Tesla plant Stromversorgungslösungen für den deutschen Markt, das Europäische Patentamt hat jetzt einen dazugehörigen Patentantrag veröffentlicht. Neben Solarziegeln für Privathaushalte will der Autobauer auch selbst Energieversorger werden, Produkte für Großabnehmer und Versorger gibt es schon.
Tesla bietet auf dem amerikanischen Markt schon länger Solardachziegel an, die schicken Sonnendächer sollen Haushalte zu unabhängigen Selbstversorgern in Sachen Strom machen und – welch Überraschung – ganz nebenbei das Auto laden. Nachdem das Europoäische Patentamt Ende Mai nun einen Antrag des Autobauer für »Gehäuse für Solardachziegel« veröffentlicht hat, soll wohl bald auch ein Marktstart in Europa und Deutschland erfolgen. Auf der deutschen Solar-Website von Tesla können Kunden bereits Angebote für die Ausstattung ihres Hause mit Tesla-Schindeln anfordern.
Auf den ersten Blick werden die Solardächer nicht von einem normal gedeckten Haus zu unterscheiden sein. Die Photovoltaiktechnik ist komplett in die mit Hartglas überzogenen Schindel integriert, was gegenüber den üblichen aufgesetzten Solaranlagen sehr ästhetisch wirkt.
Die Tesla-Dächer sollen zudem sehr robust sein und dreimal mehr aushalten wie normale Dachziegel. In einem Video demonstriert das Unternehmen, wie bis zu 4,5 Zentimeter große Hagelkörner mit 160 km/h Geschwindigkeit auf den Solardachziegeln einschlagen – im Gegensatz zu üblichen Dächern gehen die Tesla-Panel nicht kaputt. 210 km/h Sturm sollten ebenfalls kein Problem darstellen, zudem ist der Schindel feuerfest. Tesla gibt sowohl auf das Material, die Stromversorgung und die Wetterfestigkeit 25 Jahre Garantie.
Interessant wird auch der Preis, momentan sind dazu in Europa noch keine Informationen abrufbar. In Amerika werden pro Quadratmeter 235 US-Dollar abgerufen, damit sind die Tesla-Schindel nicht teurer als normale, mit Solaranlagen ausgestattete Dächer. Elon Musk spricht auf Twitter in gewohnt großspuriger Manier von einem »Gelddrucker auf dem Dach«. Für 8.800 Euro muss dazu noch eine Powerwall gekauft werden, die das Solardach zu einer Elektrokomplettlösung für das ganze Haus macht und damit auch ein Alleinstellungsmerkmal des Tesla-Angebotes ist.
Mit dem auf dem Dach erzeugten Strom aus Sonnenlicht kann der Akku eines Elektroautos oder des Wandakkus in der Powerwall geladen werden. Tesla verspricht damit Unabhängigkeit vom Stromnetz sowie Netzausfällen und produziert alle Komponenten von den Solarziegeln, über die Akkus bis zum Auto selbst. Diese Alles-aus-einer-Hand-Mentalität schlägt sich für den Nutzer in einer einfachen Bedienung nieder.
Die Steuerung der Solaranlage läuft über eine App. In Echtzeit kann so rund um die Uhr und von überall auf der Welt kontrolliert werden, wieviel Energie das Dach gerade produziert, wieviel davon in der Powerwall gespeichert wird, welcher Energieverbauch in die die Auto-Ladestation fließt und wie der Ladestand des Tesla ist. Auch eine Schnittstelle ans öffentliche Stromnetz ist bereits angedacht. Die Installation wird in den USA von Tesla selbst durchgeführt, inklusive der Abnahme und Wartung, das Unternehmen bietet auch Hilfe für individuelle Designs an.
Teslas Solarsparte bemüht sich nicht nur um Privatkunden. Das Unternehmen hat sich neben dem Autobau auch ein immer wichtiger werdendes Stromversorgungsstandbein aufgebaut und will Anbieter rund um das Thema Elektrizität werden.
Stromspeicher & Software
Powerpack-Stromspeicher von Tesla sind vorallem für industrielle Großkunden gedacht und sollen als USVs eine erhöhte Ausfall- und Energiesicherheit bieten. Die Stromspeicher lassen sich nahtlos in Solaranlagen integrieren, um Lastspitzen zu reduzieren oder zu verlagern und dadurch Stromkosten zu reduzieren. Auch die Einspeisung ins öffentliche Netz kann so bewerkstelligt werden. Für Energieversorger will Tesla komplette Energieversorgungsanlagen erstellen und installieren, der Fokus liegt hier auch hier auf Stromspeichern und Notstromversorgungen sowie dem effektiven und kostensparenden Energie- und Lastmanagement.
Dazu gibt es seit Anfang Juni auch eine Software. Der »Autobidder« soll laut der Tesla-Website unabhängigen Stromerzeugern, Versorgungsunternehmen und Kapitalpartnern die Möglichkeit geben, Batterieressourcen autonom zu monetarisieren. Die Software fungiert als Echtzeit-Handels- und Steuerungsplattform. Mit einem wertbasierten Asset Management und einer Portfoliooptimierung bietet sie die Möglichkeit Strategien für die Anlagen zu konfigurieren und damit den Ertrag aus Strom zu maximieren. Mithilfe von Machine Learning und einer umfänglichen Konfiguration soll der Autobidder neben Preis und Bedarf auch die produzierte Strommenge prognostizieren, deren Speicherung und/oder Verteilung autonom optimieren und die Energie dann zu bestmöglichen Konditionen kaufen und verkaufen.
Tesla beantragt Lizenz als Energieversorger
Ein weiteres Tesla-Angebot richtet sich an Gemeinden. Schlüsselfertigen Mikronetze sollen insbesondere an abgelegenen Orten die Solarstromerzeugung und -speicherung kombinieren. Eher für strukturarme Gegenden außerhalb Europas gedacht, soll so »saubere und kostengünstige Energie« zuverlässig verfügbar sein.
Doch Elon Musk denkt wie gewohnt groß: Nach Angaben der britischen Zeitung »The Telegraph« hat Tesla in Großbritanien eine Stromanbieter-Lizenz beantragt. Nachdem in den letzten Jahren das Batteriegeschäft aufgebaut wurde, will Tesla die gesammelten Erfahrungen, Technologien und Synergien zwischen seinen Geschäftszweigen nutzen und bereitet sich wohl darauf vor, als Energieversorger in den britischen Markt einzutreten.