Varta muss sich restrukturieren, um eine Insolvenz zu vermeiden. Mit Porsche und der MT InvestCo sind zwei neue Finanziers gefunden. Porsche ist dabei vor allem an der Tochtergesellschaft V4Drive Battery und deren Lithium-Ionen-Rundzellen interessiert.
Der angeschlagene Batteriehersteller Varta hatte im Juli beim zuständigen Amtsgericht Stuttgart die Durchführung eines Restrukturierungsvorhabens angezeigt, um eine Insolvenz zu vermeiden. Nun konnte sich das Unternehmen mit Finanzgläubigern und strategischen Investoren auf die wirtschaftlichen Eckpunkte eines Sanierungskonzepts einigen.
Das Sanierungskonzept sieht vor, dass das Grundkapital der Varta AG auf null Euro herabgesetzt wird. Dadurch scheiden die derzeitigen Aktionäre kompensationslos aus und der Konzern verliert seine Börsennotierung. Zudem soll ein Schuldenschnitt bisherige Verbindlichkeiten um 285 Millionen Euro auf 200 Millionen Euro reduzieren.
Laut Plan werden die von Michael Tojner kontrollierte Gesellschaft MT InvestCo und der Sportwagenhersteller Porsche die neuen Eigentümer von Varta. Von ihnen kommt eine neue Kapitalerhöhung von 60 Millionen Euro. Weitere 60 Millionen Euro kommen von den Gläubigern als vorrangig besichertes Darlehen. Das soll die Konzernliquidität stärken und künftige strategische Investitionen in die technologische Weiterentwicklung ermöglichen. MT InvestCo und Porsche halten nach Abschluss der Kapitalmaßnahmen jeweils 32 Prozent von Varta. 36 Prozent halten die übrigen Finanzierer zusammen über eine virtuelle Beteiligung.
Die bestehenden und neuen Finanzverbindlichkeiten werden eine Laufzeit bis zum 31. Dezember 2027 haben. Im Ergebnis kann sich das Unternehmen mit den beschriebenen Maßnahmen substanziell entschulden, langfristig finanzieren und verfügt gleichzeitig über ein sehr solides Gerüst, das die Umsetzung der derzeitigen Unternehmensplanung sowie die Technologieinvestitionen bis Ende 2027 sicherstellt.
»Mit der heutigen wirtschaftlichen Einigung aller Parteien ist ein entscheidender Durchbruch für ein nachhaltiges Zukunftskonzept der Varta AG gelungen«, sagte Varta-CFO Marc Hundsdorf. »Wir haben mit den finanziellen Strukturmaßnahmen und den Neuengagements einzelner Kapitalgeber die bilanzielle Basis gelegt, um die Potenziale der Varta AG an Innovation und Technologieführerschaft sowie als verlässlicher Partner und Arbeitgeber wieder voll entfalten zu können. Mit der Umsetzung der heute vereinbarten Maßnahmen sind Finanzierung und Liquidität der Gruppe nun nachhaltig stabilisiert und langfristig gesichert.«
»Die heutige wirtschaftliche Einigung stellt einen entscheidenden Wendepunkt für die Zukunft der Varta AG dar. Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen bietet das Unternehmen großes Potenzial, um Europas Batteriezellforschung und -produktion unabhängiger von asiatischen Lieferanten zu gestalten«, sagte Michael Tojner, Aufsichtsratsvorsitzender und Mehrheitsaktionär. »Gemeinsam mit Porsche wollen wir einen Beitrag dazu leisten. Mit der heutigen Einigung ist uns zusammen ein erster wichtiger Schritt gelungen, der die Stabilität der Varta AG sichert und den Weg für einen Neustart ebnet.«
Porsche war bereits mit Varta im Gespräch, da der Sportwagenhersteller eine mehrheitliche Übernahme der V4Drive Battery GmbH plant. Diese Tochtergesellschaft von Varta bündelt das Bereich für großformatige Lithium-Ionen-Rundzellen, welche auch im Porsche 911 Carrera GTS zum Einsatz kommen.
Der im Frühjahr 2024 beschlossene und von Porsche auf den Weg gebrachte Bau einer weiteren Produktionsanlage für Booster-Zellen in Nördlingen wird plangemäß fortgeführt. Im kommenden Jahr soll die Anlage in Betrieb gehen. Porsche will sie als Sacheinlage in die V4Drive Battery einbringen. Es ist geplant, dass V4Drive perspektivisch auch weitere Kunden abseits von Porsche adressiert.
»Varta und Porsche arbeiten beim Thema Hochleistungs-Batteriezellen eng zusammen. Mit der geplanten Mehrheitsübernahme von V4Drive wollen wir das Unternehmen voranbringen und damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt von Schlüsseltechnologien am Standort Deutschland leisten«, sagte Lutz Meschke, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Vorstandsmitglied für Finanzen und IT bei Porsche.
Da Varta als Minderheitsaktionär bei V4Drive an Bord bleiben soll, ist es notwendig, Varta zu stabilisieren. Vor diesem Hintergrund hat Porsche die Bereitschaft bekundet, sich an der geplanten finanziellen Neuaufstellung der Varta AG zu beteiligen. Voraussetzung für den Abschluss der Mehrheitsübernahme von V4Drive sind kartellrechtliche Freigaben in verschiedenen Ländern sowie eine erfolgreiche Umsetzung des Sanierungsverfahrens der Varta AG.