Infineon: Größe in den Zielmärkten entscheidend

»Die Zeit der De-Investments liegt hinter uns«

8. November 2010, 10:04 Uhr | Heinz Arnold
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»Die Zeit der De-Investments liegt hinter uns«

Das werden dann vor allem Leistungshalbleiter sein?

Ja, die Mikrocontroller werden davon weniger stark profitieren.

Wer an Elektrofahrzeuge denkt, der hat heute das schöne Bild von den Autos im Kopf, die an der Steckdose saubere Energie tanken, die über Windkraft und Photovoltaik erzeugt und über Smart Grids verteilt wird. Diese Smart Grids erlauben es in Zusammenarbeit mit Smart Meters auch, die Autobatterien als Speicher zu nutzen. Da scheinen sich ja riesige Märkte für Halbleiter zu öffnen?

Allerdings, wir schätzen, dass wir mit unserem heutigen Portfolio bereits bis zu 70 Prozent der Anwendungen für Smart Grids abdecken. Der Markt für Halbleiter in Smart Grids liegt 2010 bei rund 1 Mrd. Dollar, bis in fünf Jahren wird er sich verdoppeln. Wir rechnen mit einem jährlichen Wachstum von durchschnittlich 15 Prozent. Rund die Hälfte davon werden ICs für Smart Meter einschließlich der dafür erforderlichen Kommunikation ausmachen, die andere Hälfte die Leistungselektronik.

Das Thema Smart Grid zeigt übrigens sehr schön, wie gut unsere Geschäftsbereiche ineinander greifen. Wir sind mit unseren Lösungen für die Realisierung eines Smart Grids über die gesamte Energiekette - Erzeugung, Übertragung und Verbrauch - vertreten. Unsere Leistungselektronik wird in der dezentralen Energieerzeugung eingesetzt, zum Beispiel in Windkraft- oder Solaranlagen. Aber auch auf der Netzseite zur Steuerung, etwa in Umspannstationen. In Smart Meter-Anwendungen kommen Spannungsregler und Power-Management ICs zum Einsatz. Hier können wir überall unsere jahrelangen Erfahrungen aus der Industrieelektronik einbringen. Und beim Thema Smart Meter spielt auch die Sicherheit eine große Rolle: Es muss verhindert werden, dass Jemand über die Smart Meter das Netz manipulieren, in betrügerischer Absicht anzapfen oder Abrechnungen fälschen kann. Im Bereich Security verfügen wir über umfangreiche Erfahrungen aus un-serem Chipkarten-IC-Geschäft.

In den Märkten, die Infineon jetzt anvisiert, spielt die Distribution eine große Rolle. Wie wird Infineon künftig mit den Distributoren zusammen arbeiten?

Nach dem Verkauf des Mobilfunkgeschäfts wird sich der Distributionsanteil stark erhöhen. Im Vergleich zum Durchschnitt des Distributionsmarktes wachsen wir dabei schneller als der Markt. Die Distributoren fokussieren sich gerade sehr stark auf Applikationen. Das unterstützen wir, denn wir sehen es als für beide Seiten vorteilhaft an, Marktsegmente gemeinsam anzugehen.  

Können Sie Beispiele nennen?

Leistungsmodule für elektrische Antriebe wären ein Beispiel. Das weite Feld des Power-Managements bietet zahlreiche Möglichkeiten, etwa für Netzteile und für Server, elektronische Zähler und die Ansteuerung von LED-Beleuchtungen. Gerade im Bereich LED Lighting verstärken wir unsere Entwicklungsanstrengungen.

Power-Management erfreut sich derzeit unter den trendigen Begriffen Ökodesign oder Grüne Elektronik sogar der Aufmerksamkeit einer breiteren Öffentlichkeit. Mit Primarion hatte Infineon vor zwei Jahren einen Hersteller gekauft, der sich der Entwicklung digitalen Power-Managements verschrieben hatte. Primarion hat also den analogen Regelkreis in Leistungswandlern durch einen digitalen Regelkreis ersetzt. Welche Ergebnisse hat die Übernahme gebracht?

Primarion ist mittlerweile voll in Infineon integriert. Wir haben über den Zukauf den Einstieg ins digitale Power-Management geschafft. Uns ist damit ein gewaltiger Sprung in Richtung höhere Integration gelungen. Anwender profitieren von einer höheren Effizienz, denn die Systeme auf Basis digitalen Power-Managements sparen viel Energie, was die Betriebskosten senkt. Mehrere große Server-Hersteller setzen unsere digitalen Power-Management-Produkte ein. Das zeigt, dass die neue Technik große Vorteile bringt. Wir entwickeln die Technik außerdem für neue Anwendungsfelder weiter, beispielsweise für die LED-Hintergrundbeleuchtung von Flachbildschirm-TVs.

Wollen Sie weiter nach diesem Muster wachsen?

Der Kauf von Primarion ist ein gutes Beispiel für eine gelungene Übernahme. Ein Zukauf kommt für uns nur in Frage, wenn strenge Kriterien erfüllt sind. Er muss strategisch in unser Portfolio passen, die Zielmargen erreichen können und wertsteigernd für unsere Aktionäre sein. Unsere Priorität liegt jedoch auf organischem Wachstum, dafür sind wir heute gut
positioniert.

Weitere Verkäufe von Firmenteilen sind damit ausgeschlossen?

Mit voller Überzeugung kann ich sagen: Wir sind sehr gut aufgestellt. Die Zeit der De-Investments liegt hinter uns.


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