Im Gegensatz zu Balgengaszählern und Turbinengaszählern arbeiten statische Gaszähler ohne bewegte Teile. Dadurch erhöht sich die Lebensdauer ohne Leistungseinbußen. Zudem generieren mikrothermische Gaszähler nicht nur Messdaten zum Gasfluss, wie Standardvolumen und Standardfluss, sondern erfassen auch zusätzliche physikalische Eigenschaften des Erdgases oder dessen unmittelbaren Umgebung. Diese zusätzlichen Daten können mit den Informationen von Gasversorgungsunternehmen – beispielsweise die geografische Verteilung von Gaszählern oder die in einem Versorgungsnetz vorhandenen Erdgasarten – kombiniert werden und dadurch einen echten Mehrwert schaffen.
Welche spezifischen Daten generieren mikrothermische Gaszähler?
Mikrothermische Gaszähler und Submetering-Systeme in kleinen Appartements und verwandten Applikationen erfassen eine Fülle von Informationen über den Durchfluss, die Zusammensetzung und die physikalischen Eigenschaften des Erdgases. Im Folgenden werden diese Daten „Daten der Kategorie 1“ genannt. Die Daten der Kategorie 1 umfassen unter anderem Standardvolumen, Durchfluss, Temperatur, thermische Leitfähigkeit und Wärmekapazität des Erdgases.
Außerdem gehören dazu auch durch mikrothermische Messverfahren ermittelte Parameter, wie den Temperaturgradienten über dem Messelement. Gasversorgungsunternehmen und Gasverteiler haben Zugriff auf zusätzliche Informationen, zum Beispiel den genauen geografischen bzw. physischen Standort des Gaszählers an diesem Ort, die Gasart und -zusammensetzung sowie die Gasverbrauchsprofile an einzelnen Standorten. Diese Daten werden im Folgenden „Daten der Kategorie 2“ genannt.
Mehrwert für alle
Mittels Zusammenführung der beiden Datensätze der Kategorie 1 und 2 ergeben sich interessante neue Erkenntnisse auf verschiedenen Ebenen: Visualisierungen, aus denen die Verteilung von Daten der Kategorie 1 – Durchfluss, Zusammensetzung und physikalische Eigenschaften der Erdgase – in der nahen Umgebung eines Zählers, in einer Stadt oder in einer gesamten Region ersichtlich werden. Solche Analysen können Informationen über die Abweichung bestimmter Faktoren von einer Messstelle zur anderen liefern. Diese Faktoren können die thermische Leitfähigkeit und/oder die Temperatur und/oder die Wärmekapazität des Erdgases umfassen, sowie weitere Parameter, die durch die mikrothermische Messung erfasst werden.
Die Zusammenführung und Verarbeitung der beiden Datentypen erzeugen weitere Vorteile. Hierzu zählen unter anderem die Erkennung von Ausreißern (siehe unten), eine verbesserte Kontrolle der Versorgungsqualität, eine höhere Lebensdauer des Gaszählers und eine Verringerung von teuren Servicearbeiten durch einen Techniker im Feld.
Um Ausreißer zu erkennen, können Daten der Kategorie 1 direkt am Bezugspunkt, also am Installationsort des mikrothermischen Erdgaszählers, gemessen werden. Die Daten können per Fernauslesung übermittelt und die zusammengeführten Datensätze auf Ausreißer in einer bestimmten geografischen Region analysiert werden. So sollte zum Beispiel die Wärmekapazität des Gases innerhalb von Regionen, die mit Erdgas der gleichen Art und Qualität beliefert werden, sehr ähnlich sein. Anstelle der Wärmekapazität kann auch jeder andere Parameter der Kategorie 1 oder eine geeignete mathematische Beziehung zwischen den Parametern verwendet werden. Im Fall einer Erkennung von Ausreissern sollte eine weitere Untersuchung folgen, weil dies ein Anzeichen für eines der folgenden Ereignisse sein kann:
• Mutwillige Manipulation des Gaszählers
• Fehlgeschlagene Messdatenerfassung
• Fehlgeschlagene Übermittlung von Messdaten
• Fehlfunktion der Messeinheit im Gaszähler
• Gasleckage
• Veränderte Gasparameter
• Veränderte Messbedingungen
Um die Lebensdauer eines Gaszählers und Serviceintervalle zu verlängern, können zudem redundante Signale zur Durchführung von Selbstdiagnosen verwendet werden. Darüber hinaus eröffnen die Erfassung, Zusammenführung und Analyse von Daten mikrothermischer Gaszähler neue Möglichkeiten für cloudbasierte Dienste, die den Austausch von Signalen, Messungen und Fehlerdaten zwischen individuellen Zählern ermöglichen. Der intelligente Gaszähler dürfte zunehmend auch für eine Technologie stehen, die nicht nur kommuniziert, sondern folglich auch mit anderen intelligenten Geräten kooperiert.
Die Anbieter von Gasmesstechnologien und Gasversorgungsunternehmen sollten diesen globalen Trend aufgreifen und nutzen. Statische Gaszähler eignen sich besonders gut, um nicht nur die grundlegenden Standardvolumen- und Durchflusswerte zu messen, sondern auch neue Zusatzinformationen zu erfassen. Durch Selbstdiagnose und die Detektion von Veränderungen in der Umgebung werden neue Technologien die Zuverlässigkeit und Vielseitigkeit von Gaszählern erhöhen.