Berührungslose Überwachung von Neugeborenen ausgezeichnet

Preis für Patientensicherheit in der Medizintechnik vergeben

2. Oktober 2012, 9:40 Uhr | Caspar Grote

Der VDE und das Aktionsbündnis für Patientensicherheit haben erstmals den "Preis für Patientensicherheit in der Medizintechnik" vergeben. Abbas K. Abbas, Doktorand an der HTWK Aachen wurde für seine Arbeiten an der berührungslosen Überwachung der Atmungsrate von Neugeborenen ausgezeichnet.

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Der von der deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik (DGBMT) im VDE gemeinsam mit dem Aktionsbündnis für Patientesicherheitjährlich ausgeschriebene Preis richtet sich an den wissenschaftlich-technischen Nachwuchs in Forschungseinrichtungen, Kliniken und in der Industrie. Prämiert werden Technologien, Systeme und/oder Prozesse beziehungsweise deren Gestaltung, die eine erhebliche Verbesserung der Patientensicherheit in einem überschaubaren Zeitraum erwarten lassen. Gestiftet hat den mit insgesamt 6500 Euro dotierten Preis Dr. med. Hans Haindl, der als öffentlich bestellter Sachverständiger für Medizinprodukte auf mehr als 20 Jahre Schadensbegutachtung an Medizinprodukten zurückblicken kann.

Preisträger Abbas K. Abbas ist Doktorand am Philips Lehrstuhl für Medizinische Informationstechnik an der RWTH Aachen und wurde für seine Dissertation zur berührungslosen Überwachung der Atmungsrate von Neugeborenen auf Basis der Infrarot Thermographie-Bildgebung ausgezeichnet. Die beiden zweiten Plätze gingen an Susanne Schaller von der ACQUA Klinik in Leipzig und Erik Eichhorn von der Universitätsmedizin Greifswald.

Kranke Neugeborene sind auf eine sorgfältige Beobachtung angewiesen. Aufgrund ihrer pathophysiologischen Besonderheiten unterscheidet sich das Monitoring teilweise erheblich vom dem erwachsener Patienten. Die kontinuierliche Überwachung der Spontanatmung ist insbesondere in Fällen von Frühgeburtlichkeit sowie Anpassungsstörungen von Atmung und Kreislaufsystem eine wichtige Aufgabe.

Abbas K. Abbas beschreibt in seiner Dissertation eine innovative Methode, die eine kontaktlose Echtzeitüberwachung der Körperoberflächentemperatur ermöglicht. Die Arbeit zeigt, dass die Atemfrequenz bei Neugeborenen über die Analyse des Temperaturprofils der Nasenlöcher in den Ein- und Ausatemphasen ermittelt werden kann. Die neue Methode geht mit einem minimalen Risiko einher, da das entwickelte Verfahren auf einer virtuellen Abtastung basiert, wobei nach der Wahl einer "region of interest" die Änderung des Wärmetransfers an den Nasenlöchern während des Atmungszyklusses detektiert wird. Weil die berührungslose Methode jedes am Säugling befestigte Kabel vermeidet, trägt Abbas' Dissertation laut Meinung der Jury wesentlich dazu bei, ein kabelloses und nicht-invasives Neonaten-Monitoring unter Intensivstation-Bedingungen zu etablieren. Überdies werde die virtuelle Abtastung über Infrarot-Thermographie die Sicherheit von Neugeborenen erhöhen.

Susanne Schaller belegte in ihrer Arbeit den klinischen Nutzen und die Effizienz eines zusätzlichen Kollisionswarnsystems als Ergänzung für das optoelektrische Instrumentennavigationssystem (NPU, Karl Storz GmbH & Co. KG, Tuttlingen) in der endo- und transnasalen Chirurgie. Eine zusätzliche Abstandsanzeige und eine geeignete Warnsystematik verbessern die chirurgischen Leistungsparameter Situationsaufmerksamkeit, Komplikationsrate und Nutzungseffizienz bei der Instrumentennavigation. Susanne Schaller arbeitet seit Januar 2012 als Ärztin im MVZ Kopfzentrum der HNO Klinik der ACQUA Klinik in Leipzig.

Erik Eichhorn stellte in seiner Arbeit ein Workflow-orientiertes Monitoringsystem für den akutmedizinischen Bereich am Beispiel der Universitätsmedizin in Greifswald vor. Es werden das Überwachungskonzept sowie ein Indikationskatalog für das Monitoring dargelegt. Das Technologiekonzept ermöglicht nicht nur eine physisch ununterbrochene Überwachung, sondern beachtet zugleich auch hygienische und prozessuale Aspekte. Neben der Darstellung der strategischen Konzeption wird gezeigt, dass derzeitig bei traditionellen Überwachungskonzepten noch erhebliche Zeiträume ohne Überwachung bestehen, die zum Beispiel eine Zustandsänderung des Patienten auf einem Transport nicht erfassen. Erik Eichhorn arbeitet seit November 2011 als Assistenzarzt für Anästhesiologie an der Universitätsmedizin in Greifswald.

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