Display-Spezifikationen

»Da sparen am Schluss alle«

8. Dezember 2016, 15:29 Uhr | Markus Haller
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Auswirkungen der dünnen Datenblätter

 Automotive-Display
Bild 1. Im Deutschen Flachdisplay-Forum werden einheitliche Messmethoden für die geforderten Parameter von Automotive-Displays spezifiziert.
© Audi

Wer ist von den dünnen Datenblättern am meisten betroffen?

Blankenbach: Vornehmlich die kleinen und mittelständischen Systemintegratoren und auch die Distributoren, die erhöhten Beratungsaufwand leisten und viele Rückfragen beantworten müssen. Auch Reklamationen von enttäuschten Kunden kommen vor. Große Firmen, wie Automobilkonzerne, beziehen ihre Display-Systeme über etablierte Lieferketten, die im Laufe der Jahre die wesentlichen Messparameter evaluiert haben, die nun auch vom Display-Hersteller in einem Automotive-spezifischen Datenblatt angegeben werden. Die abgenommenen Stückzahlen mit relativ ähnlichen Anforderungen sind hier hoch genug, damit ein Hersteller diesen Aufwand betreibt bzw. auch betreiben kann.
Wo kleine Mengen abgenommen werden, handelt es sich in der Regel um Standard-Displays, die für eine Vielzahl an verschiedenen Anwendungen genutzt werden und dann muss der Käufer mit einem Standard-Datenblatt zurechtkommen. Wenn wir uns hier [am Münchner Flughafen, Anm. d. Red.] einmal umschauen, sehen wir dort am Kassensystem ein vermutlich 15“ großes Panel im 4:3-Format. Die Betriebsanforderungen an so ein Display sind ja schon sehr unterschiedlich, wenn man nur vom Anwendungsfall Kassensystem ausgeht – ob beispielsweise draußen im Freien im Biergarten bei Umgebungslicht oder drinnen in der Werkskantine. Sie werden aber auch noch in zahlreichen anderen Industrieanwendungen eingesetzt, etwa als Bedienterminal in der Automatisierungstechnik oder Infoterminal, um animierte Bildinhalte anzuzeigen. Da macht es für den Hersteller auch keinen Sinn, das Ganze so weit im Detail zu spezifizieren.

Wie wirken sich fehlende Angaben beim Obsoleszenz-Management aus?

Blankenbach: Wenn ein Display abgekündigt wird, stellt sich dem Anwender natürlich die Frage nach einem passenden Ersatz. Wenn ein für ihn relevanter Parameter nicht im Datenblatt enthalten ist, muss er diesen Wert selbst evaluieren und das macht die Suche nach Ersatz dann komplizierter. Allgemein gilt: Je unspezifischer ein Datenblatt gehalten ist, desto schwieriger gestaltet sich die Suche nach einem passenden Ersatz. Und man muss das alles vor dem Hintergrund betrachten, dass die Obsoleszenz-Strategien bei den Displays noch relativ unerforscht sind. Theoretisch könnte sich ein Distributor nach der Last-Time-Buy-Ankündigung ja eine hohe Stückzahl des Modells einkaufen und es einlagern. Bei Halbleitern ist das auch gang und gäbe, weil die Bedingungen für eine erfolgreiche Langzeitlagerung bekannt sind. Bei den Displays hat man damit deutlich weniger Erfahrung. Ein weiterer Aspekt ist hier auch noch das digitale Interface.

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