Die Lücke wird immer größer
Die Lücke wird immer größer, denn so schnell wie die Branche am Wachsen ist, können die Hochschulen kein gutes Personal heranzüchten. Um die Lücke dennoch möglichst gering zu halten, gehen die Unternehmen bei der Suche nach Personal vermehrt Kompromisse ein. So nehmen viele Firmen bevorzugt Hochschulabsolventen, die sich in ihrem Studium etwas Basiswissen über Fotovoltaik oder auch Energietechnik angeeignet haben. Solche Leute seien jung, extrem engagiert, wesentlich günstiger als Ingenieure mit Berufserfahrung und besser ›formbar‹, weiß Eleni Konstantinidou, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Energie & Umwelt beim VDI.
Mit fachspezifischen Schulungen versuchen die Firmen dann, diese Jungingenieure selber auszubilden, bis sie sie entsprechend einsetzen können. Die Firmen, die hingegen nicht auf gutes Fachpersonal verzichten können oder wollen, finden dies beim Mitbewerber. Doch für eine Wechselbereitschaft müssen die Unternehmen dem Kandidaten sehr viel anbieten.
Daneben gibt es auch vakante Stellen, beispielsweise in der Fertigung, wo die Firma auch Personal aus anderen Ingenieursbereichen einsetzen kann. »Diesen Kandidaten vermitteln wir das erforderliche Know-how im Rahmen des Einarbeitungsprogramms«, erklärt die HR-Managerin von SolarWorld, Sitha Stübe. Doch für Spezialistenpositionen seien Erfahrungen innerhalb der Fotovoltaikbrache Voraussetzung für eine Einstellung.
Peter Thiele, Executive Vice President Sharp Energy Solutions Europe, sind spezielle Fachkenntnisse der Ingenieure im Fotovoltaikbereich ebenfalls sehr wichtig. Seiner Erfahrung nach gäbe es, trotz der noch jungen Solarbranche, bereits viele gute Ingenieure mit Erfahrung. Und dies werde in den nächsten Jahren kontinuierlich zunehmen.
Q-Cells bietet auch Quereinsteigern eine Chance. Jedoch gebe es nach Auffassung von Markus Wieser, Pressesprecher von Q-Cells, auch viele Experten im Arbeitsmarkt, nachdem die Bekanntheit der Solarbranche in den letzten Jahren deutlich zugenommen habe und auch das Interesse der High Potentials an der Branche gestiegen sei. Darüber hinaus stellt Q-Cells auch Hochschulabsolventen ein und unterstützt sie bereits in ihrem Studium, sich auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien spezialisieren zu können. So bietet das Unternehmen beispielsweise Studiengänge für Solartechnik an und unterstützt einen Lehrstuhl in dem Bereich.
Um den eigenen Ingenieursbedarf langfristig sicherzustellen, bietet Schott Solar eine große Bandbreite an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten an. Das Unternehmen arbeitet eng mit Hochschulen und Fachhochschulen sowie mit führenden Forschungseinrichtungen und Instituten zusammen, um die Mitarbeiter langfristig in das Unternehmensumfeld einzubinden.
Der Fachkräftemangel ist im Ausland noch höher
Nicht nur deutsche Firmen haben Schwierigkeiten, gutes Fachpersonal mit Erfahrung bzw. entsprechend ausgebildete Jungingenieure zu finden. Auch im Ausland ist der Fachkräftemangel im Bereich erneuerbare Energien extrem hoch, sogar noch größer als hierzulande. Regelmäßig bekommt Eleni Konstantinidou Anfragen, beispielsweise aus China, Italien, Spanien und Griechenland, ob der VDI deutsche Fotovoltaik-Ingenieure ins Ausland vermitteln könne. »Das ist extrem schwierig bis unmöglich. Unsere Leute brauchen wir selbst«. Doch findet sich jemand, der diesen Schritt als Sprung für seine Karriere nutzt, bevorzugt er das europäische Ausland, weniger China oder Japan.