Der Ruf nach dezentralen Energieerzeugungen ist prinzipiell richtig, aber auch weltfremd. Ich lebe in Berlin. Es ist einfach unrealistisch zu erwarten, dass eine Großstadt keinen elektrischen Strom aus dem Umland beziehen soll. Auch mein eigenes Haus ist für Solarenegiegewinnung leider völlig ungeeignet, weil mein Haus durch die dichte städtische Bebauung leider ab 13 Uhr völlig im Schatten liegt! Also, man sollte nicht versuchen alles zu verallgemeinern. Die dezentrale Stromversorgung ist wünschenswert und sollte dort, wo es technisch sinnvoll ist vorangetrieben werden, aber sie sollte nicht als alleiniges Heilmittel angesehen werden. Es ist genauso unsinnig, Braunkohlekraftwerke in einer Großstadt zu bauen, weil man so die Stromleitungen einspart. Dafür müssten dann die Kohle und die Asche transportiert werden und die Luft in der Stadt würde zusätzlich durch die Kraftwerksabgase belastet werden.
Ein Elektroenergienetz ist aus meiner Sicht unverzichtbar - aber die Probleme mit der Einspeisung sind bekannt und niemand will eine Freileitung über sich haben! Ich auch nicht!
Da hilft nur Flucht nach vorn!
Ein großes Gleichspannungsnetz muss her, weil sich da viel besser einspeisen und verteilen lässt und das neue Netz sollte nur als Erdkabel verlegt werden dürfen! Das ist zwar bei der Errichtung teuer, aber im Unterhalt billiger und erzeugt keine ernsthaften störenden Felder, weil die Leiter viel enger nebeneinander liegen und sich so nach außen die elektrischen Felder kompensieren.
Gegen ein Erdkabel dürfte es aus technischer Sicht keinerlei Einwände geben und für die Leute, die von der Technik keine Ahnung haben, ist das Kabel ja nach dem Verbuddeln auch nicht mehr sichtbar! Ich spreche hier von den Mitmenschen, die gegen Handystrahlung kämpfen, aber ihr Süppchen mittags auf dem schicken Induktionsherd kochen, wo mal eben einige 100 Watt herumvagabundieren!
Bei all der Diskussion soll nicht vergessen werden: Viel wichtiger als Energie zu erzeugen und zu verteilen ist es, Energie einzusparen ohne Verlust an Lebensqualität! Wie viel Energie benötigt ein thermodynamischer Heizkreisregler, den fast jeder in den Heizkreisverteilern eingebaut hat? 2...3 W pro Heizkreis! Wie viel Watt fressen Kochherd, Mikrowelle, Kühlschrank, die Jalousiesteuerung, die Markisensteuerung, wenn nichts los ist? Wie viel Energie geht für das Telefon, die Fritzbox, Server, Router, Drucker usw. verloren, wenn die nicht gerade Daten übertragen? Und wie viel Watt benötigen die neuen Smart Grid Stromzähler als Eigenverbrauch? Die verbrauchen das rund um die Uhr! Damit verglichen
wird es fast belanglos, wann denn die Waschmaschine in der Woche läuft!
Dr. Ing. Helmut Jahne