PIs Umsatzverteilung hat sich gegenüber den Vorjahren zuletzt leicht verschoben. Der Anteil der Kommunikationstechnik geht weiter zurück. Hat das strukturelle Gründe?
Der Kommunikationsmarkt hat für vor allem zwei Komponenten: Handys und Smartphones sowie die WiFi-Networking-Einheiten. Beide benötigen externe Ladegeräte. Die dort eingesetzten Chips – wir sprechen über Ladeleistungen von maximal 10 W – wurden zu Commodities. Wir zogen uns aus diesem Marktsegment zurück und konzentrierten uns auf das High-End dieses Produktsegmentes, die High-Power Schnellladegeräte. Wir haben unsere ganzen Entwicklungsanstrengungen darauf gerichtet, kleinere, kompaktere Geräte mit hoher Ladeleistung zu realisieren. Das war der Beginn der InnoSwitch-Entwicklung. Wir profitieren von der zunehmenden Marktdurchdringung des USB-PD-Standards und der Tatsache, dass inzwischen auch chinesische Hersteller mit ihren proprietären Ladestandards auf hohe Ladeleistungen setzen. Ich bin überzeugt davon, dass die Mehrzahl der Handy-Hersteller in den nächsten fünf Jahren von Ladegeräten mit niedriger Ladeleistung zu Geräten mit deutlich höherer Ladeleistung übergehen werden. Damit werden Effizienz, Größe und Gewicht der Ladegeräte zum entscheidenen Faktor.
PI hat Anfang 2018 erste AEC-Q100-qualifizierte Scale-iDriver vorgestellt. Wie umfangreich ist dieses Automotoive-Portfolio inzwischen? Werden Sie es weiter ausbauen?
Wir registrieren nach wie vor ein großes Interesse an unseren Lösungen, sowohl was Treiber für SiC-MOSFETs als auch IGBTs betrifft. Wir sprechen hier sowohl mit Automobilherstellern als auch Tier1-Zulieferern. Zwischen Low- und High-Power lassen sich bis zu einem Dutzend unserer Chips im Automobil-Bereich einsetzen. Sie brauchen eine Stromversorgung für all die separaten Systeme, eine Lösung, die aus den 400 oder 800 V der Batteriespannung eine Versorgungsspannung von 3,3 oder 12 V für die verschiedenen Subsysteme macht. Mit InnoSwitch und LinkSwitchTN bieten wir hier isolierte und nicht isolierte Lösungen für die verschiedenen Applikationsbereiche an. Während das iDriver-Programm bereits durchgehend für Automotive-Anwendungen qualifiziert ist, haben wir nun damit begonnen, auch die InnoSwitch- und LinkSwitchTN-Baureihe für den Automotive-Einsatz zu qualifizieren. Wenn das entsprechende Interesse besteht, werden wir das auch mit unserer BridgeSwitch-Familie tun.
Wann werden Sie den Automotive-Umsatz erstmals gesondert ausweisen? Sie wollten mittelfristig einen Umsatzanteil von 10 bis 30 Prozent erreichen. Halten Sie das bis 2025 für erreichbar?
Der Antriebsstrang nimmt vier bis fünf Jahre Entwicklung in Anspruch, weil dort viele Testschritte notwendig sind. Wenn es dagegen um die Stromversorgung für ein Subsystem oder für einen Off-Board-Charger geht, dann sind die Design-Zeiten deutlich kürzer. Wir haben mit QSpeed-Diodes zudem noch ein Dioden-Portfolio mit Automotive-Zertifizierung im Programm, dass sich vor allem im Bereich Off-Board-Charger oder in Infotainmentsystemen für Audioamplifiers einsetzen lassen. Entscheidenden Einfluss hat auch die Geographie. In China und den USA sind die Design-Zyklen beispielsweise deutlich kürzer als etwa in Europa. Das gilt speziell für Applikationen außerhalb des Antriebsstrangs. Wir werden aus diesem Grund in den nächsten vier bis fünf Jahren nur einen langsamen Anstieg unseres Umsatzes im Automotive-Bereich beobachten können. Etwa ab Mitte des nächsten Jahrzehnts werden die Zuwächse dann deutlich höher ausfallen.
Wird dieses Automotive-Geschäft in Zukunft dann ein direktes Geschäft sein, oder wird die Distribution dafür verantwortlich sein?
Das wird sich in den nächsten Jahren zu einem Direktgeschäft entwickeln. Aktuell beliefern wir im Automotive-Bereich eine Vielzahl kleinerer Kunden. Dies geschieht über die Distribution. In Zukunft wird das aber vollem ein Direktgeschäft für uns sein.