Interview mit NXP-CEO Rick Clemmer:

“Singapur ist ein hervorragendes Testvehikel für die smarte Gesellschaft”

6. Dezember 2012, 15:19 Uhr | Frank Riemenschneider
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Darum stellte NXP Ex-Qimonda-CEO Kin Wah Loh ein

Elektronik: Am 1. Oktober 2011 haben Sie zur Überraschung vieler Branchenkenner Kin Wah Loh als Executive Vice President für Sales und Marketing eingestellt. Herr Loh war ja als ehemaliger CEO der deutschen Speicherfirma Qimonda weniger erfolgreich, er hat Qimonda vielmehr sehenden Auges direkt in die Insolvenz geführt. Können Sie unseren Lesern erklären, warum Herr Loh für NXP einen Gewinn darstellt?

Rick Clemmer: Sehen Sie, Herr Loh arbeitet für uns in einer komplett anderen Rolle. Er pflegt und aquiriert Kundenbeziehungen in Asien und in dieser Rolle bringt er wirklich einen großen Mehrwert für NXP.

Elektronik: Das kann ich mir sogar vorstellen, ein smarter Typ ist er ja…

Rick Clemmer: Wie gesagt, wir machen 2/3 unseres Umsatzes in Asien, Herr Loh ist Asiate, er wohnt in Asien und seine Aufgabe ist es, unseren Umsatz zu steigern und das geht neben tollen Produkten vor allen Dingen über exzellente Kundenbeziehungen.

Elektronik: Jeder Chip-Hersteller erzählt mir zur Zeit, dass die Zeit der “smarten” Gesellschaft gekommen ist mit Smart-Grids, Smart-Homes, Smart-Cars, Smart-Factories und so weiter. Selbst wenn alles smart werden sollte, was ja angesichts wenig smarter Politiker zumindest zweifelhaft ist, warum sollte gerade NXP der Anbieter der Wahl sein?

Rick Clemmer: Wir müssen differenzieren, wir fokussieren uns auf das Smart-Home. Abgesehen davon, dass wir Martkführer bei LED-Treibern sind, besitzen wir eine überlegene Low-Power-Wireless-Technologie, die u.a. ZigBee meilenweit überlegen ist. Wir haben mit JenNet einen Industriestandard geschaffen, wo Sie keine Übersetzung in eine IP-Adresse vornehmen müssen wie bei ZigBee. Davon abgesehen ist ZigBee auf 50 bis 60 Nodes limitiert, JenNet unterstützt hunderte Nodes. Wir haben für Smart-Lighting und Smart-Home eine absolut überlegene Technologie und deswegen ist hier NXP Anbieter der Wahl.

Elektronik: Das bedeutet, das ganze Thema erneuerbare Energien spielt für Sie keine Rolle?

Rick Clemmer: Das steht im traditionellen Sinn bei uns nicht so im Fokus. Wir setzen auf Kommunikation und Sicherheitslösungen, die ja in einer smarten Gesellschaft eine große Rolle spielen. Unsere Kommunikation hilft z.B. weniger Energie zu verbrauchen und die Übertragung muß sicher sein.

Elektronik: Welche Länder sehen Sie bei der Umstellung auf eine smarte Gesellschaft vorne?

Rick Clemmer: Ganz klar Singapur und in China geht es auch los, da hat man begriffen, dass man den exorbitanten Energieverbrauch runter bringen muß.

Elektronik: Singapur ist ja nun kein wirklich großes Land….

Rick Clemmer: Richtig, aber es eignet sich hervorragend sozusagen als Testvehikel für die Überprüfung der Konzepte. Wir arbeiten dort an Telematik-Lösungen für Autos, an Smart-Homes und Smart-Lighting.

Elektronik: Investiert die Regierung in Singapore viel Geld in die Umsetzung dieser Konzepte?

Rick Clemmer: Sehr viel Geld.

Elektronik: Im Gegensatz zu unseren Regierungen in Europa…

Rick Clemmer: (lacht) Was soll ich sagen?

Elektronik: NXP ist ja sehr stark im Bereich der Near-Field-Communication (NFC). Viele Hersteller von Smartphones machen damit Werbung aber wo bleiben die Anwendungen?

Rick Clemmer: In Korea können Sie z.B. in U-Bahn-Ticket mit dem Handy lösen und in den USA bei 60 % aller McDonalds-Läden bezahlen, da sie NFC-fähige Bezahlstationen einsetzen. Ich denke, je mehr Handys mit NFC-Chip verkauft werden, umso mehr wird die Terminal-Seite davon getrieben und desto mehr Applikationen werden wir sehen.

Elektronik: Müssen Sie als Killerapplikation nicht die großen Kreditkartengesellschaften wie VISA oder Mastercard gewinnen, um den großen NFC-Durchbruch zu erzielen?

Rick Clemmer: Richtig ist, es reicht nicht alleine, NFC-Chips zu verkaufen. NXP unterstützt das ganze Ecosystem von Banken über Kreditkartengesellschaften bis zum Terminalhersteller. Und wir sprechen auch mit Mastercard.

Elektronik: Herr Clemmer, vielen Dank.


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