Dedrone boomt

Schutz vor bösartigen Drohnen

19. August 2021, 10:52 Uhr | Heinz Arnold
© Dedrone

Großveranstaltungen müssen vor Drohnen geschützt werden – inzwischen ist das Konsens. Die Geschäfte von Dedrone boomen.

Nicht alles, was von oben kommt, bringt Segen – ganz im Gegenteil: Großveranstaltungen sind zunehmend Gefahren aus der Luft ausgesetzt, vor allem durch Drohnen. So kam es kürzlich bei Spielen der spanischen Fußballliga „Primera Division“ zu mehreren Spielunterbrechungen, weil unautorisierte Drohnen über dem Stadion auftauchten.

Als ein Aktivist ein Ultraleichtflugzeug in das Stadion steuert, wo gerade das EM-Spiel Deutschland gegen Frankreich stattfand, handelt es sich zwar nicht um eine Drohne, der Vorfall zeigt aber, wie verwundbar große Veranstaltungen aus der Luft sind. Eine Drohne – vielleicht sogar mit Waffen oder Sprengstoff ausgestattet – hätte genauso unentdeckt ins Stadion gesteuert werden können.

Kein Wunder, dass die Veranstalter sich zunehmend den Kopf darüber zerbrechen, wie sie die Zuschauer vor unauthorisierten Drohnen schützen können – und dass Firmen, die sich auf das Aufspüren und Abwehren von solchen Drohnen konzentrieren, derzeit offenbar gute Geschäfte machen. Gerade jetzt, wo nach den ersten Corona-Wellen größere Veranstaltungen in vielen Ländern wieder zugelassen werden.

So berichtet Dedrone stolz, ein Pferderennen in den USA (146. Preakness Stakes, 15. Mai 2021) erfolgreich vor Drohnen geschützt zu haben. Dazu hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben eine ausführliche Bedrohungsanalyse durchgeführt. Im Vorfeld konnten mehrere unerlaubte Drohnen identifiziert werden. Das Dedrone-System erlaubte es dem Maryland Jockey Club und der örtlichen Polizei, die Piloten zu orten und sie über ihre Verstöße aufzuklären und zu verwarnen. Am Renntag selbst kam es zu keinerlei Drohnenvorfällen.

»Die Preakness Stakes sind eine der wichtigsten Veranstaltungen für unser Unternehmen, und die Sicherheit und Gesundheit von Pferden, Reitern, Fans und Mitarbeitern hat für uns höchste Priorität. Das schließt auch den Schutz unseres Luftraums vor Bedrohungen durch Drohnen ein«, erklärt Rob D’Amico, Chief Security Officer von 1/ST, der Firma, die für die Sicherheit der Veranstaltung zuständig ist.

Die 2014 in Kassel gegründete Dedrone hat sich darauf spezialisiert, den Luftraum von Regierungen, militärischen Einrichtungen und kritischen Infrastrukturen genauso zu schützen wie den Luftraum über großen Events. Dazu gehören das RBC Canadian Open 2019 (Golfturnier) und der PGA Tour – Waste Management Phoenix Open 2018 (Golfturnier). Dazu arbeitet Dedrone gemeinsam mit den Sicherheitsteams daran, Vorfälle wie Spielunterbrechungen oder Personenschäden durch unautorisierte Drohnen zu verhindern.

Das Geschäft von Dedrone boomt offenbar. Das Unternehmen, das 2014 in Kassel gegründet wurde und seinen Hauptsitz 2016 nach San Francisco verlegt hat, betreibt inzwischen weitere Niederlassungen in Columbus/Ohio und London und sieht sich als weltweiten Marktführer für Luftraum-Sicherheitstechnologie. Um den Erfolg zu beziffern, verweist Dedrone auf die verkauften Sensoren: 1000 Sensoren seien inzwischen im Feld, der Umsatz sei im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 250 Prozent gestiegen.

Dedrone-Nutzer könnten fast 250 unterschiedliche Drohnentypen detektieren, identifizieren, lokalisieren und, bei entsprechender Genehmigung auch abwehren. Das MachineLearning-System DedroneDNA nutzt Bilder aus einer ständig wachsenden Sammlung von Tausenden von Aufzeichnungen realer Drohnen-Alarme, um eine maximale Erkennung verschiedener Drohnentypen und Hersteller zu gewährleisten und Fehlalarme zu vermeiden.

Das System des Unternehmens werde aktuell in 33 Ländern für den Schutz verschiedener Einrichtungen eingesetzt. Dazu gehören Gefängnisse, Verteidigung und innere Sicherheit, Flughäfen und kritische Infrastrukturen.
Inzwischen sichere Dedrone den Luftraum von vier Regierungen der G7-Nationen, darunter auch das Verteidigungsministerium der USA. Mehr als 700 „DedroneDefender“ wurden bislang eingesetzt, um Drohnen kontrolliert abzuwehren und Kollateralschäden zu verhindern. 2020 ging Dedrone eine strategische Partnerschaft mit dem US-Konzern General Dynamics Mission Systems ein. 2021 brachten die Unternehmen das „Expeditionary Kit“ auf den Markt, das Truppen im Einsatz ermöglicht, das Dedrone-System in weniger als einer Stunde und ohne Hilfsmittel einzurichten und zu nutzen. Dedrone hat sein System erfolgreich in die FAAD-C2-Software (Forward Area Air Defense Command and Control) der US-Armee integriert und nimmt regelmäßig an Testveranstaltungen der US-Behörden teil.

Kritische Infrastrukturen

Zudem werde das Drohnen-Detektionssystem von mehr als 55 kritischen Infrastrukturen auf der ganzen Welt genutzt: Raffinerien, Kernkraftwerke, Häfen und Versorgungsunternehmen gehören dazu. Dedrone wurde zwei Mal in Folge (2019 und 2021) von der britischen Behörde „Zentrum für den Schutz der nationalen Infrastruktur“ (CPNI) getestet und zertifiziert. 2021 hat Dedrone ein Kapitel des „Joint Air Power Competence Center“ der NATO verfasst.

Flughäfen

Dedrone sichert in sieben Ländern den unteren Luftraum internationaler Flughäfen und hat Kunden wie den Newcastle International Airport und den Flughafen Perth in Schottland. Dedrone war der erste Anbieter für Luftraumsicherheit, der Anfang 2021 sowohl in der Europäischen Union als auch in den Vereinigten Staaten eine Remote-ID-Funktion ankündigte, die es Flughäfen ermöglicht, genehmigte Drohnenflüge zu überwachen und unautorisierte Aktivitäten zu identifizieren.

Gefängnisse

Dedrone schützt weltweit über 50 Gefängnisse vor der Spionage und der Lieferung von Schmuggelware durch Drohnen, darunter die JVA Halle (Saale) und die Justizvollzugsbehörden von Kentucky und Maine.

Unternehmen

Mehr als zehn der Fortune-500-Unternehmen vertrauen beim Schutz ihres unteren Luftraums auf das Drohnen-Detektionssystem von Dedrone, um Gefahren wie Wirtschaftsspionage oder Schäden an der Infrastruktur oder dem Personal vorzubeugen. Dedrone bietet eine umfassende Analyse und hilft Sicherheitsteams bei der Erstellung von Strategien für den Ernstfall. 


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