Ja, dezentrale Erzeugung schön und gut, trotzdem ist es aber sinnvoll, wenn ich in Bayern im Winter mein Licht mit Strom aus der Nordsee betreiben kann. Also Netze müssen her. Sie haben einen sehr ähnlichen Effekt wie große Energie-Speicher, nämlich dann Energie weg zu transportieren, wenn zu viel da ist und Energie bereit zu stellen, wenn zu wenig davon da ist.
Überhaupt fehlt mir in der Energie-Diskussion die Vision.
Natürlich wird heute (2010) Energie noch zu einem großen Teil durch Verbrennen fossiler Energieträger hergestellt. Und – klar – ist sparsamer Umgang damit das Gebot der Stunde.
Aber wer sagt denn, dass Energie aus erneuerbaren Quellen nicht eines Tages nicht nur 100 Prozent unseres heutigen Bedarfs bereitstellt kann, sondern viel mehr. Dann ist Autofahren mit 200 PS und 2 Tonnen Gewicht kein Umwelt-Problem mehr, dann kann ich meinen Whirlpool im Garten auch im Winter auf 38 Grad heizen, dann ist Dauerlüftung mit gekipptem Fenster keine Todsünde mehr, usw. usw.
Alle Menschen, die ich kenne, finden das Auto toll, zumindest im Handeln, vielleicht nicht unbedingt in der geäußerten Rede. Sogar unser Gesetzgeber denkt über Führerscheinentzug als Strafe nach. Das heißt doch wohl, dass es als allgemein anerkannt ist, dass Autofahren etwas ist, was als Wohlstand bezeichnet werden kann. Und jeder Politiker schwört bei seinem Amtseid, dass er den Wohlstand mehren will. Mehr Wohlstand, kurz ausgedrückt, heißt dann eben auch mehr Energie für jeden zum Verbrauchen. Natürlich unter Wahrung der Umwelt, aber eben doch mehr.
Lutz Hörl
lutz@lolux.de