Wie würden Sie das Unternehmen Texas Instruments in Bezug auf Werte, Regeln und Mitarbeiterführung charakterisieren?
Wenn Sie sich Mitarbeiter auf der ganzen Welt anschauen, egal ob bei Ihnen in Freising, hier in den USA oder in Asien, werden Sie feststellen, dass sie ähnlich denken und handeln, da geht es um menschliche Eigenschaften wie z.B. die Frage, wie ich andere Kollegen behandele. Wenn Sie dann die Pyramide hochklettern, geht es um innovatives oder unternehmerisches Denken, das sind alles Eigenschaften, die unsere Mitarbeiter weltweit verbinden.
Wie können Sie im Wettbewerb mit spezialisierten Analog-Firmen wie Linear Technology bestehen und wie erzielen Sie bei Ihren Kunden das Vertrauen, um nicht nur als ersetzbarerer Chip-Lieferant sondern als Partner akzeptiert zu werden?
Ein Erfolgsfaktor ist unsere Dezentralisierung. So agiert z.B. das Team für Batterie-Management autark innerhalb des Stromversorgungs-Bereichs, der wiederum Teil des Analog-Geschäftes ist. Es agiert quasi wie ein eigenständiger Lieferant für Batterie-Management-Systeme. Die wirtschaftliche Verantwortung ist in unserer Organisation sehr tief angesiedelt. Damit erreichen Sie, dass das Team extrem fokussiert und kundenzentriert arbeitet. Alleine im Analog-Bereich gibt es über 80 Produktlinien. Was unsere Kunden angeht, haben die immer genau einen Ansprechpartner, der ihre Wünsche in unsere Organisation hineinträgt.
„One face to the customer“ klingt gut, ich muss aber doch nochmal nachfragen, wie Sie die Wertschöpfungskette beim Kunden hinaufsteigen wollen, um nicht als einer von vielen ersetzbaren Chiplieferanten wahrgenommen zu werden…
Wenn Sie wissen, welche Probleme Ihr Kunde lösen muss und Sie Lösungen frühzeitiger liefern als Ihre Wettbewerber, dann haben Sie automatisch eine engere Bindung zu den Kunden. Wir haben hier eine Einrichtung mit der Bezeichnung Kilby-Labs, wo 40 bis 45 Mitarbeiter an derzeit 8 Projekten arbeiten. Wir haben das aufgesetzt, um über den Tellerrand hinauszuschauen und uns zu fragen, was können die Probleme unserer Kunden in einigen Jahren sein? Wir haben da Kunden hingeführt und haben sie gefragt, an welchen Probleme arbeiten Sie, für die Sie heute noch keine Lösung sehen? Wenn unsere Kunden sehen, dass da Leute sitzen, die bereit sind, diese Frage zu stellen und daran zu arbeiten, Lösungen zu finden, sind sie bereit, mit uns über Dinge zu sprechen, über die sie mit dem Durchschnittslieferanten nicht sprechen würden. Das verändert das Verhältnis zu ihren Kunden weg vom Lieferanten zum Partner.
Wie wollen Sie eigentlich mit diesem Ansatz „One Face to the Customer“ die Verkaufsorganisation von National Semiconductor integrieren? Heute haben wir einen Ansprechpartner bei TI und einen bei National, was ja in diese Strategie gar nicht hineinpasst…
Wir werden bei dieser Strategie bleiben, insofern können Sie die Frage wohl selbst beantworten. Hinter den Account-Managern werden wir National Semiconductor als vierten Geschäftsbereich innerhalb des Analog-Geschäftes betreiben. Damit erhalten wir die Dezentralisierung, die Fabs werden in die TI-Fertigungsorganisation integriert.
Die National-Fabs haben ja sagen wir eine limitierte Auslastung, werden Sie diese auch mit TI-Chips füllen?
Wir glauben, dass wir das Geschäft mit National-Chips sehr schnell wachsen lassen können. Sie haben in den letzten Jahren eine Menge Marktanteil verloren, aber sie haben auch 12000 sehr hochwertige Produkte. Viele Kunden haben mir persönlich gesagt, dass sie sich über den Kauf von National und die Integration in die TI-Organisation sehr freuen und jetzt wieder gewillt sind, National-Chips einzusetzen. Daher nehmen wir an, dass wir die National-Fabs alleine mit National-Chips auf eine höhere Auslastung bringen.
Wie wollen Sie es schaffen, dass Sie die ganzen guten Analog-Designer von National zukünftig bei TI arbeiten? Sie sind sicherlich auch bei ihren Wettbewerbern sehr begehrt….
Das erste, was wir diesen 400 bis 500 Leuten in Santa Clara gesagt haben ist, Ihr könnt alle Eure Prozesse und Tools behalten, die wird Euch niemand wegnehmen. Das ist das, was Designer wissen wollen. Und dann sagten wir Ihnen, zusätzlich könnt Ihr noch die ganzen Prozesse und Tools von TI nutzen. Und last but not least wollen Designer Teil eines erfolgreichen Teams sein, und was wir ihnen geben können, ist eine große kundenfokussierte Verkaufsorganisation und viele Kunden, die auf innovative Produkte von uns warten. Das heisst, wenn sie tolle Chips designen, können wir daraus einen kommerziellen Erfolg machen. Das ist das, was sie sehen wollen: Ihre Kompetenz in Geschäftserfolg verwandeln.