Wenn die Qualifikation nicht für einen Leitungsposten reichte und der Vorgesetzte den Verlagerungs- oder Vorruhestandsknüppel aus dem Schrank holt? Wenn die aktuelle Rentendiskussion öfter mal ins Sparbuch blicken lässt und die Nachtruhe kostet? Wenn die Ehe kriselt, aus dem früher erträumten Ferienhäuschen nicht mal ein Wohnanhänger geworden ist und die Kinder für das Berufsleben eine schlechte Startnummer gezogen haben? »Dann mag das mit der Motivation anders sein«, räumt Dietrich Schröder ein, »sprechen Sie doch mal mit meinem Kollegen aus der Produktion.«
Anton Bechteler ist ebenfalls Diplom-Ingenieur und leitet die Endfertigung im Werk Memmingen. Rund 500 Mitarbeiter gehören zu seiner Truppe, darunter auch viele angelernte Kräfte. »Motivationssteigernde Elemente«, ist Bechteler überzeugt, »sind Teamarbeit, Einbindung aller und die offene Kommunikation mit den Mitarbeitern. Und Weiterbildung «, fügt er hinzu. Das sei nötig, damit die Leute ohne Furcht an Veränderungsprozesse herangingen. »Jemand mit einer hohen Qualifikation tut sich damit natürlich leichter als jemand, der sich um seinen Arbeitsplatz sorgt. Bei älteren und ungelernten Mitarbeitern ist es schon ein Stück weit schwierig, die Menschen zu motivieren.
In solchen Fällen muss sich die Führungskraft Gedanken machen und mit den Mitarbeitern sprechen, ihre Ängste ernst nehmen, nicht abwiegeln, und dann gemeinsam nach Lösungen suchen. Ich nenne mal ein Beispiel: Als wir neulich unsere Produktionslinien neu ausgerichtet haben und die Teams neu gebildet werden mussten, haben wir auf Freiwilligkeit gesetzt: Die Mitarbeiter konnten sich aussuchen, wohin sie wollten. Das hat die Sorge vor der Veränderung, die normalerweise einen Demotivationsschub auslöst, stark heruntergefahren.« Das gibt zu denken. Selbstbestimmung – und damit indirekt die Anerkennung von Kompetenz und Leistungswillen –, nach Dietrich Schröder zwei Hauptmotivationsfaktoren der Hochqualifizierten, zeigt also auch bei geringer qualifizierten Mitarbeitern im vorangeschrittenen Alter positive Wirkung.