Georg Steinberger ist tot

Ein außergewöhnlicher Mensch hat uns verlassen

28. Januar 2025, 10:44 Uhr | Heinz Arnold
Georg Steinberger
© FBDi

Völlig unerwartet ist am vergangenen Freitag Georg Steinberger gestorben. Er war ein außergewöhnlicher Mensch, der eine nicht alltägliche Karriere machte.

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Die Nachricht seines allzu frühen Todes lässt uns, seine ehemaligen Kollegen in der Redaktion Markt&Technik, die Mitarbeiter des Verlags, Freunde und Bekannte sowie weite Teile der Elektronikindustrie tief getroffen zurück. Denn es ist schwer zu begreifen, dass ein Mensch von so überschäumender Vitalität, Humor, Schaffenskraft und einem solch starken Willen zu gestalten, so plötzlich vom Tod hinweggerissen wurde. 

Georg war 1989 in die Redaktion Markt&Technik eingetreten. Ab dieser Zeit arbeiteten wir eng zusammen, freundeten uns an und blieben bis heute eng verbunden. Dass er damals in unsere Redaktion einen frischen Wind brachte, dürfte leicht untertrieben sein – ein Wirbelwind an neuen Ideen kam hineingefegt. Georg setzte alles daran, diese Ideen gegen alle formalen Widerstände in die Realität umzusetzen. Er brachte eine besondere journalistische Qualität in die Fachpresseszene, die vielen seiner Kollegen bis heute Vorbild und Ansporn ist.

Vielleicht kam ihm sogar entgegen, dass er ursprünglich kein Elektrotechniker war. Vielmehr hatte er Germanistik studiert, seine Magisterarbeit behandelte den noch immer als tumb-tümelnd unterschätzten bayerischen Schriftsteller Ludwig Ganghofer.  
Dass ihm die barock-bayerische Art lag, dass er gern etwas polternd daherkam – sogar Anklänge an Gerhard Polt wollten manche wahrgenommen haben – war offensichtlich. Unvergesslich wird seine humorvolle Art bleiben, mit Menschen und Problemen umzugehen, sowie seine Grundehrlichkeit, die oft entwaffnend, also friedenstiftend, wirkte und alles andere als naiv war.  

Vor allem setzte er auf die Beziehung zwischen Menschen. Er hatte die Fähigkeit, ganz unterschiedliche Charaktere zusammenbringen zu können und für ein Projekt zu begeistern, um es anschließend zeitnah durchzuziehen und zu vollenden: Sowohl Visionär als auch Mensch der Tat, zwei Eigenschaften, die sich nicht häufig in einer Person zusammenfinden. 

Das ist ihm nicht zuletzt deshalb gelungen, weil er schnell in die Elektronikbrache hineinwuchs, weil er mit Leib und Seele dafür brannte. Besonders die in den 90er-Jahren oft etwas vernachlässigte Distributionsbranche war ihm ans Herz gewachsen. Er lebte seine Leidenschaft und das machte ihn authentisch und führte dazu, dass ihn auch diejenigen respektierten, die nicht all seine stets mit Verve vertretenen Meinungen teilten. 

Zugute kam ihm sein unerschütterliches Selbstbewusstsein, gepaart mit Tatendrang und einer robusten Durchsetzungskraft. Schnell stieg Georg zu Anfang seiner Karriere in der Redaktionshierarchie der Markt&Technik auf, bis nach ganz oben zum Chefredakteur. Aber sein Tatendrang ließ ihm keine Ruhe, er wollte selbst etwas auf die Beine stellen. »Electronic Sources« hieß sein Baby, mit dem er sich 1997 selbständig machte. Das Magazin leitete er nicht nur mit unermüdlicher Schaffenskraft, sondern füllte es weitgehend selbst mit redaktionellen Inhalten, selbst recherchiert und geschrieben – vom grünen Tisch hinab zu delegieren, war seine Sache nicht.   

Doch mit journalistischer Distanz über die Branche nur zu berichten, das war auf Dauer auch nicht sein Ding. Er wechselte zu EBV, um ganz und gar ins Marketing für die Distributionsbranche einzutauchen. Hier kamen ihm seine langjährigen Erfahrungen als Journalist entgegen: Er wusste, wie Medien funktionieren und wie mit ihnen umzugehen ist. 

Sein Engagement und seine Fähigkeit, Visionen nicht nur zu formulieren, sondern dank seines Motivationsgeschicks gemeinsam mit seinen Mitstreitern Realität werden zu lassen, blieb auch nach der Übernahme von EBV durch Avnet nicht unbemerkt: Georg wirkte dort über nicht weniger als 23 Jahre als Vice President Communications EMEA.  

Doch er fühlte sich auch weiterhin nicht nur »seinem« Unternehmen, sondern der Branche insgesamt verpflichtet. Deshalb engagierte er sich parallel zu seinem Hauptjob in einschlägigen Verbänden, um die breitere Öffentlichkeit auf die Belange der Industrie aufmerksam zu machen. Er rief den FBDi mit ins Leben, dessen langjähriger Vorstandsvorsitzender er war. Zudem saß er der DMASS und der International Distribution of Electronics Association (IDEA) vor und sorgte dafür, dass nicht nur die Fachzirkel, sondern die Politik und die Gesellschaft die Relevanz der Elektronikindustrie insgesamt und der Supply-Chain-Thematik im Besonderen wahrnehmen und berücksichtigen konnten. 

Die Expertise von Georg Steinberger, seine Jahrzehnte an Erfahrung in der Elektronikbranche, vor allem aber sein Herzblut, mit dem er an der Branche hing und für die er sich mit aller Kraft einsetzte, hinterlässt eine schwer zu füllende Lücke. Nicht nur im beruflichen Umfeld. Alle, die ihn näher kennengelernt haben, ob beruflich oder privat, und die ihm freundschaftlich verbunden waren, werden ihn schmerzlich vermissen. 
 


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