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Taugt Android für Embedded- Anwendungen?

10. August 2012, 13:40 Uhr | Joachim Kroll
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Wie offen ist Android?

Linux-Distributionen folgen meistens einem regelmäßigen Release-Zyklus (z.B. sechs Monate). Sie stützen sich dabei auf die Releases des Kernels, der ungefähr alle zwei Monate in einer neuen stabilen Version erscheint. Lizenzierung und Entwicklungsprozess sind bei Linux eng miteinander verknüft, denn die Offenheit des Quellcodes ist der Schlüssel für die stetige Weiterentwicklung von Linux. Die GPL (GNU Public License) Version 2, unter der der Kernel und die meisten Elemente des User Space stehen, ist ein „Copyleft“-Modell. Dieses englische Wortspiel deutet an, dass der Lizenznehmer im Gegensatz zum „Copyright“ nicht Einschränkungen unterworfen ist, sondern Freiheiten genießt. Diese Freiheiten sind insbesondere:

  • beliebige Verwendung des Codes, auch zu kommerziellen Zwecken,
  • die Erlaubnis, den Quellcode zu verändern und veränderte Versionen einzusetzen/zu vertreiben,
  • die Erlaubnis, den Code zu vervielfältigen und zu verteilen.

Die Bedingung, die der Lizenznehmer dafür erfüllen muss, ist, dass er die Änderungen am Quellcode ebenfalls wieder frei zugänglich macht bzw. an die Entwicklergemeinde zurückgibt.

Die Rückgabe von Verbesserungen und Weiterentwicklungen ist der Innovationsmotor von Linux. Auf diese Art und Weise hat sich Linux stetig weiterentwickelt. Gleichzeitig findet dadurch eine wirkungsvolle Qualitätskontrolle statt. Der gesamte Linux-Entwicklungsprozess ist völlig offen und transparent. Den Organisationsrahmen dafür bildet die Linux Foun-dation, bei der jeder Mitglied werden kann, entweder als Einzelperson oder als Organisation.

Der Entwicklungsprozess für Android findet weitgehend hinter den verschlossenen Türen von Google statt. Google und seine Entwicklungspartner - derzeit 84 an der Zahl - legen untereinander fest, wie die nächste Android-Version aussehen soll. Außenstehende haben keinen Einfluss auf die Android-Entwicklung. Einen festen Release-Zyklus gibt es nicht. Die Releases sind marktgetrieben und folgen der Dynamik und den Marktanforderungen des Smartphone-Marktes.

Dabei kann es auch passieren, dass spezielle Versionen - z.B. für ein Tablet - nicht frei verfügbar sind. So kam etwa das Motorola-Tablet „Xoom“ mit Android 3.0 auf den Markt, noch bevor diese Version frei zugänglich war. Die Entwicklungspartner von Google erhalten unter NDA (non-disclosure agreement) häufiger Releases des Android-SDKs als die Öffentlichkeit.

Google hat einige Anstrengungen unternommen, um im User Space die GPL zu umgehen. Beim Kernel war dies nicht möglich, da dieser ja eine Fork des Linux-Kernels ist und daher der GPL v2 unterliegt. Aber im User Space wurde sogar die Standard-C-Bibliothek glibc durch eine neu entwickelte Bionic ersetzt.

Das präferierte Lizenzmodell für Android-Software ist die Apache-Lizenz 2.0. Der wesentliche Unterschied zur GPL v2 besteht darin, dass Modifikationen am Quellcode nicht an den Lizenzgeber bzw. die Community zurückgegeben werden müssen. Damit sollen die Smartphone-Hersteller bessere Möglichkeiten zur Produktdifferenzierung erhalten.

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