Plant Ihr Unternehmen, Kameras mit den neuen Highspeed-Schnittstellen CoaXPress und CameraLink HS anzubieten?
Derzeit bieten wir keine Produkte mit diesen beiden Schnittstellen an, sondern konzentrieren uns bei Kameras mit hohen Bandbreiten auf CameraLink und USB3 Vision. Wir beobachten jedoch den Markt sehr aufmerksam und werden unsere Strategie am Kundenbedarf, an den Bandbreite-Anforderungen neuer Bildsensor-Technologien, aber auch an den immer größeren Möglichkeiten Framegrabber-loser Interface-Technologien wie etwa USB3 Vision orientieren.
Die CameraLink-Schnittstelle hat ja bislang ebenfalls das High-End angesprochen …
CameraLink ist heute ein wichtiger Standard für den Upper-Mainstream- und einen Teil des High-End-Markts. Dies wird auch noch einige Zeit so bleiben. Mittelfristig erwarten wir, dass CameraLink an Bedeutung verliert, weil künftig mit USB3 Vision das Anwendungsspektrum der CameraLink-Base-Konfiguration kostengünstiger und einfacher abgedeckt werden kann. Was höhere Bandbreiten anbelangt, so erwarten wir in den kommenden Jahren aus Richtung der Standard-IT-Technologien weitere Fortschritte und damit eine Fortsetzung des Trends hin zu Framegrabber-losen Systemarchitekturen.
Welche Position vertreten Sie in Sachen Thunderbolt?
Um Thunderbolt eindeutig beurteilen zu können, ist es noch zu früh. Die Kunden wollen nicht mit zu vielen verschiedenen Techniken gleichzeitig konfrontiert werden. Der nächste Mainstream ist eindeutig USB 3.0, weil es vom Preis-Leistungs-Verhältnis her besonders attraktiv ist.
Seit einiger Zeit ist ein Trend von CCD- zu CMOS-Bildsensoren erkennbar. Inwieweit zeigt er sich im Produktportfolio Ihres Unternehmens?
Die CMOS-Anteil in unserem Portfolio steigt kontinuierlich, und zwar bei neuen Kamerabaureihen besonders schnell. Das Preis-Leistungs-Verhältnis verbessert sich bei CMOS schneller als bei CCD, und zwar vom Low-End bis zum High-End. Auch in Zeilenkameras verbauen wir inzwischen überwiegend CMOS-Bildsensoren.
Apropos Zeilenkameras: Mitte der 90er Jahre waren es Zeilenkameras, mit denen Basler in den Komponentenmarkt einstieg. Einige Zeit später wurde es bei Basler still um das Thema, und jetzt bietet das Unternehmen wieder eine Zeilenkamera-Serie an. Welche Strategie verfolgen Sie damit?
Es stimmt, dass Basler über einige Jahre keine neue Produktlinie für das Mainstream-Zeilenkamera-Segment auf den Markt gebracht hat. Das lag an der schlechten Verfügbarkeit von CCD-Zeilensensoren. Deshalb haben wir uns auf High-Speed-CMOS-Modelle wie die »sprint« oder auf Farbzeilenkameras konzentriert.
Jetzt haben wir mit der »racer« eine neue CMOS-Zeilenkamera-Serie präsentiert, mit der wir erstmals seit zehn Jahren wieder im Mainstream-Zeilenkamera-Segment vertreten sind. Die »racer« ist quasi parallel zur Flächenkamera-Baureihe »ace« positioniert und zeichnet sich wie ihre Schwester durch ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aus. Das Geschäft mit den seit Anfang des Jahres in Serie produzierten »racer«-Kameras ist sehr gut angelaufen, so dass wir uns in den kommenden Jahren deutlich steigende Umsätze im Zeilenkamerageschäft versprechen.
Ein wichtiger Trend in der Bildverarbeitung ist 3D. Welche Strategie verfolgt Ihr Unternehmen hier?
Es gibt derzeit noch kaum Technologien, mit denen sich kompakte 3D-Kameras bauen lassen. Deshalb führen Systemintegratoren heute meist konventionelle 2D-Kameras und gegebenenfalls Beleuchtungen zu 3D-Sensoren zusammen.
Wegen der steigenden Rechenleistung der PCs, der sinkenden Hardware-Kosten und der zunehmenden Miniaturisierung der Kameras wächst der Anteil von 3D-Methoden in der industriellen Messtechnik jedoch permanent. Insofern nimmt auch unser Kamerageschäft in diesen Anwendungen kontinuierlich zu.
