Atmel hat ein paar Produkte wie PLDs oder ASICs, die nicht in das Portfolio von Microchip passen. Was wird damit passieren?
Wir werden hier keine neuen Produkte entwickeln, denn das Geschäft ist bereits klein und rückläufig. Aber es gibt noch Kunden, die diese Produkte die nächsten fünf bis acht Jahre benötigen, und solange Bedarf besteht, werden wir diese Komponenten auch fertigen.
Gibt es Pläne, die Produkte aus der Atmel-Fab in die eigenen Microchip-Fabs zu transferieren?
Nein, dafür gibt es keinen Grund. Wir werden aber einige Technologien für hochvolumige Atmel-Produkte, die derzeit bei Foundries gefertigt werden, in unsere eigenen Fabs transferieren und qualifizieren.
Eine Übernahme von Microchip war für viele überraschend: Silicon Storage Technology. Dieser Bereich trägt auch heute noch nur ein kleinen Teil zum Umsatz von Microchip bei …
Das war sicherlich eine der Übernahmen, die am meisten missverstanden wurde. SST hat damals, wenn ich mich nicht irre, rund 200 Mio. Dollar mit Flash umgesetzt, und dabei Verluste erzielt. Damals waren viele unserer Investoren gegen die Übernahme und fragten sich, warum wir ein Geschäft kaufen, das so schlechte Bruttomargen hat. Ich war aber am Lizenzgeschäft von SST interessiert. Dementsprechend haben wir das Flash-Business verkauft. Mittlerweile erzielt der Bereich fast 100 Mio. Dollar Umsatz mit einer extrem hohen Bruttomarge. 25 Prozent aller Mikrocontroller basieren auf unserer Flash-Technologie, und dafür erhalten wir Lizenzgebühren. Das war der beste Deal, den Microchip jemals durchgezogen hat.
Microchip ist in allen Endmärkten vertreten. Gehört das auch zu den Auswahlkriterien für mögliche Übernahmekandidaten?
Ja, die Firmen, die übernommen werden, müssen ziemlich breit aufgestellt sein. Ich hatte mir vor einiger Zeit eine Firma angesehen, die 70 Prozent ihres Umsatzes im Consumer-Markt und Mobilfunkmarkt erzielt hat. Die Übernahme hat nicht stattgefunden.
Liegt das jetzt am Consumer- bzw. Mobilfunkmarkt?
Wenn ein zu kaufendes Unternehmen 70 Prozent seines Umsatzes im Automotive-Markt erzielt, wäre das zunächst nicht das Problem. Wenn aber diese 70 Prozent mit nur einem Kunden erzielt werden, würde ich dieses Unternehmen auch nicht kaufen. Eine Abhängigkeit von einem Markt, einem Kunden, einem Design, das sind alles Gründe, die eine Übernahme verhindern.
Ist das einer der Gründe, dass Microchip 105 Quartale in Folge profitabel ist: Die Vermeidung zu großer Abhängigkeiten?
Ja, das spielt sicherlich eine wichtige Rolle. Unsere größten Kunden stehen für weniger als 2 Prozent unseres Umsatzes. Das heißt, selbst wenn wir mit einem dieser Kunden ein Problem hätten, könnten wir auch ohne ihn weiterleben.
Ich denke, dass auch alle anderen Halbleiterunternehmen spätestens seit 2001 wissen, dass zu große Abhängigkeiten ungesund sind, aber es lässt sich nicht immer so leicht umsetzen …
Da sind aber auch Unterschiede in der Strategie. Es gibt ein 100-Mio.-Dollar-Geschäft mit einem Großkunden, und es gibt ein 100-Mio.-Dollar-Geschäft mit 100 Kunden. Microchip würde sich um das Großgeschäft gar nicht bewerben, aber viele unserer Konkurrenten. Und die versuchen dann, dieses Geschäft an Land zu ziehen, indem sie sich gegenseitig die Preise kaputtmachen. Microchip dagegen kümmert sich um das 100-Mio.-Dollar-Geschäft mit den 100 Kunden, denn hier sind der ASP und die Bruttomargen deutlich höher. Diese unterschiedliche Herangehensweise spiegelt sich in der Firmenstruktur wider, denn um 100 unterschiedliche Kunden bedienen zu können, ist eine ganz andere Organisation notwendig, als wenn ich nur einen Kunden habe. Wir haben 150.000 Kunden, und bei allen müssen wir verstehen, was sie brauchen. Aber wir haben die Organisation so perfektioniert, dass sie diese Herausforderung hervorragend meistern kann. Viele Konkurrenten wissen überhaupt nicht, wie sie dieses Geschäft mit vielen Kleinkunden meistern sollen. Wir schon!