Display-Obsoleszenzmanagement

Wenn das Display nicht mehr lieferbar ist

26. September 2016, 15:21 Uhr | Von Helmuth Lemme
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Passender Ersatz für obsolete Teile

Dann beginnt die Suche nach einem Ersatztyp, und die kann ganz schön schwierig werden. Beim Studieren der Datenblätter bleibt immer die Frage: Versteht man sie richtig? Und wer zu einem anderen Hersteller wechselt, muss sich fragen, ob der neu gewählte Hersteller zur Erstellung seiner Spezifikationen die gleichen Messmethoden wie der ursprüngliche Hersteller verwendet. Und ob er auch die gleichen Begriffsdefinitionen nutzt. Das ist keineswegs selbstverständlich. Viele wichtige Parameter stehen etwa nicht in den Datenblättern [1]. Wer sich blind auf diese verlässt und in gutem Glauben eine größere Stückzahl bestellt, der kann eine Katastrophe erleben. An dieser Stelle gibt es Beratungsbedarf auf dem Display-Markt.

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Klaus Wammes
Bild 1. Klaus Wammes: »Wir steigen technisch in die Tiefe ein, indem wir Displays zerlegen und Teile davon austauschen können.«
© Wammes - i-sft

Die Marktlücke erkannt und geschlossen hat Klaus Wammes (Bild 1). Seit 1993 führt er die Firma Wammes & Partner GmbH in Gundersheim bei Worms, eine Technologie-Schmiede mit Schwerpunkt Industriecomputer. 1994 startete er zusammen mit der Siemens AG das Projekt SFT, später in i-sft umbenannt und ab 2003 ein eigenständiges Unternehmen innerhalb der Wammes-Gruppe [2]. Das Arbeitsgebiet sind Spezial-Displays, vor allem für den Investitionsgütermarkt. Es gibt keine größeren Serien, sondern alle Produkte sind individuell auf die Anforderungen des Kunden abgestimmt – etwa für den Einsatz bei hohen Temperaturen oder Feuchte, im Außenbereich oder in industriellen Baumaschinen, die dem Display Stoß- und Vibrationsfestigekeit abverlangen.

Wammes weiß aus langjähriger Erfahrung, was von Spezifikationen zu halten ist und wie diese richtig zu interpretieren sind. Daher verlässt er sich nicht auf die Hersteller-Datenblätter, sondern führt in seinem eigenen Labor Messungen und Prüfungen durch. Nach mehr als 20 Jahren Tätigkeit kennt er die zahllosen Anbieter, ihre Produkte und auch die gängigen Geschäftspraktiken. Am Anfang der Suche nach einem Ersatz-Display steht die Frage an den Anwender, was er genau braucht. Im Idealfall gibt es zum Original ein mehr oder weniger identisches Produkt von einem alternativen Hersteller. Dieser kann entweder bewusst ein Second-Source-Abkommen mit einem Marktbegleiter geschlossen haben oder aber er befindet sich mit dem Marktbegleiter im Wettbewerb und hat deshalb sein Produkt ähnlich bzw. sogar identisch spezifiziert. Wenn auf diese Weise kein passender Ersatz zu beschaffen ist, besteht die nächste Option darin, die nackten »Gläser« zu beschaffen und die nötige Umgebung – Treiber, Steckverbinder, Hinterleuchtung, Montageteile usw. – selbst zu ergänzen.

Displays, die für ein bestimmtes Produkt zunächst nicht passen, werden auseinandergenommen und speziell nach Bedarf anders wieder zusammengesetzt.
Bild 2. Displays, die für ein bestimmtes Produkt zunächst nicht passen, werden auseinandergenommen und speziell nach Bedarf anders wieder zusammengesetzt.
© Wammes - i-sft

Das können je nach Einzelfall von anderen Displays genommene oder auch im Hause selbst gefertigte Teile sein. Meistens sind an den beschaffbaren Typen aber bereits viele Teile anmontiert, die für den gewünschten Zweck nicht zu gebrauchen sind. Sie müssen zuerst entfernt werden. Nicht selten werden Teile von zwei jeweils nicht hundertprozentig passenden Displays benötigt, um ein passendes Ersatz-Display konstruieren zu können (Bild 2). Wie weit so ein Spagat realisierbar ist, muss in jedem Einzelfall neu untersucht werden.

Bei Teilen, die in Form, Passung und Funktion identisch sind und somit gegeneinander austauschbar sein sollen, kommt es auf die Aspekte »Form, Fit, Function« an. »Form« bezieht sich auf Abmessungen, Gewicht, Befestigung, sichtbare Eigenschaften usw., »Fit« bedeutet: Es passt mit anderen Teilen zusammen und kann mit diesen eine Einheit bilden – von Steckverbindern über Signalpegel bis zur Software. »Function« heißt: Es soll dann auch tatsächlich funktionieren. Bei Displays genügen nicht gleiche Auflösung, gleiche Helligkeit und gleicher Kontrast. Wichtig sind auch ein gleicher Temperaturbereich, Farbraum und Sichtwinkel sowie die gleiche Robustheit. Das schränkt die Wahlmöglichkeiten deutlich ein.


  1. Wenn das Display nicht mehr lieferbar ist
  2. Passender Ersatz für obsolete Teile
  3. Beratung, Distribution und Herstellung aus einer Hand

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