NXPs Executive VP Rüdiger Stroh

»Der größte Fehler ist, auf Standards zu warten«

3. November 2016, 8:40 Uhr | Frank Riemenschneider
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

»Innovation hat auch viel mit China zu tun, die treiben uns schon ganz gut.«

NXP entstand aus Philips Semiconductors.
NXP entstand aus Philips Semiconductors.
© NXP

Und im Bereich Middleware? Dort gibt es ja sogar konkurrierende Konsortien …

Auch nicht. Die Standards bestimmen sich letztendlich über die Anwendungen.

Oder über die Politik? Auch die Chinesen haben immerhin jetzt Standards ins IEEE eingekippt …

Das ist richtig und ich sage Ihnen: Ich bin über meinen Lebensmittelpunkt Silicon Valley schon Geschwindigkeit gewohnt, aber wenn Sie nach Peking, Shanghai oder auch Korea blicken, da ist Speed im System. Innovation hat auch viel mit China zu tun, die treiben uns schon ganz gut.

Sind Sie frustriert, wenn Sie als Globalist nach Brüssel schauen, wo dann über Agrarsubventionen diskutiert wird und die Fördermittel für die High-Tech-Industrie eher limitiert ausfallen?

Ach wissen Sie, frustriert bin ich eigentlich nie. Das Setup in Brüssel ist eben wie es ist und wir müssen unabhängig von den Rahmenbedingungen Lösungen anbieten. Der größte Fehler, den man machen kann, ist auf Standards zu warten. Ich habe es erlebt, da gab es Chips lange bevor es seitens der Politik Standards gab. Und wissen Sie, was dann passierte? Die Chips haben den Standard definiert.

Ich bekomme auf meinem Büro-PC häufig Windows-Updates eingespielt, die Sicherheitslücken schließen sollen. Wie sehen Sie das im Embedded-Umfeld mit den z.T. langen Lebenszyklen der Produkte?

Wir sind riesig stolz, weltweit als erste Firma eine Zertifizierung unseres Secure-OS für Over-the-Air-Updates erhalten zu haben. Sie können sich vorstellen, dass es nicht trivial ist, einen Chip gegen Hackerangriffe möglichst dicht zu machen, nur um ihn dann doch wieder für Sicherheits-Updates öffnen zu können.

Herr Stroh, vielen Dank für Ihre Zeit!

Das Interview führte Frank Riemenschneider 

Rüdiger »Rudy« Stroh – eine bewegte Biographie
Nach 13 Jahren bei Siemens, u. a. in einer »Spezialtruppe« des damaligen CEOs Heinrich von Pierer und dem Börsengang von Infineon, zog es Stroh in die USA, wo er für den deutschen Chip-Hersteller Geschäft im Volumen von 1 Mrd. Dollar aufbaute. Nach eigenen Worten atmete Stroh dort die »DNA« des Silicon Valleys und tauchte in die Startup-Szene ein. Über die Dresdner Firma Systemonic, die Stroh später an Philips Halbleiter verkaufte und weitere Stationen (Trebia und Intematix) kam er zu Agere Systems an die US-Ostküste, wohin er von Kalifornien 7 Stunden zur Arbeit flog. 18 Monate nach Strohs Einstieg war der Firmenwert von 1,2 Mrd. Dollar auf 4 Mrd. Dollar geklettert und Agere wurde zu diesem Preis in einen Merger of equals mit der LSI Corperation eingebracht, für die Stroh dann weitere 22 Monate in Kalifornien tätig war, bevor er eben dort zu NXP wechselte. Aus den geplanten 3 Jahren bei NXP wurden mittlerweile sechs und laut Stroh gibt es auch keine Abwanderungspläne. Stroh lebt im Silicon Valley (weshalb er sich ganz amerikanisch auch »Rudy« statt »Rüdiger« rufen lässt), hat jedoch auch in Hamburgs NXP-Niederlassung ein Büro.

 


  1. »Der größte Fehler ist, auf Standards zu warten«
  2. »Die Verunsicherung beim Thema Industrie 4.0 ist groß, auch im Mittelstand«
  3. »Innovation hat auch viel mit China zu tun, die treiben uns schon ganz gut.«

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