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World Smart Grid Forum 2013 in Berlin

25. September 2013, 9:23 Uhr | Hagen Lang
Audio-visuell durchgestylt: Mit blau-lila Beleuchtung, einer blinkenden Matrix und Musikeffekten sorgte man in Berlin für ein ungewöhnliches Ambiente.
© Hagen Lang

Sehr gut besucht startete das World Smart Grid Forum 2013 in Berlin. 600 Teilnehmer aus 40 Ländern hören Expertenkeynotes und frequentieren eine von über 30 Fachsessions. Starke asiatische Präsenz signalisierte einen geografischen Brennpunkt der Entwicklung.

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Gemeinsam vom VDE, dem State Grid der Volksrepublik China und dem IEC ausgerichtet, gab Zhenya Liu, Vorsitzender der State Grid Corporation of China nach der Begrüßung durch IEC Präsident Klaus Wucherer einen Überblick über die Aktivitäten der Volksrepublik. Diese baut an einem »Strong Smart Grid« mit tausende Kilometer langen High Voltage DC-Leitungen und einer hybriden AC-DC Netzinfrastruktur, um die Windenergie aus den nordwestlichen und Wasserenergie aus den zentralen Regionen in die Megalopolen der Küstengebiete zu leiten.

VDE-Präsident Joachim Schneider skizzierte in seiner Keynote Herausforderungen, die Deutschlands selbst gestellte Aufgabe eines erneuerbare Energien (EE) integrierenden Smart Grids mit sich bringt. Bernard Salha, CEO R&D der Electricité de France beschrieb sein Unternehmen als Vorreiter im Kampf um eine klimafreundliche Energieversorgung und Yuko Yasunaga vom japanischen Ministry of Economy, Trade and Industry (METI) referierte über die Smart Grid Standardisierung Japans. Diese ist mit besonderen Herausforderungen verbunden, da Japan über mehrere getrennten Subnetze verfügt. George Arnold, Direktor für Standard-Koordinierung des amerikanischen NIST gab einen Überblick über die Fortschritte der USA bei der Etablierung von Smart Grids.

Auch unter den Referenten waren die Amerikaner trotz Larsh Johnson von Siemens-Tochter eMeter,  Gary Rackliffe von ABB North America und Jeff Taft von Cisco Connected Energy Network in der Minderheit. Unter der Hand konnte man von Delegierten erfahren, dass sich die Amerikaner auch in der Vorbereitung des Events sehr zurückgehalten hätten, sowohl institutionell als auch von Seiten der Unternehmen her. Wenn Larsh Johnson von eMeter auch von diversen Internet-basierten „Consumer products“ berichten konnte, die TK-Unternehmen wie Verizon zunehmend in den USA anbieten (z.B. Fernüberwachung der Wohnung, Fernsteuerung von Verbrauchsgeräten, Energietarifierung wie bei der Telekommunikation), blieb doch der Eindruck, dass sich  amerikanische Aktivitäten vor allem um die Netzertüchtigung drehen.

Hier sind Asiaten und Europäer, vor allem Deutsche und Dänen, schon weiter. Die »Open heart surgery«, wie VDE-Präsident Joachim Schneider die Energiewende bezeichnete, entspringt nicht nur verwegenem Selbstbewusstsein deutscher Politiker und Ingenieure, sie ist auch Ausdruck der Entscheidung, lieber Vorreiter als Nachzügler einer Entwicklung zu sein, die die globale Stromübertragungsinfrastruktur völlig verändert. Der »Weltmeistertitel« in der Diszipllin »Integration erneuerbarer Energien in Stromnetze« ging an den Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, zumindest wenn man einer Grafik von Alstom Deutschland-Chef Alf Henryk Wulf glauben darf. 50Hertz integriert demnach etwa 37 Prozent erneuerbare Energien ins Netz, während das chinesische State Grid gerade auf 3,3 Prozent kommt.

Manchmal glaubte man, Besucher einer deutsch-chinesischen Veranstaltung zu sein. Auf der Pressekonferenz sorgte die Frage an den Präsidenten der chinesischen SGCC, Jun Luan, ob das Fehlen von Amerikanern und die Präsenz der Chinesen bedeute, dass China jetzt Deutschlands neuer Freund werden wolle, für Heiterkeit unter den zu 70 Prozent chinesischstämmigen Journalisten. Beide Feststellungen, das Fehlen der Amerikaner und die Freundschaft Chinas zu Deutschland, schlössen sich nicht aus, antwortete Jun Luan.


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