Künstliche Verknappung als Preisstütze

Display-Produktion wird weiter heruntergefahren

1. Dezember 2023, 11:17 Uhr | Lars Bube
© Omkar - AdobeStock (Generiert mit KI)

Um den anhaltenden Preisrutsch im LCD-Segment abzufedern, senken die Hersteller die Auslastung ihrer Produktionsstandorte aktuell bis auf etwa 70 Prozent ab. Doch im nächsten Jahr dürften sich die Probleme noch weiter verschärfen und neben TVs auch zunehmend IT-Geräte betreffen.

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Wegen der anhaltend schwachen Nachfrage nach LCD-Monitoren steigt der Druck zu absatzstützenden Rabatt- und Abverkaufsaktionen im Handel. Besonders stark treffen diese Dynamik und der daraus resultierende Preisverfall derzeit den Markt für Fernsehgeräte. Deren Hersteller versuchen den Preisdruck zumindest teilweise an die Panel-Hersteller weiterzugeben. Da deren finanzieller Spielraum jedoch inzwischen bereits deutlich geschrumpft ist, versuchen sie seit einigen Monaten verstärkt, den Abwärtstrend durch künstliche Verknappung etwas abfedern. Indem sie die Produktion reduzieren, hoffen sie einen weiteren Preisrutsch zu verhindern und die Erlöse wenigstens stabil auf dem aktuellen niedrigen Niveau halten oder gar steigern zu können. Im vierten Quartal wird dabei laut den Analysten von Omdia ein neuer Tiefstand erreicht. Trotz des Jahresendgeschäfts soll die Auslastung der entsprechenden Produktionsstätten für LCD-TV-Panels im Durchschnitt nur noch bei etwa 70 Prozent liegen.

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© Omdia

»Im Vergleich zu den letzten Monaten haben die Panelhersteller ihre Produktionsauslastung in der jüngsten Prognose aggressiver reduziert, was darauf hindeutet, dass die Panelhersteller Schwierigkeiten haben, die Preise für LCD-TV-Panels aufrechtzuerhalten«, fasst Omdia-Analyst Alex Kang die Lage zusammen. Auch wenn das kurzfristig tatsächlich die erhoffte Wirkung zeigt und sich die Preise etwas erholen, kollidiert diese Strategie auf der anderen Seite mittelfristig direkt mit den Herausforderungen und Wünschen der TV-Hersteller, die nun ihrerseits immer weniger Panels ordern. »Infolge des Preisdrucks bei LCD-TV-Displays durch TV-Marken/OEMs erkennen die Panel-Einkäufer, dass sie ihre Einkaufspläne in den kommenden Monaten, einschließlich des ersten Quartals 24, ändern müssen, wenn die Preise für LCD-TV-Panels nicht deutlich gesenkt werden«, prognostiziert Kang. Er erwartet deshalb zum Jahresanfang sogar noch eine weitere Absenkung der Produktion, insbesondere in den chinesischen Fabs, auf nur noch etwa 60 Prozent der maximal möglichen Menge.

Auch IT-Displays sind weniger gefragt, als erwartet

Dabei dürfte sich das Problem für die Panel-Hersteller im nächsten Jahr sogar noch ausweiten. Denn was im TV-Markt begann, trifft inzwischen immer mehr andere LCD-Sektoren aus dem IT-Bereich wie Monitore und Notebooks. Auch deren Hersteller werden den Analysen von Omdia zufolge immer konservativer bei ihren Bestellungen. Schon jetzt warten viele von ihnen ab, wie sich das Weihnachtsgeschäft entwickelt und ordern nur äußerst vorsichtig weitere Panels, um so Bestandsübertragungen auf das nächste Jahr möglichst zu vermeiden. Währenddessen trübt sich die Prognose für das kommende Jahr immer weiter ein. Hatten viele Hersteller von Notebooks und Monitoren ursprünglich für 2024 zumindest im B2B-Umfeld mit einer steigenden Nachfrage gerechnet, verschwindet dieser Hoffnungsschimmer, vor allem aufgrund der anhaltenden globalen Rezession, zusehends. Die unvermeidlich langsamere Nachfrage nach IT-LCDs bis Anfang 2024 könnte somit schon im 1Q24 zu einem noch tieferen Einbruch der Auslastung in der LCD-Produktion führen, schlussfolgert Omdia.


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