Wie verändert sich das Arbeitsfeld in den Firmen durch das Bestreben, vermehrt Maschinendaten zur Entscheidungsfindung zu nutzen?
Papenfuss: Eine große Veränderung, die dadurch angestoßen wurde, ist die Bildung von kleinen Industrie-4.0-Gruppen. Sie bestehen meist aus 10 bis 20 Experten, natürlich abhängig von der jeweiligen Firmengröße, und bilden eine zentrale Instanz im Unternehmen, an die alle Maschinendaten von allen Standorten übermittelt werden. In der Zement-Industrie gibt es beispielsweise Unternehmen mit über 80 Standorten, die ihre Maschinendaten alle an dieselbe zentrale Stelle schicken.
Es verändert sich aber auch die Zusammenarbeit des Anwenders mit seinen Zulieferern. Maschinendaten werden zunehmend mit dem Maschinenhersteller oder einem Wartungsdienstleister geteilt. Der Grund ist, dass manche Ersatzteile beim Hersteller nicht auf Lager vorrätig sind, sondern erst auf Anfrage produziert werden. In der Regel also erst dann, wenn das Teil ausgefallen ist. Stehen dem Wartungsdienstleister die Maschinendaten zur Verfügung, kann er die Produktion einer Sonderanfertigung bereits frühzeitig ordern.
Viele Unternehmen haben beim Herausgeben ihrer Maschinendaten an Dritte Hemmungen. Neben generellen Bedenken ist ein weiteres Thema die Zugriffsrechteverwaltung.
Papenfuss: Das ist heute eigentlich kein Problem. Wir bieten an, Daten von einem PI-System zu einem anderen PI-System zu übermitteln. Dabei kann vom Administrator genau festgelegt werden, welche Daten für einen Dritten einsehbar sein dürfen und welche nicht. Beispielsweise die Temperaturwerte eines bestimmten Sensors der letzten fünf Stunden.
Viel mehr Bedenken haben Anlagenbetreiber dabei, IT-Fachkräften Zugriff auf die Kontrollsysteme ihrer Anlage zu geben. Hier möchte man in der Regel nur jemanden heranlassen, der sich mit der Technik genau auskennt.
Christoph Papenfuss |
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ist Diplom-Kaufmann und arbeitet seit 2015 als Regional Manager beim Entwickler von Echtzeitdatenmanagement-Software Osisoft Europe für die Länder Deutschland, Österreich, Schweiz und Dänemark. Er gehört der Firma seit 2012 an. Zuvor war er zehn Jahre in leitenden Funktionen im Bereich Consulting und Marketing für den Hersteller von Business Intelligence & Big Data Software, Cognos (jetzt IBM), in San Francisco und München tätig. |