Hörgeräte-Implantat

Ambulant hinters Trommelfell

9. April 2013, 10:08 Uhr | Marcel Consée
Das Labormuster des Schallwandlers weist eine quadratische Außengeometrie auf. Künftig wird er jedoch kreisförmig ausgelegt sein.
© Fraunhofer IPA

Schwerhörigkeit ist nichts ungewöhnliches, doch oft reichen die hinter der Ohrmuschel getragenen Hörgeräte nicht aus. Ein Mittelohr-Implantat hilft weiter, doch ist das mit einer aufwändigen Operation verbunden. Mithilfe einer neuen Technik soll auch ein ambulanter Eingriff neue Klangwelten eröffnen.

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Schallwandler
Das Labormuster des Schallwandlers weist eine quadratische Außengeometrie auf. Künftig wird er jedoch kreisförmig ausgelegt sein.
© Fraunhofer IPA

In Europa ist das fast jeder Zweite über 65 Jahre schwerhörig. Bei stark Hörgeschädigten stoßen herkömmliche, hinter der Ohrmuschel getragene Geräte schnell an ihre Grenzen. Den Betroffenen hilft dann nur ein Implantat, das den Klang stärker verstärkt als klassische Systeme, und das sich durch eine bessere Tonqualität auszeichnet. Das Problem: Diese Mittelohrimplantate lassen sich nur in mehrstündigen Operationen einsetzen. Die aufwändigen Eingriffe sind risikoreich und teuer – sie werden daher nur selten durchgeführt. Doch die Patienten dürfen hoffen: Derzeit arbeiten Wissenschaftler an einem neuartigen Hörgerät, das sich wesentlich einfacher implantieren lässt und daher für viele erschwinglich wird.

Die neue Lösung besteht aus drei Teilen: Einem externen Gehäuse mit Mikrofon und Batterie, einer drahtlosen, optischen Signal- und Energieübertragung zwischen Außen- und Mittelohr sowie einem Schallwandler – Herzstück und Lautsprecher des Implantats. Forscher vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart entwickeln den rund 1,2 Millimeter großen, runden Schallwandler. Partner im Projekt, das das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert, sind die Universitäts-HNO-Klinik Tübingen, das Naturwissenschaftliche Medizinische Institut NMI an der Universität Tübingen und die auric Hörsysteme GmbH.

»Unser Ziel ist es, die bessere Klangqualität implantierbarer Hörgeräte mit einer stark vereinfachten Operation zu kombinieren«, sagt Dominik Kaltenbacher, Ingenieur am IPA. »Um unser System einsetzen zu können, muss lediglich das Trommelfell seitlich gelöst und aufgeklappt werden. Dies ist in einem ambulanten Eingriff möglich.«

Weitere Aufgaben im Projekt »Sphärisches Rundfensterimplantat für Schwerhörige« übernehmen 2E Mechatronik und Isys.

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