Wiederverwendung vorhandenen Wissens
Das soll heißen: Geld oder der Wunsch nach Anerkennung können zwar ein Anreiz fürs Mitdenken sein, sind es aber häufig nicht. Höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein fachfremder Experte eine Lösung präsentiert, die er oder sie zuvor für ein ganz anderes Problemen oder in einer entlegenen Disziplin gefunden hat. Die Wissenschaft nennt das die effiziente Wiederverwendung vorhandenen Wissens. Piller: »Damit wird ein wesentliches Problem technischer Problemlösungen überwunden: die ›lokale‹ Suche nach Lösungen.« Damit Open Innovation funktioniert, müssen drei Bedingungen erfüllt sein: Die Gesamtaufgabe muss sich in viele kleine Teilaufgaben spalten (»Granularität«) und über eine Internetplattform annoncieren lassen und es müssen ausreichend viele motivierte Teilnehmer gewonnen werden. Das zur Lösung der Aufgabe erforderliche Know-how muss frei von Rechten Dritter sein.
Entsprechend dürfen die dank der Innovation geschaffenen Güter nicht in den über Schutzrechte gesicherten Alleinbesitz eines Menschen oder einer Organisation übergehen. Letzteres – wir leben in einer Marktwirtschaft – scheint der Knackpunkt an der Sache zu sein. »Nur wenn ohne aufwändige Lizensierung auf vorhandenes Wissen zur Lösung neuer Probleme zurückgegriffen werden kann, kommt die Effizienz der neuen Art der Arbeitsteilung im Netz wirklich zum Tragen«, sagt Frank Piller. »Interaktive Wertschöpfung basiert in ihrer Idealform auf der Offenlegung des geschaffenen Wissens der Beitragenden zur einfachen Nutzung, Kombination und Weiterentwicklung durch andere. « Ein wesentlicher Hindernisfaktor für die Wiederverwertung des vorhandenen Wissens seien deshalb Patente. »Open Innovation funktioniert zwar auch innerhalb klassischer Schutzrechte«, sagt der Professor, »ist jedoch erst dann wirklich leistungsfähig, wenn neue offene Schutz- und Lizenzierungsmodelle gefunden werden.«