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Dienstleister statt Festangestellte – Ist der Kündigungsschutz schuld?

3. Mai 2012, 16:40 Uhr | Corinne Schindlbeck

Auf ein Editorial der Kollegin Nicole Wörner (Wermutstropfen: Fachkräftemangel drückt Wachstumstempo der Messtechnik-Hersteller) haben sich eine Reihe von Lesern zu Wort gemeldet. Hier die interessantesten Beiträge, die wir auf Wunsch ohne Namen veröffentlichen.

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Auf der Webseite von (…) offenbart sich ein anderes Bild: Wenn man die offenen Stellen durchsieht, die dort ausgeschrieben sind, kommt man auf ca. 50 - 60 offene Stellen, die mit einem Ingenieur besetzt werden müssen - oder können, mit Rücksicht auf die Qualifikation. Zudem entsteht der Eindruck, dass manche Stelle dort mehrfach auftaucht.

Die Aussagen bezüglich des Ingenieurmangels sind von daher mit Vorsicht zu bewerten. Bei (…) habe ich auch, als ich auf Stellensuche war, 300 Ausschreibungen für Ingenieursaufgaben auf der Homepage des Unternehmens gefunden. Ich habe mich beworben. Ergebnis: Absage. Jahre später habe ich von einem (…)-Mitarbeiter erfahren, dass damals ein absoluter Einstellungsstopp herrschte und die Stellen nur an Mitarbeiter, die intern wechseln wollten, vergeben wurden.

Wenn ich mir ansehe, wie Berufsanfänger heutzutage behandelt werden, dann komme ich vielmehr zu der Ansicht, dass es zu viele Absolventen gibt. Es wird bereits ganz offen von einer "Generation Praktikum" gesprochen.

Als ich vor zwei Jahren eine neue Anstellung suchte, bot sich mir folgendes Bild: Kaum eine Firma schreibt ihre Stellen noch direkt aus. Fast alles läuft über Zeitarbeitsfirmen - die meisten Stellen tauchen mindestens über zwei, meistens noch mehr solcher Dienstleister auf. Zwei Ingenieure gesucht, fünf Zeitarbeitsfirmen mit der Rekrutierung derselben beauftragt, macht zehn offene Stellen. Das ist der Ingenieursmangel, unter dem wir derzeit leiden.

Ich habe allerdings auch eine große Anzahl interessanter Projekte für freiberufliche Ingenieure im Internet entdeckt - und daraus die Konsequenz gezogen, in die Selbstständigkeit zu wechseln. Der angestellte Ingenieur ist offensichtlich ein Auslaufmodell - gefragt sind Leute, denen man ihre Arbeitskraft flexibel und nach Bedarf abkaufen kann.

Der Kündigungsschutz in Deutschland fördert diese Entwicklung zusätzlich - zu meinem Vorteil, seit ich freiberuflich unterwegs bin.


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