Intel ist mit 50 Mrd. Dollar reinem Halbleiter-Umsatz in 2014 nicht nur der weltgrößte Halbleiterhersteller insgesamt, sondern vor allen Dingen der größte Hersteller von Mikropozessoren. Der Umsatzanteil der MPUs betrug im Jahr 2014 80 % des Gesamtumsatzes von Intel, der Marktanteil betrug 87 % (vor 9 % AMD und 2 % Freescale). Auf der anderen Seite stehen 2 Mrd. Umsatz bei Altera, die mit PLDs, FPGAs und FPGA-SoCs (Kombination von ARM-basierten CPUs und programmierbarerer Logik auf einem Chip) erzielt wurden. Mit 38 % Umsatzanteil in 2014 liegt man 11 % hinter Marktführer Xilinx, allerdings deutlich vor dem Rest der Industrie, der zusammen nur auf 13 % Marktanteil kommt (zu nennen sind hier u.a. MicroSemi, Lattice, Achronix).
Nachdem der PC-Markt im besten Fall stagniert und sich das Wachstum im Tablet-Markt abschwächt, ist es wenig verwunderlich, dass sich Intel nach neuen Wachstumsmärkten ausschaut.
Die größten Synergien für Intel und Altera werden mit Sicherheit in der Telekommunikations-Infrastruktur liegen. Intel liefert bereits heute High-Performance-Prozessor-Lösungen (drahtgebunden und wireless) und das Internet der Dinge (IoT) verspricht großes Wachstum. Altera ist stark bei Breitband-, Netzwerk- und Telekommunikations-Lösungen, wobei es nur geringe Überschneidungen mit Intels Angeboten gibt. Ganz im Gegenteil: Intels Mikroprozessoren sind für Steuerungen optimiert, während Alteras FPGAs als Koprozessoren der CPU bei der hochgradig parallesierbaren Verarbeitung von Datenpaketen eingesetzt werden.
Es gibt noch weitere Anwendungen, wo CPUs und FPGAs Seite an Seite arbeiten: Industrie (z.B. Fertigungs- und Prozessteuerungen), Automotive, Überwachungen, Broadcast und sogar im HPC (high Performance Computing). Intel und Altera können zusammen neue SoCs entwickeln, welche diese spezifischen Märkte adressieren.
Schaut man sich den Industrie-Markt im Detail an, würde ein Kauf zu einem Gesamtumsatz von 2 Mrd. Dollar führen, was 5 % des gesamten Industrie-Marktes entspricht. Intel/Altera würde zusammen hinter Texas Instruments zur neuen Nr. 2 werden, derzeit ist Intel alleine die Nr. 4 und Altera die abgeschlagene Nr. 29. Speziell in der Fertigungs- und Prozessautomatisierung würde Intel/Altera ebenfalls zur neuen Nr. 2 und im Bereich Messen/Testen zur neuen Nr. 4.
Und last but not least: Lagen die Bilanzen von Xilinx und Altera bislang größenordnungsmäßig dicht beieinander, könnte Chip-Riese Intel durch eine kurzfristige „Kapitelspritze“ Alteras Möglichkeiten im Bereich Forschung & Entwicklung deutlich erhöhen (von der Fertigung ganz zu schweigen). Dass beide Firmen kulturell gut zusammenpassen, steht nach meinen Erfahrungen völlig außer Frage – die Firmenzentralen liegen ja auch sozusagen in Fahrradnähe zueinander im Silicon Valley.
Nachdem es in der Halbleiter-Industrie schon zahlreiche Fehlkäufe gab, glaube ich, dass dieser Kauf für beide Firmen Sinn machen würde, da die unterschiedlichen Fokussierungen zusammen den Kunden einen Mehrwert bringen können und es nur minimale Überschneidungen gibt.