Interview mit TI-CEO Richard Templeton

“Sie können nur gut arbeiten, wenn Sie in Ihrem Privatleben glücklich sind“

25. August 2011, 13:04 Uhr | Frank Riemenschneider
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Konnte die erste 300-mm-Analog-Fab der Welt die Erwartungen erfüllen?

Im Oktober 2008 haben Sie folgendes gesagt: „Unsere OMAP-Applikationsprozessoren sind Marktführer und wir werden uns darauf konzentrieren, diese Führung auszubauen“. Sie haben die Führung nicht ausgebaut, stattdessen sind Hersteller wie Qualcomm mit integrierten Applikations- und Basisband-Prozessoren sehr stark gewachsen. War es aus heutiger Sicht ein Fehler, aus dem Basisband-Geschäft rauszugehen und warum bauen Sie keinen eigenen Prozessor aus Basis der ARM-Architektur, wie dies viele ihrer Konkurrenten tun?

Den Ausstieg aus dem Basisband hatten wir seit 2007 sehr kontrovers diskutiert, auch heute gibt es dazu noch unterschiedliche Meinungen. Wir haben dafür entschieden, weil wir gesehen haben, dass reine Telefonier-Handys und damit Basisband-Prozessoren zum Allerwelts-Produkt mutiert sind. Der Zug ist stattdessen in Richtung Smartphones unterwegs und daher haben wir beschlossen, unsere Investitionen voll auf OMAP und die damit verbundenen Kommunikations-Chips zu konzentrieren. Wenn wir uns die Situation heute ansehen, war diese Entscheidung mehr richtig als falsch: Der Markt für reine Telefonier-Handys ist kollabiert, während Smartphones, Tablets und andere neue Geräte wie E-Book-Leser enorme Wachstumsraten verbuchen. Insofern fühlen wir uns heute mit dieser Entscheidung sehr wohl.

Ich muss aber doch noch nochmal nachfragen, warum Sie die Original-ARM-Cores einsetzen…

Das kann ich Ihnen sagen: Weil unsere Kunden mit ihren Produkten möglichst schnell auf den Markt kommen wollen, und alle Änderungen die Sie vornehmen, kosten eben Zeit. Warum war OMAP4 so erfolgreich? Warum werden wir so schnell mit OMAP5 am Markt sein? Weil wir schnell liefern konnten. Die Frage, warum OMAP so wertvoll ist, stellt sich nicht durch den verwendeten Core, sondern durch die ganze Peripherie für Foto, Video u.s.w. und wie diese ganzen Blöcke zusammenarbeiten.

In Richardson haben Sie die erste 300-mm-Fab für Analog-Chips weltweit in Betrieb genommen. Es gibt mittlerweile Gerüchte, dass Ihre Wettbewerber bei TSMC auf 300-mm-Wafern produzieren lassen will. Sehen Sie immer noch einen Vorteil darin, die Fertigung im eigenen Haus zu haben?

Wir haben einen klaren Kostenvorteil. Wenn Sie sich Analog-Chips ansehen, betrieben wir eigene Fabs seit 20 bis 25 Jahren, weil wir nicht die kleinsten Prozessgeometrien benötigen. Die 300-mm-Linie zu kaufen war eine einzigartige Gelegenheit für uns, da wir auf Grund unserer Größe der einzige Hersteller sind, der sich überhaupt so eine Fertigung leisten kann.

Wie groß ist denn er Kostenvorteil gegenüber einer Foundry wie TSMC?

Zum einen fordern wir von unseren Mitarbeitern, dass unsere Fertigung mindestens so kosteneffektiv ist wie die von TSMC. Dann haben Sie aus Kundensicht aber auch noch die Gewinnspanne von TSMC, die Sie mitbezahlen müssen. Es hängt von den Marktbedingungen ab, aber Sie können da schon auf 30-40 % Kostenvorteil kommen. Allerdings gewinnen oder verlieren Sie Aufträge für Analog-Chips nicht über die Kosten, sondern über die Qualität und die Funktionalität des Chips. Natürlich nehmen wir aber die Kostenvorteile gerne mit.

Das heisst also, die Differenzierung über den Herstellungsprozess ist das entscheidend für den Markterfolg Ihrer Analog-Chips?

Oh ja, ganz gewaltig. Wenn wir Fortschritte bei unseren Fertigungsprozessen machen, sei es durch eine verringerte Leistungsaufnahme, geringeres Rauschen, eine höhere Dichte, so dass der Chip kleiner wird oder eine erhöhte Abtastrate bei Wandlern, dafür sind die Kunden bereit dafür zu zahlen.

Welche Strategie verfolgt TI hinsichtlich Ihrer Stromversorgungs-Produkte, z.B. Digital Power? Wo sehen Sie die größten Wachstumspotentiale?

Die Potentiale sind riesig und da wird uns der Kauf von National sehr helfen. Stellen Sie sich vor, Sie schaffen es, den Wirkungsgrad von Stromversorgungen für Server in Rechenzentren um 2-3 % anzuheben, was da für Energieeinsparungen möglich sind. Dann das ganze Thema E-Cars oder LED-Beleuchtung oder Batterie-Management. Stromversorgungen haben direkten Einfluß auf den Wirkungsgrad des Gesamtsystems und die Welt da draussen ist bereit, vergleichsweise hohe Preise für Chips zu bezahlen, die den Energiebedarf reduzieren. Daher sehen wir innerhalb des Analog-Bereiches dort mit das höchste Wachstum.

Und eine hohe Profitabilität….

Sie müssen innovativ sein. Wenn Sie Ihren Kunden Lösungen anbieten können, die sonst keiner außer Ihnen hat, erzielen Sie eine hohe Profitabilität, wenn Sie jedoch nicht innovativ sind, werden Sie auch in diesem Markt keine großen Gewinne einfahren.


  1. “Sie können nur gut arbeiten, wenn Sie in Ihrem Privatleben glücklich sind“
  2. Konnte die erste 300-mm-Analog-Fab der Welt die Erwartungen erfüllen?
  3. Wie wird die Integration von National Semiconductor aussehen?
  4. Sind die DSPs wirklich tot?

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