Diese Ahnung jedenfalls beschleicht Volker Köhninger aus Augsburg. Vor kurzem hatte seine Beratungsgesellschaft für Personal- und Managemententwicklung ein neues Modell für ältere Mitarbeiter ausgearbeitet und dafür kräftig die Werbetrommel geschlagen. Das Ergebnis gleicht einer kalten Dusche. »Bei solchen Kunden, die sich gerade für ein Talent Program oder ein anderes konkretes Entwicklungskonzept interessieren, konnten wir unser Konzept vorstellen und erfuhren oft Zustimmung«, berichtet Köhninger. »Doch bei der Akquisition von Neukunden und selbst bei den Unternehmen, die oft mit uns zusammenarbeiten, aber augenblicklich andere Themen auf der Agenda haben, war die Resonanz gleich null.«
Seine Schlussfolgerung: »Wer nicht akut vom Fachkräftemangel betroffen ist, hat das Problem überhaupt nicht auf dem Schirm.« Deshalb ist es allerdings längst noch nicht weg. Noch in diesem Jahrzehnt wird das Gerangel um Hochschulabsolventen und junge Berufstätige massiv einsetzen, warnen Arbeitsmarktexperten. Etwa ab 2010 – bis dahin sind es gerade noch 18 Monate – werden viele der heute personalentwicklungstechnisch schon ad acta gelegten Profis jenseits des 50. Lebensjahr obenauf schwimmen. Nicht immer deshalb, weil sie mehr Erfahrungswissen und Arbeitsdisziplin, eine bessere Einstellung zur Qualität, größere Zuverlässigkeit, Loyalität und Führungsfähigkeit besitzen. Sondern deshalb, weil es von ihnen einfach mehr gibt.
Die Leistungsfähigsten unter den Senior Professionals dürften genau wissen, was die Marktwirtschaft hergibt. Im Bewusstsein ihrer Machtposition werden sie den Unternehmen einen Forderungskatalog präsentieren, der sich gewaschen hat. Betriebe mit Weitblick könnten dessen Inhalt schon heute erahnen, erfragen, in ihrem HR-Baukasten integrieren und damit mit einem Schlag zwei Zielen näher kommen: den vorzeitigen Abgang der Alten verhindern und sich den Jungen als attraktiver Arbeitgeber präsentieren.