Gewölbte Anzeige als Augmented-Reality-Linse?

LCD-Display auf der Kontaktlinse

11. Dezember 2012, 14:52 Uhr | Caspar Grote
Auf dem Kontaktlinsendisplay-Prototypen prnag ein Dollarzeichen
© Imec

Wissenschaftler der Universität Gent haben ein sphärisch gekrümmtes LCD-Display entwickelt, das sich in Kontaktlinsen einbetten lässt. Neben kosmetischen Anwendungen ist auch der Einsatz in der Medizintechnik denkbar.

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Entstanden ist das gewölbte Display im »Centre of Microsystems Technology« (CMST), einem mit dem belgischen Forschungszentrum imec assoziierten Labor an der Universität Gent. Die Forscher sehen in dem jetzt vorgestellten Prototypen, mit dem sich rudimentäre Muster darstellen lassen, den ersten Schritt in Richtung eines vollwertigen, hochauflösenden Displays auf einer Kontaktlinse. Mittels innovativer Technik auf LCD-Basis können die Wissenschaftler die ganze Displayoberfläche nutzen. Über eine Anpassung des Prozesses, mit dem die leitende Schicht des Displays strukturiert wird, lässt sich mit dieser Technik eine breite Palette von Pixelzahlen und -größen realisieren – von einer vollständig abdeckenden Ein-Pixel-Kontaktlinse, die als adaptive Sonnenbrille nutzbar ist, bis zum hochauflösenden Kontaktlinsen-Display.

Auf dem Prototypen prangt ein Dollarzeichen, ein Zitat der vielen Comic-Figuren, die mit Dollarzeichen in den Augen dargestellt sind. Auf einem Online-Video ist zu sehen, wie dieses Symbol auf der Kontaktlinse blinkt. Für die Zukunft stellen sich die Forscher vollständig autonome elektronische Kontaktlinsen mit einem eingebetteten Display vor. Diese Lösungen der nächsten Generation ließen sich auch für medizinische Zwecke nutzen, beispielsweise für die Steuerung des auf die Retina einfallenden Lichts im Falle einer beschädigten Iris. Auch kosmetische Anwendungen wie eine Iris mit veränderbarer Farbe sind denkbar.

Wenn die Kontaktlinse auf dem Auge sitzt, ist der Inhalt des Displays bei dem bestehenden Prototypen nur für die Umstehenden sichtbar. Denn das Auge des Trägers kann auf so nahe Objekte nicht fokussieren. Momentan laufen Forschungen, um das Fokussierungsproblem zu lösen. So wollen die Wissenschaftler herausfinden, ob ein Kontaktlinsendisplay, das der Träger der Linse selbst sehen kann, beispielsweise als eine Art Head-up-Display zum Einspiegeln eines Bildes in das normale Sichtfeld des Trägers nutzbar ist. Allerdings gibt es noch einige Hürden für einen breiten kommerziellen Einsatz: »Normalerweise sind flexible Displays, die Flüssigkristallzellen verwenden nicht dafür ausgelegt, sie in eine neue Form zu bringen – vor allem nicht in eine sphärische«, sagt Jelle De Smet, der Leiter des Projekts. »Außerdem mussten wir sehr dünne Polymerfilme verwenden und deren Auswirkung auf die Glattheit der Oberfläche im Detail untersuchen. Nur weil wir neuartige leitfähige Polymere in eine glatte, sphärische Zelle integrieren konnten, gelang es uns, dieses neuartige Kontaktlinsendisplay auf LCD-Basis herzustellen.«

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