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Nach einem Wahnsinnsjahr zurück zur Normalität

10. Januar 2011, 11:26 Uhr | Engelbert Hopf
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Automotive-MEMS-Markt entspannt sich erst in 6 Monaten

Auch im Automotive-Segment zeichnen sich für 2011 interessante Entwicklungen ab: Die Liefersitu­ation dort ist nach wie vor ange­spannt, erst zum Ende des 2. Quar­tals wird mit einer spürbaren Ent­spannung gerechnet. Für weitere Belebung auf dem Automotive-MEMS-Markt dürften zudem neue gesetzliche Regelungen sorgen: So ist in Korea die Entscheidung für den Einsatz von ESC und TPMS gefallen. In Japan hat man sich für ESC entschieden, eventuell kommt auch noch eine entsprechende Vor­schrift für den Einsatz von TPMS.

Für Dynamik haben auch Make-it-or-leave-it-Entscheidun­gen gesorgt, die 2010 getroffen wurden, und die Auswirkungen über 2011 hinaus haben dürften: So setzt STMicroelectronics ganz klar auf dreiachsige Drehratensensoren und wird damit 2011 wohl allein 100 Mio. Dollar Um­satz erzielen. Damit dürfte ST sei­nen MEMS-Umsatz im neuen Jahr voraussichtlich um über 50 Pro­zent gegenüber dem Vorjahr stei­gern. Für Infineon Technologies wiederum hat es sich als absolut richtige Entscheidung erwiesen, MEMS-Dies zu verkaufen, deren Packaging dann die Kunden über­nehmen. Über 60 Mio. Dies hat Infineon auf diese Weise 2010 ver­kauft und damit auch den Weg ins iPhone 4 gefunden. Analog De­vices schließlich hat 2010 erfolg­reich die nötigen Maßnahmen eingeleitet, um sich zukünftig mit seinen MEMS-Produkten vor al­lem im High-End-Bereich der Consumer-Anwendungen zu po­sitionieren. NXP hat mit dem Ver­kauf seiner MEMS-Mikrophone-Aktivitäten an Knowles die Kon­sequenzen aus dem seit langem verschobenen Ramping seiner Produkte gezogen. Für Epcos und WiSpry, dürfte das Jahr 2011 zur endgültigen Bewährungsprobe für ihre RF-MEMS-Anstrengungen werden.

2011 dürfte auch Klarheit be­züglich der MEMS-Ambitionen einiger Unternehmen bringen, die sich bisher eher bedeckt hielten. So wird das Start-up Qualtre mit 3-achsigen Gyroskopen für Consu­mer-Anwendungen auf den Markt kommen. IBM dürfte sein MEMS-Foundry-Angebot nicht nur auf RF-MEMS beschränken, sondern auf alle Technologien für RF FEM ausdehnen. HP ist derzeit sehr ak­tiv im Bereich Inertial-Sensoren für High-End-Applikationen. TI hinge­gen agiert, was seine MEMS-Akti­vitäten neben DLP betrifft, weiter­hin im Stealth-Modus. Das neue Jahr könnte aber auch Klarheit hinsichtlich der Absichten von Ma­xim und IDT bringen, die bislang immer nur als Beobachter zu se­hen waren.

Das zum Ende des Jahres 2010 kräftig in Schwung gekommene Akquisitions-Karusell dürfte auch 2011 seine Dynamik beibehalten. Kurz vor Weihnachten hatte noch NXP den Verkauf seiner MEMS-Mikrophon-Aktivitäten an Know­les bekannt gegeben. In den Mo­naten zuvor hatte sich SiLabs be­reits Silicon Clocks einverleibt, Tessera hatte Siimpel übernom­men und Teledyne Dalsa.

Angesichts der Tatsache, dass Start-ups, die schon mehrere Jahre am Markt aktiv sind, derzeit nur schwer Investoren aus dem Ven­ture-Capital-Bereich finden, und derzeit eine Reihe von Investoren nach einer Exit-Strategie für ihr MEMS-Investment suchen, zeich­net sich immer mehr ein Trend zum strategischen Investment von Systemherstellern im MEMS-Be­reich ab. Herausragend sind dabei wohl die 60 Mio. Dollar des ame­rikanischen Medizinunternehmens ST Jude in CardioMEMS. St Jude hat sich zudem eine Option gesi­chert, CardioMEMS für 375 Mio. Dollar zu übernehmen. Käme es dazu, wäre das die zweitgrößte Akquisition in der an sich noch jungen Geschichte der MEMS-In­dustrie. Strategische Investitionen sind auch im Bereich optische MEMS durch Telekom-System-Firmen wie Oclaro und Xtellus zu beobachten.


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