Wie beurteilen Hersteller von intelligenten Messsystemen die Kosten-Nutzen-Analyse (KNA)? »Der Weg ist jetzt vorgezeichnet, das ist für uns und für innovative Messstellenbetreiber vorteilhaft. Außerdem versprechen die Empfehlungen Rechtsicherheit und damit Investitionssicherheit«, sagt Jörg Schmidtke, Vertriebsleiter von Dr. Neuhaus. »Das Paket ist rund und bietet eine allumfassende Sichtweise, die von allen Seiten gewünscht wurde.«
Auch Ingo Schönberg, Vorstandsvorsitzender der PPC AG, zeigte sich in einem Interview mit Energie & Technik zuversichtlich: »Jetzt ist klar, dass der Rollout kommen wird. Immerhin sollen 4 Millionen Zähler pro Jahr installiert werden. Das ist ja eine interessante Zahl, auch wenn uns der Vollausbau bzw. ein beschleunigter Ausbau auf Basis 3000-kWh-Grenze natürlich am liebsten gewesen wäre.«
»Wir können damit leben«, sagt Norbert Malek, Geschäftsführer von EMH metering. Die Trennung von intelligenten Messsystemen und intelligenten Zählern hält er für folgerichtig. »Der Weg geht jetzt in Richtung Rolloutszenario plus, der Zeitplan ist ambitioniert aber auch nicht unrealistisch«, so Malek. »Doch müssen die Rahmenbedingungen ja nun erst geschaffen werden, auch einige technische Details sind noch zu klären.« Nach seinen Worten kommt es nun vor allem darauf an, das Regelwerk schnell abzuschließen, um Stabilität und Verlässlichkeit zu schaffen.
Das Gutachten ist gut strukturiert und die Ergebnisse erscheinen auf den ersten Blick plausibel. Diese werden nun von den Marktteilnehmern analysiert und im Rahmen der BMWi-Arbeitsgemeinschaft fortführend diskutiert, so ist vom Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (FNN) zu hören. Allerdings sieht Mike Elsner vom FNN doch noch einige Hürden, die zu nehmen sind, um die Verordnungen und gegebenenfalls auch Änderungen am Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) auf den Weg zu bringen: »Das ist nicht im Handstreich zu machen.« Denn neben dem BMWi müssen weitere Ministerien den Vorschlägen zustimmen. »Es liegt noch viel Arbeit vor uns«, so sein Fazit. Er weist auch auf die Aktivitäten des FNN zur Entwicklung eines zukünftigen standardisierten Messsystems hin. So wurden z.B. kürzlich die ersten zwei Lastenhefte für die entsprechenden Geräte veröffentlicht.
Aus der Branche der Versorger ist zu hören, dass der Rollout bis 2018 sehr sportlich angesetzt sei. Weniger, weil die Geräte nicht so schnell zur Verfügung stünden – das würden die Geräteanbieter schon schaffen – sondern weil das Messdaten-Management doch mit einem enormen Aufwand zu machen sei. Das koste eben Zeit. Hinzu käme, dass die Prozesse von der Bundesnetzagentur erst noch definiert werden müssten. Auch die freie Wahl des Gateway-Administrators sehen die Versorger als problematisch an: einem geringen Nutzen für wenige stünde ein erheblicher Aufwand bei Wechseln gegenüber. Grundsätzliche Kritik ist auch zu vernehmen: Es wäre besser gewesen, von großen Verbrauchern (100.000 kWh pro Jahr), in Richtung kleinere Verbraucher zu gehen, anstatt von den Kleinverbrauchern nach oben zu gehen. Als richtig wird eingeschätzt, dass EEG-Anlagen unter 7 kW mit einbezogen werden, allerdings seien 0,25 kW doch etwas zu niedrig angesetzt. Aus Sicht von Versorgern und Netzbetreibern bleiben allerdings auch noch die Details zur Finanzierung offen. Zudem sehen einige Versorger, dass die Quantifizierung der Nutzeneffekte sehr optimistisch ausgefallen sei. Ferner seien die elektronischen Zähler deutliche störungsanfälliger und sie besäßen eine geringere Lebensdauer als Ferrariszähler. Der Nutzen der Zähler sei aus Netzsicht gering (keine Fernauslesung): ettliche Feldversuche zeigen, dass das Verschiebepotential im Haushaltsbereich nur wenige Prozente des Stromverbrauchs ausmacht