Ihr Unternehmen hat 2004 die intelligenten Kameras der Serie »excite« auf den Markt gebracht, ist aber mittlerweile aus dem Produktsegment wieder ausgestiegen. Warum?
Die »excite« war seinerzeit ein High-End-Produkt: Sie war frei programmierbar, und die Anwender konnten ihre eigene Software darauf laufen lassen. In den Jahren nach der Produktpräsentation mussten wir feststellen, dass sich komplett integrierte Smart Cameras weniger schnell vorwärts entwickeln wie Kombinationen aus »reinen« Standard-Kameras und Embedded-PCs. Zudem haben sie eine relativ hohe Verlustleistung und sind recht groß gebaut, so dass mitunter abgesetzte Sensorköpfe nötig sind, die das Ganze nochmal verteuern.
Rückblickend sind aus unserer Sicht Kombinationen von Standard-Kameras und Embedded-PC meist preisgünstiger und kompakter als monolithische intelligente Kameras - dies gilt nicht mehr nur für Mehrkamerasysteme. Aus diesen Gründen hatten wir für die »excite« zwar durchaus ein paar größere Kunden, aber nicht die erforderliche breitgefächerte Nachfrage, die wir uns versprochen hatten.
Plant Ihr Unternehmen, Vision-Sensoren auf den Markt zu bringen?
Nein. Wir haben dafür weder den nötigen Marktzugang, noch verfügen wir über die erforderliche Bildverarbeitungs-Software.
Mit Vision-Sensoren würden wir in Konkurrenz zu Firmen wie Baumer, Leuze, Pepperl+Fuchs, SensoPart, Sick oder auch Cognex treten, die sich mit ihren Produkten an Endkunden im Bereich der Fabrikautomatisierung wenden. Zudem müssten wir mit unserem heutigen vertrieblichen Fokus auf OEM-Kunden eine komplett neue Endkunden-Vertriebsorganisation aufbauen. Schließlich haben wir nicht in die Entwicklung einer modularen Bildverarbeitungs-Software investiert, weil wir uns als »Lieferant von Bilddaten« betrachten, die unser Kunde auswertet. Genau das wäre aber erforderlich, wenn wir Vision-Sensoren vermarkten wollten.
Insofern hat es für uns aus mehreren Gründen keinen Sinn, dort einzusteigen.
Welche neuen Märkte außerhalb der klassischen industriellen Bildverarbeitung hat Ihr Unternehmen im Fokus?
Wir verstehen uns als Anbieter von Kameras für OEM-Kunden in allen denkbaren Märkten. Als nichtindustrielle Anwendungen haben wir bisher hauptsächlich Verkehr und Transport, Medizin und Life Sciences sowie Überwachung im Visier. Wachstumspotenziale zu schaffen in Märkten, die noch nicht ganz reif sind, hilft uns, die Risikostreuung zu verbessern. Hierzu werden wir unser Partnernetzwerk kontinuierlich vergrößern.
Welche Strategie verfolgt Ihr Unternehmen in Sachen Internationalisierung?
Obwohl wir schon seit vielen Jahren konstant etwa 80 Prozent unseres Umsatzes im Exportgeschäft erzielen, ist die Internationalisierung des Unternehmens keineswegs abgeschlossen. Im Blick haben wir vor allem Südostasien, aber auch Russland, Südamerika und Indien. Meines Erachtens wird der Ausbau der Vertriebsorganisation künftig mindestens so wichtig sein wie der Ausbau des Produktportfolios.
Wie schätzen Sie die wachsende Konkurrenz aus China ein?
Die chinesische Bildverarbeitungs-Anbieterschaft wird größer und leistungsfähiger. Viele neue Unternehmen kommen aus den Hochschulen und betreiben Systemintegration. Weil die Software-Bibliotheken immer leistungsfähiger und benutzerfreundlicher werden, fällt es chinesischen Systemintegratoren zunehmend leichter, sich zumindest in ihrem Heimatmarkt zu etablieren. Wer als deutscher oder europäischer Systemanbieter in China ein nennenswertes Geschäft machen will, muss sich also beeilen.
Die Asiaten sind nicht zu unterschätzen, wenn es darum geht, Gut-genug-Lösungen preisgünstig herzustellen. Genau deshalb machen wir so etwas wie die »ace«: Wir wollen es nicht irgendwann aus China präsentiert bekommen, ohne uns darauf vorbereitet zu haben. Dass die Chinesen mit derartigen Produkten kommen werden, ist aus meiner Sicht nur eine Frage der Zeit, aber wenn sie kommen, muss man so viel Gewicht am Markt haben, dass man nicht mehr ohne weiteres zur Seite gedrückt werden kann.