Unwissenheit ist kein Grund
Es soll in ein paar Jahren nur niemand sagen, er habe nicht gewusst, was ältere Mitarbeiter leistungsstark und motiviert bleiben lässt. »Das aktuelle Arbeitstempo ist für Ältere nicht anpasst«, bemängelt Personalberater Albert Nußbaum, Geschäftsführer von Mercuri Urval in Wiesbaden. »Was heute alles schleunigst und möglichst gleichzeitig erledigt werden muss, halten Mitarbeiter im fortgeschrittenen Alter nicht auf Dauer aus. Ebenso wenig den parallelen Betrieb von sieben, acht Projekten – das geht irgendwann nicht mehr. Ganz abgesehen von den enormen Reisezeiten, die für ältere Manager eine hohe physische Belastung bedeuten.
Mit Videokonferenzen könnte man die deutlich verringern. Man sollte sie auch nicht mehr für schwierige Pionieraufgaben vorsehen, wo rund um die Uhr hands-on gearbeitet werden muss. Das können die Jüngeren tun, mit älteren Führungskräften in der Mentorenrolle. Wer eine gewisse Seniorität in seinem Beruf erreicht hat, will nicht mehr unbedingt den Helden spielen, sondern freut sich, wenn er andere zu Helden machen kann. Damit gewinnen die Unternehmen zweierlei: den Elan der Jugend und das Urteilsvermögen der Älteren. All das stützt die Motivation der Generation 50 plus.«
Von außen aber könne man da so gut wie nichts stützen. Nur mit der Stärkung der mitarbeitereigenen Motivation und mit dem Abbau der demotivierenden Faktoren im Betrieb gelänge es, die Leistungsbereitschaft der Seniors bis ins Rentenalter aufrecht zu halten, meint der Berater. Appelle an den jugendlichen Kampfgeist – »Na, das packen Sie doch noch, Huber!« –, auf hungrige Vertriebler zugeschnittene Incentives, überhaupt, jegliche Art von Motivierungspillen lehnt Nußbaum kategorisch ab: »Wer mit 49 motiviert ist für seinen Job, der wird es mit 59 auch noch sein. Aber nur dann, wenn das Umfeld stimmt.«