Infineon: Größe in den Zielmärkten entscheidend

»Die Zeit der De-Investments liegt hinter uns«

8. November 2010, 10:04 Uhr | Heinz Arnold
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»Die Zeit der De-Investments liegt hinter uns«

Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Situation ein? Die meisten Marktforscher prognostizieren, dass der Aufschwung noch länger anhält, gerade auch in der Automobilindustrie, einem der wichtigsten Absatzmärkte für Infineon. Teilen Sie den Optimismus?

Nach allen Indikatoren, die wir sehen, hält die starke Nachfrage an. Wenn sich die OEMs nicht kräftig verschätzen, was ich nicht glaube, und es keinen Wirtschafts-einbruch in China und den USA gibt, dann müsste der Aufschwung zumindest über die nächsten zwei bis drei Quartale tragen.

Hat Sie der starke Aufschwung aus dem Tal der Tränen überrascht?

Ich habe noch nie einen so extrem starken Anstieg des Bedarfs erlebt. Wir sind von einem Absturz um 50 Prozent innerhalb von sechs Monaten auf Volllast hochgefahren. Wir hatten einige Linien zwar herunter gefahren, aber sie weiter gewartet, so dass wir sie relativ schnell wieder anlaufen lassen konnten. Dennoch sind wir seit August 2009 in Allokation. Da sehe ich bis Ende dieses Jahres auch keine Entspannung.

Nun ist der Kostendruck im Automobilsektor gerade für die Elektronik-Lieferanten sehr hoch . . .

. . . weil die Innovations- und Einsparpotenziale ebenfalls hoch sind. Das Schöne für uns: Über technische Konzepte können wir uns noch differenzieren. Und gemessen am Consumer-Markt befinden wir uns in der Automobilbranche immer noch in einer stabilen Umgebung.

Allerdings hat so mancher OEM durchaus Verständnisschwierigkeiten, etwa damit, dass ein IC-Hersteller seine Produktionszeit für die Chips nicht reduzieren kann, wo er selber doch gelernt hat, wie man Autos in immer kürzeren Zeitspannen produziert. Leben beide immer noch in getrennten Welten?

Extremsituationen tragen immerhin dazu bei, Lernprozesse anzustoßen. Die jüngsten Allokationen haben durchaus dazu geführt, dass die Automobilindustrie ein besseres Verständnis für die Fertigungsprozesse und -zyklen der Halbleiter-Hersteller entwickelt hat. Produktwechsel und neue Qualifikationen sind für Automobilhersteller und die Zulieferer immer noch sehr lästig, aber das Wissen darüber ist gewachsen. Das Verständnis für unsere Planungs-Bedürfnisse hat ebenfalls zugenommen. Wenn die Kommunikation über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg eng abgestimmt und vorausschauend ist, lässt sich eine Allokationssituation vermeiden. Hier sehen wir eine viel höhere Bereitschaft aller Beteiligten als vor der Krise.

Der Anteil an Elektronik im Fahrzeug steigt weiter, die Produktionszahlen der Autos klettern voraussichtlich bis 2015 auf rund 92 Mio. Stück pro Jahr und gleichzeitig nimmt der Anteil der Hybrid- und Elektrofahrzeuge zu. Gehen Sie davon aus, dass Infineon über die nächsten Jahre schon einen nennenswerten Teil des Umsatzes mit Halbleitern erwirtschaftet, die in Elektroautos wandern?

Ich gehe davon aus, dass wir 2020 einen dreistelligen Millionen-Betrag mit Halbleitern erzielen, die in die Start/Stopp-Elektronik, in Hybridfahrzeugen und in reinen Elektrofahrzeugen zum Einsatz kommen. Im Segment Hybridfahrzeuge erwarten wir für 2011 erste nennenswerte Umsätze im zweistelligen Millionenbereich.


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