Elektronik: Die Entwicklung einer Java VM, die auch auf einem ressourcenarmen Embedded-System läuft, hat Sie einige Mannjahre gekostet. Was gab den Ausschlag dafür?
Herbert Demmel: Die Idee dafür gab es schon einige Jahre vor dem Entwicklungsstart, aber als kleines Unternehmen hatten wir lange Zeit nicht die nötigen Kapazitäten, um das Projekt anzugehen. Es gab zu diesem Zeitpunkt auch nicht unbedingt viele Kundenanfragen, die dahin gingen, schnell und einfach eigene grafische Benutzeroberflächen zu erstellen und auf einem im Display integrierten Mikrocontroller laufen zu lassen. Es schien mir einfach der nächste logische Schritt zu sein. Auch als Techniker kann ich mich gut in den Anwender hineinversetzen und weiß, was ich mir selbst wünschen würde.
Elektronik: Über die Java VM lassen sich auch einfache Steuerbefehle mit dem iLCD ausführen – bedienen Sie dazu auch Anforderungen der funktionalen Sicherheit?
Herbert Demmel: Zertifizierungen bringen unsere Displays nicht mit. Da sie immer nur Teil eines Systems sind und das System als Ganzes zertifiziert werden muss, ist der Aufwand dafür aus unserer Sicht auch nicht sinnvoll. Auf Kundenwünsche reagieren wir natürlich und haben uns auch in der Vergangenheit mit Testlaboren ausgetauscht, damit unsere Displays problemfrei durch die Zertifizierungen kommen.
Bei der funktionalen Sicherheit wurden bisher noch keine Anforderungen an uns herangetragen, was aber auch nicht verwundert, da die Java VM ja erst seit ein paar Monaten von einigen Interessenten getestet wird. Neuentwicklungen, zum Beispiel in der Medizinelektronik, können durchaus achtzehn Monate benötigen und das heißt, dass wir noch etwas auf entsprechende Rückmeldungen unserer Kunden warten müssen.
Elektronik: Wo Sie schon die Medizinelektronik ansprechen: Hier steigt die Nachfrage für Displays recht stark. Spüren Sie aus diesem Bereich auch eine erhöhte Nachfrage für Ihre „intelligenten“ Displays?
Herbert Demmel: Eine deutlich erhöhte Nachfrage spüren wir nicht, aber die iLCDs werden in der Medizintechnik bereits recht häufig eingesetzt. In diesem Bereich decken sich die Anforderungen mit unserem Angebot sehr gut: Die jährlich abgesetzten Stückzahlen von Medizingeräten liegen in etwa bei 500 bis 1000. In solchen Fällen darf ein Display auch etwas mehr kosten, wenn sich dadurch – wie es mit unseren „intelligenten“ Displays der Fall ist – Entwicklungskosten einsparen lassen und sich die Zeit zur Markteinführung verkürzt. Bei sehr hohen Stückzahlen ist das anders. Hier nehmen die Unternehmen hohe Entwicklungskosten in Kauf, schauen dafür dann aber bei den Produktionskosten sozusagen auf jeden Cent. Das ist dann nicht mehr unser Marktsegment.
Elektronik: Immer mehr Geräte werden netzwerk- oder internetfähig und damit müssen sich die Hersteller und Anbieter mit IT-Sicherheit befassen. Ist das auch für Displays absehbar?
Herbert Demmel: Ich würde sagen: Ja. In dem Moment, wo ein Display mit einem Ethernet-Modul ausgestattet wird, ist IT-Sicherheit ein Thema. Das ist bei den Displays noch nicht sehr weit fortgeschritten, erste Ansätze sind aber da. Auch wir haben schon Ethernet-Erweiterungsmodule in einige wenige Displays integriert und auch erste Sicherheitsfunktionen entwickelt, zum Beispiel eine Beschränkung der IP-Adressen, von denen aus Ansteuerbefehle akzeptiert werden. In der Zukunft wird sich der Trend zur Vernetzung und IT-Sicherheit bei Displays sicherlich fortsetzen.