Last but not least hat sich Renesas auch ein umfassendes Support-Konzept überlegt. Nicht wirklich neu sind On-Site-Trainings für Kunden und Distributoren, ein technisches ticket-basiertes Support-Center, und Field-Application-Engineers (FAEs).
Es gibt allerdings auch kontextsensitive Software- und Hardwaredokumentationen, ein spezielles Synergy-Forum in Renesas' Entwickler-Community "Rensas Rulz", das von einem Synergy-Spezialisten moderiert wird, und einen 24-Stunden Online-Chat, der von Montag bis Freitag zur Verfügung steht und jeweils in den Landessprachen angeboten wird.
Dazu steht die umfassende Dokumentation anders als in der Vergangenheit manchmal leider bei Renesas feststellbar nicht irgendwann später nach dem Launch, sondern sofort auf der "Gallery-Seite" zur Verfügung.
Der Erfolg von Synergy hängt aus meiner Überzeugung an einem einzigen Punkt: Die Software-Qualität muss genauso hoch sein wie in der Vergangenheit schon das selbst von der Konkurrenz gelobte Silizium.
Falls die Kunden dem SW-Framework vertrauen und für gut befinden, können sie gegenüber der herkömmlichen Entwicklung viel Zeit und Geld sparen. Gerade kleine und mittlere Unternehmen mit kleinen Entwicklungsteams tun sich oft schwer, bei den komplexen 32-bit-MCUs die ganze Low-Level-Software zu entwickeln und RTOS, Libraries und eigenen Code dann auch noch funktionierend zusammenzubauen.
Bei Synergy reduziert sich die Enwicklung im Wesentlich darauf, beim Build-Prozess die Hardware-Treiber aufzusetzen, die Threads zu definieren und festzulegen, welche Module des Frameworks genutzt werden sollen - dann kann es im Idealfall mit der Anwendungsentwicklung losgehen (Bild 11). Nach einer 2-wöchigen Einarbeitungsphase wird das Setup laut Renesas in nur einer Stunde machbar sein.
Dazu sprechen wir beim Internet der Dinge von viel kürzeren Designzyklen, welche Renesas Chancen eröffnen dürften, auch bei den konservativen Embedded-Entwicklern von Hersteller X zu wechseln, wenn die herkömmlichen Entwicklungsprozesse mit dessen Produkten diese kurzen Design-Zyklen nicht mehr hergeben.
Auch für Distributoren dürfte Synergy - soweit die Software funktioniert - attraktiv sein, da ihre Supportmöglichkeiten speziell für kleine Kunden, die nicht 100.000 MCUs pro Jahr abnehmen, ja auch limitiert sind.
Last but not least wird es für die Produkte, für die funktionale Sicherheit relevant ist (z.B. in der Medizinelektronik), im Jahr 2016 zertifizierte Versionen des Software-Frameworks geben. Jeder, der mal mit dem TÜV zu tun hatte, kann abschätzen, was hier an Arbeitseinsparungen möglich wird.
Darüber hinaus muss es Renesas schaffen, bei der Embedded-Community, wo selbst 65jährige Assembler-Hacker im Jahr 2015 immer noch einen fruchtbaren Boden haben, einen Wechsel im "Mindset" zu erzeugen.
Der Super-Gau für Renesas wäre allerdings eine "buggy" Software, die bei den Kunden keine Akzeptanz findet "dann machen wir doch lieber wieder alles selbst". In diesem Fall wäre das Projekt "Synergy" wohl schneller am Ende als es sich die größten Pessimisten ausrechnen.
Renesas ist aber offenbar davon überzeugt, dass das Team im Silicon Valley es hinbekommt - sonst würde man wohl keine Garantien in Form von Datenblättern für Software abgeben und die Software wie ein echtes Produkt - nicht als Application Node oder Beispielcode - managen. Pro Jahr wird es jeweils drei SW-Releases geben, wie weit diese funkionelle Erweiterungen und in wieweit es sich um Bugfixes handelt, wird die Zeit zeigen müssen.
Ab jetzt ist die Version v1.0.0-beta bis Mitte Dezember im Rahmen des Early-Adopter-Programms verfügbar, Mitte Dezember soll dann die Version v1.0.0-gold bereitstehen.
Im überfrachteten Cortex-M4-MCU-Markt jedenfalls haben die Japaner einen neuen Ansatz präsentiert, sich von der gesamten Konkurrenz zu differenzieren - durch offensichtlichen Nutzen für den Kunden.