Ingo Rennert von Infranetz hat ausgerechnet, dass die Kosten für die Vollverkabelung der SuedLink-Trasse nicht viel höher liegen als für die Freileitungen. Hat er sich verrechnet?
Durch die Offshoreanbindungen hat TenneT schon über 500 km Kabelgraben à 2 Kabel in Deutschland an Land verlegt und kennt daher die Preise für HGÜ-Kabel, ebenso die für den Freileitungsbau. Fakt ist, dass auch für das neu angekündigt Kunststoffkabel von ABB noch kein Preis bekannt ist, weshalb es aus diesem Grund schon fragwürdig ist, hierfür genaue Kalkulationen zu erstellen.
Vorschläge zur Technologie- und Kostenoptimierung sind immer willkommen, schließlich bezahlen alle den Netzausbau, allerdings müssen grundsätzlich die physikalischen und rechtlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. Hier macht es sich Herr Rennert zu einfach:
Im aktuellen Konzept der Infranetz ist beispielsweise ein Bipol nur mit einem Plus- und Minuspol ausgelegt jedoch ohne den metallischen Rückleiter als dritten Leiter. Dieser metallische Rückleiter übertragt im Fehlerfall eines Poles immer noch die halbe Leistung mit, so dass uns dann nicht der gesamte Bipol mit 2 GW sondern nur circa 1 GW ausfällt. Aus Sicht der späteren Betriebsführung ist dies ein entscheidender Punkt, der nicht vernachlässigt werden darf. Da das Infranetzkonzept grundsätzliche Sicherheitsfaktoren wie diesen nicht berücksichtigt, kann Infranetz mit nur zwei Kabeln und dementsprechend mit geringeren Trassenbreiten sowie weniger Transportkosten und allen weiteren Folgeerscheinungen rechnen.
Ein weiteres Beispiel wo es sich Infanetz zu einfach macht, ist der schmale Kabelgraben, der aus einer nicht nachvollziehbaren Kabelverlegungstechnik resultiert. Es ist nicht realistisch, dass erstens eine Fräse nur bis auf Tiefen von ca. 1 Meter ohne Wandschachtung verwendet werden kann und zweitens die Kabel in den 50cm breiten Graben direkt aneinander liegen. Letzteres würde wieder zu Wärmestau und einem erhöhten Risiko führen, dass beide Kabel beschädigt werden, wenn eines ausfällt. Letztlich wird auch kein 2,5m breiter Schutzstreifen berücksichtigt, die in beiden Richtungen an den Kabelgräben vorzusehen sind. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte würde man letztlich den von TenneT vorgeschlagenen Kabelgraben erhalten.