustheit tragen dazu bei, die Durchdringung der Reifendruck-Messsysteme im Automobilsegment weiter zu beschleunigen.
Mit der Einführung hochkompakter Nanowatt-Sensoren wie des MLX91804 wird das Konzept der intelligenten Reifen immer greifbarer. Es wird sich zeigen, wie Elektronik im Inneren des Reifens das Fahrerlebnis und die Verkehrssicherheit weiter verbessert.
Eine weitere zukünftige Anwendung wäre die Kartierung in Echtzeit sowie die Überwachung der Traktion kombiniert mit GPS-Daten. Autonome Fahrsysteme könnten frühzeitig mittels der Vernetzung über rutschige oder vereiste Straßenbedingungen gewarnt werden. Diese Informationen werden in unseren zukünftigen Verkehrssystemen zur Anwendung kommen, einen Umbruch in diesem wichtigen Teil der Automobilzulieferkette darstellen und neue Geschäftsmodelle generieren.
Die Autoren
Ivan Zagan
ist Product Line Manager für das Portfolio der Reifendruck-Messsysteme. Er arbeitet seit 2004 bei Melexis und hat ein Diplom der Ingenieurwissenschaften von der staatlichen Universität in Schytomyr (Ukraine).
Mark Holdaway
ist Marketing Manager für Reifendruck-Messsysteme bei Melexis. Er arbeitet seit über 25 Jahren in der Halbleiter-Industrie und hat ein Diplom der Elektrotechnik von der Universität in Salford (England).