Elektronik: Im Mobilgeräte-Bereich haben Sie einen Marktanteil von 95 %, d.h. Ihr Wachstumspotential ist sehr begrenzt. Zudem werden immer mehr Low-Cost-Smartphones mit billigeren ARM-CPUs wie dem Cortex-A7 verkauft. Haben Sie Angst, dass Sie hier einen Umsatz- und Gewinneinbruch erleiden?
Segars: Nein, ganz im Gegenteil. Sehen Sie, wir haben 7 Mrd. Menschen auf der Erde und erst 2 Mrd. Smartphones. Dazu kommen 5 Mrd. einfache Handys. Selbst ein einfaches Smartphone beinhaltet vom Wert deutlich mehr ARM-IP als diese Geräte und derzeit ist ein gigantischer Wechsel-Prozess im Gange – von Nicht-Smartphones zu Low-End-Smartphones. Insofern profitieren wir ganz extrem von dieser Entwicklung. Das Volumen machts.
Elektronik: Der Embedded-Bereich steht ja mittlerweile für 30 % von ARMs Gesamtumsatz. Unglücklicherweise sind die Chip-Preise bei Mikrocontrollern besonders gering…
Segars: Aber sehen Sie doch mal unser Wachstumspotential in diesen Märkten. Wie hoch ist unser Marktanteil im Automobil-Geschäft?
Elektronik: 8 %?
Segars: Na sehen Sie. Und denken Sie mal an das Internet der Dinge und wie gut ARM mit seinen Low-Power-Cores dort positioniert ist. Die Anzahl der verkauften Chips mit ARM-IP wird in Embedded-Märkten sehr stark wachsen.
Elektronik: Wie investieren Sie eigentlich Ihr Geld? Lieber in zukünftige Forschung & Enwticklung oder müssen Sie primär Ihre Besitzer befriedigen und hohe Dividenen ausschütten?
Segars: Zum Glück sind unsere Eigentümer an einer langfristigen Erfolgsgeschichte interessiert. Daher investieren wir in Produkte, die langfristig unsere Lizenz- und Royalty-Einnahmen sichern werden. Unser Wachstum heute wäre nicht möglich gewesen, wenn wir nicht zuvor massiv in F&E investiert hätten. Das verstehen unsere Anteilseigner.
Elektronik: Sie haben für 11,7 Mio. Dollar die Firma Sensinode gekauft – jetzt muss ich in Ihrer Bilanz lesen, dass die erworbenen Assets nur 1,4 Mio. Dollar wert sind und sie 10,3 Mio. Dollar Goodwill eingestellt haben. Warum haben Sie soviel Geld für diese Firma bezahlt?
Segars: Sensinode hat eine sensationelle Technologie entwickelt, welche eine sehr energiesparende Kommunikation zwischen Sensor-Nodes und der Cloud erlaubt. Zusammen mit unseren Low-Power-CPU-Cores glauben wir, damit dem Internet der Dinge einen großen Schub geben zu können. Deswegen waren wir bereit, diesen Preis zu bezahlen – eine großartige Aquisition wenn Sie mich fragen.
Elektronik: Glauben Sie denn, das Sensinode-Team mit dem Know-How langfristig an ARM binden zu können? Ich erinnere mich an den Chipcon-Kauf durch Texas Instruments, ein Jahr später sagten die Schlüsselpersonen wie Geir Forre Ade und gründeten Energy Micro….
Segars: Ich kann ja nichts zu TI sagen, aber glauben Sie mir: Die Rahmenbedingungen sind so, dass sich unsere neuen Mitarbeiter freuen, für ARM zu arbeiten.
Elektronik: Das aktuelle Jahr 2014 ist ja leider auch dadurch geprägt, dass es bei TSMC Verzögerungen bei 20-nm-Chips geben wird, dazu gibt es keine neuen Mikroarchitekturen wie Cortex-A57-basierende SoCs, Nachfolger von Qualcomms “Krait”. u.s.w. Wird das zu weniger Verkäufen bei High-End-Geräten führen und 2014 ARMs Umsatz beeinträchtigen?
Segars: Wie schon gesagt, wir denken langfristig und ich habe da gar keine Sorge.
Elektronik: Die Anzahl Ihrer Cortex-R-Lizenznehmer ist im Vergleich zu Cortex-M und Cortex-A sehr überschaubar. Wird sich das mit ARMv8-R nun endlich ändern?
Segars: Sie haben Recht, es gibt vergleichsweise wenig Cortex-R-Lizenznehmer, was damit zusammenhängt, dass diese CPUs für Märkte optimiert wurden, in denen relative wenige Chip-Hersteller unterwegs sind wie z.B. Automotive. Diese liefern allerdings hohe Volumina an Chips aus. Wir sind wirklich froh über die Anzahl der Design-Wins, die mit Cortex-R in der jüngeren Vergangenheit erzielt wurden.
Elektronik: Und wie sehen Sie nun Ihre Möglichkeiten in Automotive?
Segars: Auf der diesjährigen CES haben Sie ja viele neue Innovationen im Bereich Infotainment oder Bedienkonzepten sehen können – Bereiche, wo unsere Lizenznehmer große Erfahrungen haben. Dazu das Wachstum bei E-Cars und Hybrid-Autos mit Anforderungen an Low-Power-Technologien, das ist ARMs DNA.