Rauschkorrektur per Firmware
Für die Filterung von EKG-Signalen nach der Digitalisierung existieren bereits viele Software-Algorithmen, die häufig in High-End-Geräten zum Einsatz kommen und üblicherweise Eigentum des Herstellers sind.
Um diese meist komplexen Algorithmen ausführen zu können, muss der Mikrocontroller über ausreichende Leistung und Kapazität verfügen.
In Bild 5 ist die Übertragungsfunktion des in der digitalen Domäne für die EKG-Erfassung verwendeten Filters zu sehen. Die Filterordnung ist sorgfältig auszuwählen, denn sie muss für eine hohe Dämpfung ausreichend sein, darf jedoch nicht zu Überschwingern führen. Als flexibles digitales Filterelement kann der Mikrocontroller meist den für das EKG-System gewünschten Frequenzgang bereitstellen. Über Hochgeschwindigkeits-Analogmultiplexer lassen sich mehrere Kanäle erfassen, und außerhalb des Mikrocontrollers sollte ein Messverstärker mit hoher Eingangsimpedanz die Signale verstärken.
In den »PSoC«-Bausteinen sind ein A/D-Wandler mit hoher Auflösung in der Größenordnung von 20 Bit sowie Universal-Operationsverstärker integriert, wodurch sich die Anzahl der für ein EKG-Gerät benötigten Bauteile weiter verringern lässt. Von den Siliziumherstellern angebotene Softwarewerkzeuge wie der »PSoC Creator« vereinfachen den Filterentwurf erheblich. Wie Bild 5 zeigt, lässt sich das Filter grafisch konfigurieren, indem der Anwender die Filterparameter in Drop-down-Menüs einstellt.
Bei der Übertragungsfunktion des typischen EKG-Systems in Bild 5 liegt die Abtastrate bei 500 Samples/s. Mithilfe eines zweistufigen Filters 35. Ordnung wird eine Nullstelle bei 60 Hz erzeugt, dabei liegt die Signalbandbreite zwischen 0,05 Hz und 150 Hz. Beide Filterstufen weisen 35 Stützstellen auf. Der Filterblock, in dem diese Funktion implementiert wird, verfügt über zwei je maximal vierstufige Filterkanäle. So lassen sich komplexe Filter realisieren, ohne die Filterkoeffizienten manuell berechnen zu müssen. Auch kann das Softwaretool die verschiedenen Parameter wie beispielsweise Phasengang, Impulsantwort oder Sprungantwort grafisch darstellen. Mithilfe anwendungsspezifischer Filterblöcke lassen sich auf bestimmte Anwendungen abgestimmte Filter schnell entwickeln.
Angesichts der sinkenden Versorgungsspannungen für EKG-Handgeräte steigen die Anforderungen an die Signalverarbeitung. Hier kann ein komplettes analoges Frontend in einem einzigen Mixed-Signal-Con-troller mit integrierter Hard- und Software die Genauigkeit des Systems erhöhen und den Gesamt-Stromverbrauch senken. Zudem können Entwickler mit diesem Ansatz, alle Funktionen in eine einzige SoC-Plattform für analog-intensive Anwendungen zu integrieren, die Systemkosten erheblich senken.
Ableitungsname | Berechnung | Anmerkungen |
---|---|---|
Ableitung I |
LA-RA |
Spannung zwischen linkem und rechtem Arm - tatsächliche Ableitung |
Ableitung II |
LB-RA |
Spannung zwischen linkem Bein und rechtem Arm - tatsächliche Ableitung |
Ableitung III |
LB-LA (Ableitung II minus Ableitung I) |
Spannung zwischen linkem Bei und linkem Arm - meist hergeleitete Ableitung |
Vw (Wilson CT) |
1/3•(LA+RA+LB) |
verwendet zur Herleitung der Brustwandableitungen (V1-V6), nicht zur Darstellung im EKG |
aVR |
-(Ableitung I + Ableitung II)/2 |
hergeleitete Ableitung |
aVL |
Ableitung I - (Ableitung II)/2 |
hergeleitete Ableitung |
aVF |
Ableitung II - (Ableitung I)/2 |
hergeleitete Ableitung |
V1 |
(Vc1-Vw) |
tatsächliche Ableitung, im EKG dargestellt |
V2 |
(Vc2-Vw) |
tatsächliche Ableitung, im EKG dargestellt |
V3 |
(Vc3-Vw) |
tatsächliche Ableitung, im EKG dargestellt |
V4 |
(Vc4-Vw) |
tatsächliche Ableitung, im EKG dargestellt |
V5 |
(Vc5-Vw) |
tatsächliche Ableitung, im EKG dargestellt |
V6 |
(Vc6-Vw) |
tatsächliche Ableitung, im EKG dargestellt |
Tabelle 1: Ableitungsnamen und EKG-Positionen für die Aufzeichnung
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