Siliziumkarbid - Teil 2

Eigenschaften und Strukturen von SiC-Komponenten

14. Mai 2014, 16:12 Uhr | Andrea Gillhuber
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

SiC-Leistungs-Module

Bild 6. dV/dt als Funktion des Gate-Widerstands RG (Tj = 25 °C).
Bild 6. dV/dt als Funktion des Gate-Widerstands RG (Tj = 25 °C).
© Elektronik

Aus Si-IGBTs und Si-FRDs bestehende IGBT-Module werden häufig als Leistungs-Module für hohe Spannungen und Stromstärken eingesetzt. Mit SiC-Power-Modulen lassen sich die Schaltverluste, die durch den Stromschweif von Si-IGBTs und den Sperrverzögerungsstrom von Si-FRDs entstehen, beträchtlich reduzieren. Vorteile hierbei sind der gesteigerte Umwandlungs-Wirkungsgrad durch die geringeren Schaltverluste, die einfachere thermische Auslegung (kleinere und kostengünstigere Kühlkörper oder Kühlsysteme sowie Ersatz von Wasser- oder Gebläsekühlung durch Konvektionskühlung) sowie kleinere passive Bauelemente (Induktivitäten und Kondensatoren). Dank ihrer Eignung für höhere Schaltfrequenzen werden SiC-Power-Module immer häufiger in Netzteilen für Industrie-Equipment, PV-Power-Konditionierern usw. eingesetzt. Die SiC-Power-Module von Rohm sind derzeit in Halbbrücken-Konfiguration verfügbar und bestehen entweder nur aus SiC-MOSFETs oder aus SiC-MOSFETs in Verbindung mit anti-parallelen SiC-Schottky-Dioden.

Dank der schnellen Sperrverzögerungs-Eigenschaften der SiC-Schottky-Dioden (bzw. der Body-Dioden von SiC-MOSFETs) sind die Sperrverzögerungs-Verluste Err von SiC-Power-Modulen fast gleich null. Ihr Eoff-Wert ist außerdem wesentlich kleiner als bei IGBTs, weil SiC-MOSFETs keinen Stromschweif aufweisen. Eon und Eoff nehmen tendenziell proportional zum Strom zu, wobei die Proportionalität vom externen RG abhängt. Während der Sperrverzögerungsstrom von Si-FRDs und der Stromschweif von IGBTs mit zunehmender Temperatur ansteigen, verändern sich die Schalteigenschaften der SiC-Module, deren Funktion auf Majoritätsträgern beruht, bei steigender Temperatur nur geringfügig. Die Schwellenspannung von SiC-Bauelementen geht außerdem bei hohen Temperaturen zurück. Unterm Strich bewirkt dies, dass SiC-Power-Module mit zunehmender Betriebstemperatur niedrigere Eon-Werte und geringfügig höhere Eoff-Werte aufweisen.

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Bild 7. dI/dt als Funktion des Gate-Widerstands RG (Tj = 25 °C).
Bild 7. dI/dt als Funktion des Gate-Widerstands RG (Tj = 25 °C).
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Ein hoher externer Gate-Widerstand reduziert den Lade-/Entladestrom zum bzw. vom Gate und verringert dadurch die Schaltgeschwindigkeit. Dies kann den Eon-Wert sowie den Eoff-Wert ansteigen lassen und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Um dies zu verhindern, sollte wann immer möglich ein kleiner Gate-Widerstand verwendet werden. Die Kurven geben die Abhängigkeit von dV/dt (Bild 6) und dI/dt (Bild 7) vom externen Gate-Widerstand wieder. Rohm hat seine SiC-Power-Module unter verschiedenen Bedingungen getestet und dabei zu keiner Zeit beobachten können, dass hohe dV/dt- oder dI/dt-Werte zu einem Durchbruch geführt hätten.

Die maximalen Ugs-Werte von SiC-MOSFETs betragen zwischen –6 V und –22 V, und die empfohlenen Gate-Treiberspannungen lauten Ugs(on) = 18 V und Ugs(off) = 0 V. Die empfohlene negative Vorspannung – falls sie zur Anwendung kommt – liegt zwischen –3 V und –5 V. Innerhalb der spezifizierten Grenzwerte wird das Gate umso schneller geladen bzw. entladen (mit entsprechend geringeren Eon- bzw. Eoff-Werten), je höher Ugs(on) und Ugs(off) gewählt werden. Im nächsten Abschnitt werden die Ergebnisse eines Vergleichs zwischen den neuesten 1200-V/100-A-Halbbrücken-IGBT-Modulen dreier verschiedener Hersteller (Stand: 2012) und einem SiC-Modul von Rohm mit gleichen Eckwerten vorgestellt.

Bild 8. Schaltverluste als Funktion des Gate-Widerstands.
Bild 8. Schaltverluste als Funktion des Gate-Widerstands.
© Elektronik

Wird der externe Gate-Widerstand passend gewählt, können SiC-Power-Module die Gesamt-Schaltverluste (Eon + Eoff + Err) gegenüber modernsten IGBT-Modulen um ca. 85 % reduzieren (Bild 8). SiC-Power-Module lassen sich mit Frequenzen von 50 kHz und mehr ansteuern, was das Verwenden kleinerer Filterbauteile zulässt. Mit konventionellen IGBT-Modulen sind solche Betriebsbedingungen problematisch und generell nicht machbar. Darüber hinaus werden IGBT-Module wegen der hohen und mit der Sperrschichttemperatur zunehmenden Verluste normalerweise nur mit der Hälfte des Nennstroms betrieben. Bei SiC-Modulen ist der Stromminderungsfaktor wegen der geringeren Schaltverluste dagegen deutlich kleiner. Daraus folgt, dass SiC-Module anstelle von IGBT-Modulen mit höherem Nennstrom verwendet werden können.

Bei IGBT-Modulen kommt es wegen des hohen maximalen Sperrverzögerungsstroms der Si-FRDs zu großen Schaltverlusten. SiC-Schottky-Dioden dagegen weisen außergewöhnlich niedrige Irr-Werte und kurze trr-Werte auf, so dass die Schaltverluste bei ihnen vernachlässigbar gering sind.

Bild 9. SiC-MOSFET im Vergleich zu IGBTs: Abschaltverluste als Funktion des Gate-Widerstands.
Bild 9. SiC-MOSFET im Vergleich zu IGBTs: Abschaltverluste als Funktion des Gate-Widerstands.
© Elektronik

Durch den Kommutierungsstrom verursachte Sperrverzögerungsströme fließen durch den entgegengesetzten Zweig und führen dort zu einer Zunahme der Schaltverluste im Schaltbaustein. Bei SiC-Modulen reduziert sich der Eon-Verlust jedoch dank ihres schnellen Sperrverzögerungsverhaltens. Je kleiner der externe Gate-Widerstand ist, umso niedriger werden die Schaltverluste. Die Abschaltverluste von IGBTs resultieren aus dem Stromschweif dieser Bauelemente. Ihr Eoff-Wert ist hoch und vom Gate-Widerstand im Wesentlichen unbeeinflusst (Bild 9). Dank des fehlenden Stromschweifs schalten SiC-MOSFETs stattdessen verlustarm und extrem schnell. Je kleiner der externe Gate-Widerstand ist, umso niedriger werden die Schaltverluste.

Im letzten Teil 3 der SiC-Artikelserie stehen die verschiedenen Anwendungen im Vordergrund.

Teil 1 der Artikelserie finden Sie hier.


  1. Eigenschaften und Strukturen von SiC-Komponenten
  2. SiC-MOSFETs
  3. SiC-Leistungs-Module

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