KI kann »at the edge« Einiges bewirken

Künstliche Intelligenz als Problemlöser auf der Feldebene

4. März 2019, 15:31 Uhr | Andreas Knoll
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Der Aufbau des KI-Software-Systems

Wie verteilt sich Ihre KI-Software auf solche Systeme?

Unsere KI-Software „Resolto Prognos“ besteht aus zwei Komponenten; die eine nennt sich „Field“, die andere „Brain“. „Field“ läuft immer maschinennah, etwa in einer kleinen Steuerung. Zur Anwendung kommt ein vortrainiertes Modell, das nur minimale Anforderungen an eine Hardware stellt und auch ohne jede Datenverbindung zu „Brain“ als zentraler, in der Cloud angesiedelter Komponente zuverlässig Datenströme interpretiert. Hierfür lassen sich diverse Datenquellen mit „Field“ verbinden, nicht nur Steuerung und Sensorik, sondern auch externe Quellen wie ERP-System, Wetterdienst oder Raumklima-Messtechnik. So lange die eingehenden Daten dem gelernten Normalmodell entsprechen, entsteht keinerlei Netzwerk-Traffic. Erkennt „Field“ eine Abweichung vom Normalzustand, die signifikant genug ist, meldet es diese Anomalie an „Brain“, das in einem zentralen Server oder in der Cloud installiert ist. „Brain“ kann nun mit einer entsprechenden Meldung den menschlichen Experten hinzuziehen oder einer bekannten Handlungsempfehlung folgen, etwa „Ersatzteilbestellung an das ERP-System“ oder „Wartungsfenster planen“.

Kunden können künftig mit den IoT-Gateways von Festo als „Field“-Hardware ihre Maschinen und Anlagen ohne Datenübertragung überwachen lassen und dabei die unterschiedlichsten Ziele verfolgen. Die IoT-Gateways verbinden sich bei Bedarf mit der Cloud „My Dashboards“, in die „Brain“ mit Zugriff auf viele vorkonfigurierte Anwendungsmodelle eingebettet ist.

Maschinen zu überwachen und zu optimieren, ist der jetzt anwendbare Stand der Technik, aber wir arbeiten bereits an noch leistungsstärkeren Algorithmen, die sich auf der Feldebene selbst trainieren können. Sehr interessant ist dies für die kollaborative Robotik.


Könnte KI irgendwann den Menschen ersetzen?

Der Mensch unterscheidet sich von der KI, weil er bestimmte Dinge deutlich besser kann als die KI; er kann aber auch manche Dinge deutlich schlechter. Was kann er schlechter? Er ist nicht immer gleichbleibend konzentriert. Er hat auch nur bedingt Zeit und Lust, permanent neben der Maschine zu stehen und zu hören, was da gerade passiert. Die Frage, ob eine KI irgendwann mehr können wird als ein Mensch, ist also längst beantwortet: Sie kann schon jetzt mehr als ein Mensch. Das kann aber ein Taschenrechner auch. Und das kann ein Motor auch. Wir Ingenieure und Techniker treten ja an, um Instrumente und Werkzeuge zu schaffen, die bestimmte Dinge besser können als wir. Das kann auch eine KI in ihrem speziellen Umfeld, und genau dort setzen wir sie dann gezielt ein.

Oft kommt die Angst, die Experten vor KI haben, auch daher, dass sie denken, die KI soll meine Expertise ein Stück weit ersetzen; sie lernt alles, was ich jetzt kann, und dann bin ich überflüssig. Da kann ich wirklich Entwarnung geben: Wir brauchen nichts so dringend für den Einsatz solcher Techniken wie das Wissen der Ingenieure. Menschen können viele Dinge, die eine KI nicht kann: flexibel reagieren, ein Korrektiv hineinbringen, das Domain-Wissen überhaupt zur Verfügung stellen, auf dessen Basis die KI dann trainiert wird. Meines Erachtens ist eine KI hier in Deutschland als industriestarkem Standort in der Lage, unsere Alleinstellungmerkmale und unseren Wettbewerbsvorteil weiter voranzutreiben und auch abzusichern. Davor sollte man keine Angst haben, sondern man sollte es wirklich umarmen.


  1. Künstliche Intelligenz als Problemlöser auf der Feldebene
  2. Mensch und KI als Team
  3. Der Aufbau des KI-Software-Systems

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