Für Konrad Szabo, Head of Product Marketing Line Management bei Data Modul, sind beim Einsickern von Consumer-Displays ins industrielle Umfeld »die oft sehr begrenzte Verfügbarkeit von 6 bis 18 Monaten und das Fehlen eines End-of-Life-Prozesses der größte Nachteil«. Weil die Spezifikation von Consumer-Produkten deren Anwendungsbereich angepasst ist, müsse der Kunde wissen, ob er mit einem eingeschränkten Temperaturbereich und einer geringen Lebensdauer des Backlights leben könne. Nachteilig sei überdies, dass Consumer-Displays für eine relativ geringe Einsatzdauer konzipiert seien, eine industrielle Steuerung solle aber in zehn Jahren noch funktionieren. In puncto Interfaces ist LVDS nach wie vor die Standard-Schnittstelle, inzwischen gibt es aber auch industrielle Produkte (die auf Panels aus dem Notebook-Bereich basieren) mit embedded DisplayPort (eDP) und hochauflösende PID-Panels (meist 4K2K) mit V-by-One-Interface. Während 4K-Displays mit Diagonalen größer als 27 Zoll verfügbar sind, seien 8K-Displays noch kein Thema, sagt Szabo. Die Quantum-Dot-Technik (QD, Nanoteilchen aus Indiumphosphid statt des umweltschädigenden Cadmiums), die in puncto Farbbrillanz an OLED-Displays herankommt oder sie gar übertrifft und überdies günstiger in der Produktion ist, wird momentan nur im High-End-TV-Segment eingesetzt. Szabo: »Hier sehen wir noch keine Produkte für den industriellen Bereich.«
Geht es um kleinformatige industrielle Displays, wird laut Mark Stephenson, technischer Marketing Manager von KOE Europe, der europäischen Vertriebsorganisation von Japan Display Inc., »in absehbarer Zeit keiner der Consumer-Trends wie curved, höhere Auflösung oder QD eine Rolle spielen, weil dies ganz eindeutig Trends für großformatige Panels sind«. Lediglich bei einigen größeren Panels, mit denen das High-End-Medizinsegment adressiert wird – hier ist auch KOE aktiv –, »sehen wir schon heute die Forderung nach höherer Auflösung bis hin zu 10K«. Am Horizont sei auch bislang nichts zu sehen von curved Panels oder QD im Industriesektor. In puncto Interface ist immer noch LVDS populär, auch wenn es nicht zuletzt dank Intels Wechsel hin zu eDP als Standard einige Diskussionen in diese Richtung gibt.
Klaus Wammes, Geschäftsführer der i-sft GmbH, zufolge ist der Trend zu Displays mit Touch-Funktion ungebrochen, und dies auch speziell für große und sehr große Größen mit hochauflösenden PCT-Touches. Anders sehe es mit curved aus, hier versuche das Marketing, dies im Consumer-Bereich als neues Must Have zu platzieren, »aber im Non-Consumer-Segment ist curved kein Thema«. Die höhere Auflösung hingegen liege auch im industriellen Umfeld im Trend. Was die Diagonalen anbelange, sei im Non-Consumer-Umfeld bei 55 Zoll eine sinnvolle Obergrenze erreicht, auch wenn manche Hersteller großformatigere E-Signage-Displays (80 Zoll und darüber) offerieren, für die allerdings keine signifikanten Stückzahlen prognostiziert würden. Kleinere Anzeigen böten dagegen Vorteile beim Transport, Handling und Einbau. Benötige der Kunde größere Anzeigeflächen wie etwa Videowände, lasse sich das eher durch Clustern erreichen, dem der Trend zu kleineren Stegen entgegen komme.
Weil überdies die Packungsdichte wächst, ist Heat-Management ein immer größer werdendes Thema, und, so Wammes, »heller werden soll es auch immer noch«. Last but not least spielt der Energieverbrauch nach ungeschönten Werten eine wichtige Rolle. Diese beiden letztgenannten Themen ließen sich nicht durch einfache standardisierte Komponentenauswahl meistern, sondern nur in einem systemischen Ansatz und individuell für jede Applikation, versichert der i-sft-Geschäftsführer.