Design-Praxis

Displayschnittstellen im Vergleich

6. September 2018, 16:44 Uhr | Rudolf Sosnowsky, Leiter Technik bei Hy-Line Computer Components
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Fortsetzung des Artikels von Teil 4

Zielspezifikation: nur ein Kabel!

Häufig integrieren reale Anwendungen mehr als nur einen Monitor. Oft hat dieser Monitor einen Touchscreen, der über USB mit dem Rechner kommuniziert, oder weite­re Tasten, die an der Maschine Sonderfunktionen auslösen, oder einen Leser für den Bediener­aus­weis. Dann ist es lästig, neben den Leitungen für Grafik und Stromversorgung weitere für USB oder andere Signale zu verlegen. Kann man denn nicht weitere Informationen über nur ein Kabel über­tragen?

Thunderbolt

Thunderbolt ist eine Schnittstelle, die gemeinsam von Intel und Apple spezifiziert wurde. Alle Signale laufen über nur einen Stecker, der den PC mit der Peripherie verbindet. Die Revision 2 kombiniert DisplayPort und PCI Express in einem Kupferkabel. Die Datenübertragungsrate ist 20 Gbps, die sich auf beide Richtun­gen aufteilen.

Das Video-Protokoll ist an DisplayPort 1.1 angelehnt, das Daten­protokoll an PCI Express 2.0. Revision 3 steigert die Datenrate auf 40 Gbps; der Video-Teil entspricht DisplayPort 1.2, der Daten-Teil PCI Express 3.0.

HDBaseT

HDBaseT wird von der HDBaseT-Alliance mit den Gründungsmitgliedern Valens (Halbleiter), Pana­sonic (Bildschirme) und Sony Entertainment (Inhalte) unterstützt. Ziel ist es, fünf Signaltypen, 5-Play genannt, über nur ein CAT6-Kabel mit RJ45-Stecker zu übertragen. Die fünf Signale sind Video einschließlich Audio, Ethernet, USB, Steuersignale und Stromversorgung.

Die Übertragungs-Technologie ist proprietär, setzt aber auf einem Standard Ethernet PHY auf (10 Gbps). Dadurch können bis zu 100 m Distanz mit einem preisgünstigen Medium überbrückt werden. Beachtlich ist die gleichzeitig über­tragene Leistung. Geräte mit bis zu 100 W Aufnahme können über das HDBaseT-Kabel versorgt werden.

USB-Type-C: DisplayPort Alternate Mode

Die aktuelle Variante von USB setzt auf die mit USB3.0 eingeführte Technologie. Zusätzlich zu den bekannten USB2.0-Signalen existieren separate High-Speed-Leitungen mit Bezeichnung Super Speed, getrennt für Sende- und Empfangsrichtung. Damit entfällt die Geschwindigkeitsreduktion durch Half-Duplex-Betrieb wie bei den Vorgänger-Versionen.

Die Idee ist diese Schnittstelle mit ausreichend Bandbreite für viele Anwendungen noch universeller zu nutzen. Dies schlägt sich in der Spezifikation von USB-Type-C nieder. Dabei werden die Schwachpunkte der bisherigen USB-Versionen, beginnend mit dem Stecker, umgangen.

Der neu definierte Stecker für USB-Type-C ist deutlich kompakter und passt auch in schlanke Gehäuse von Mobilgeräten. Er kann um 180° gedreht eingesteckt werden. Die Stecker sind an Host- und Device-Seite identisch, damit kann das Kabel jetzt bidirektional verwendet werden. Diese Designideen er­möglichen erst den wirklich universellen Einsatz der Schnittstelle: Unabhängig von der Steckerlage müssen die internen Leitungen den Kontakt zur Schnittstelle herstellen. Sie sind daher doppelt ausgelegt und werden von den Schnittstellen-ICs nach Bedarf umgeschaltet. Dies bedeutet, dass immer ein Leitungspaar pro Richtung für den Transport der USB-Daten genutzt wird, das andere aber ungenutzt bleibt.

Hier setzen die so genannten Alt Modes an, Betriebsarten, in denen die USB-Type-C-Schnittstelle für die Übertragung anderer als USB-Daten ge­nutzt wird. Im DisplayPort Alt Mode stehen am USB-Stecker folgende Signale gleichzeitig zur Verfügung: USB3.1 mit 5 oder 10 Gbps, USB2.0 mit 480 Mbps, DisplayPort 1.2 mit bis zu 4k/UHD bei 60 Hz und USB-PD Power Delivery bis 100 W. Durch die Wendefunktion des Steckers bleibt ein Paar der SuperSpeed-Leitungen ungenutzt. In einem ersten Schritt wird dieses Paar für die Übertragung des Video-Signals genutzt. Die Richtung eines Empfangskanals wird dabei in Richtung Display umgekehrt. Der andere High-Speed-Kanal wird weiter für USB3.1 genutzt.

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Bild 20: DP Alt Mode mit gleichzeitiger Nutzung von USB3.1
Bild 20: DP Alt Mode mit gleichzeitiger Nutzung von USB3.1
© Hy-Line Computer Components
Bild 21: DP Alt Mode mit höchster Bandbreite für den Monitor
Bild 21: DP Alt Mode mit höchster Bandbreite für den Monitor
© Hy-Line Computer Components

In einem zweiten Schritt wird das zweite Leitungspaar auch noch für Display-Daten ge­nutzt. Damit steigt die für das Display verfügbare Bandbreite an, es steht jedoch kein USB3.1-Kanal mehr zur Verfügung. Wegen der Aufwärtskompatibilität bleibt der USB2.0-Kanal weiterhin bestehen. Bild 20 und 21 zeigen, wie die Leitungen des USB-Type-C für den Anschluss eines DisplayPort-Monitors umdefiniert werden.


  1. Displayschnittstellen im Vergleich
  2. Interne Schnittstellen
  3. Externe Schnittstellen
  4. Grenzen für die Bandbreite
  5. Zielspezifikation: nur ein Kabel!
  6. Alle Schnittstellen auf einen Blick
  7. Glossar

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