Tablet-PCs überzeugen immer mehr Anwender auch in der Industrie und Automation. Die bekannten Produkte aus der Consumer-Welt bekommen jetzt allerdings Konkurrenz durch echte Industrie-Tablet-PCs.
Mit dem ersten iPhone im Jahr 2007 hat sich das Verständnis für ein intuitives Human-Machine-Interface (HMI) grundlegend geändert. Die gilt besonders für die unzähligen mobilen Applikationen, wie bei der Neuinstallation, Konfiguration oder Diagnose von Systemen oder in der Überwachung von Anlagen. Die bislang dort eingesetzten Notebooks haben ergonomischen Nachteile: Sie lassen sich im Stehen nicht angemessen nutzen und wenn applikationsspezifische Schnittstellen zum Einsatz kommen, muss meist auf USB-Sticks, Adapterkabel oder Interfaceboxen zurückgegriffen werden. Vor allem aber sind Notebooks wegen der Tastatur nur schlecht gegen Umwelteinflüsse wie Feuchtigkeit und Staub zu schützen.
Die Vorteile von Tablet-PCs sind daher offensichtlich. Selbst in eher konservativen Marktsegmenten, wo früher firmen- oder applikationsspezifische HMIs üblich waren, und die Benutzer entsprechend geschult wurden, setzt sich jetzt die neue Bedienphilosophie durch. In einigen Marktsegmenten, beispielsweise in der Gebäudeautomation, lassen sich Consumer-Tablets, wie das iPad oder Android-Tablets nutzen. Sind diese Produkte in industrieller Umgebung sinnvoll einsetzbar?
Es müssen im Einzelfall Aspekte wie die erforderliche mechanische und klimatische Robustheit, Zertifizierungen, die einzusetzende Ladetechnik und die notwendigen (Funk-)Interfaces sowie die Kompatibilität zu Prozessen und Anforderungen genauer betrachtet werden. Genau an diesen Punkten setzt nun die neue Geräteklasse der Industrie-Tablet-PCs an. Je nach Anbieter liegen dabei die Schwerpunkte etwas anders und die Anbieter adressieren ganz bewusst unterschiedliche Applikationen und Märkte mit ihren jeweiligen Geräteserien.
Wie bei den Consumer-Tablets greifen die Anbieter von Industrie-Tablets dabei auf die Betriebssysteme Android, Linux und Windows zurück - letzteres aber nicht nur mit dem neuen Windows 8 sondern auch mit diversen Versionen des bewährten Windows 7. Bei den Display-Diagonalen überwiegen die 7- und 10-Zoll-Varianten eindeutig das Angebot; auf der Prozessorseite dominieren die ARM-Prozessoren und Intels Atom-Serie.
Auch wenn sich die inneren Werte gleichen, so unterscheiden sich die Industrie- von den Consumer-Tablets doch erheblich durch ihre Gehäusetechnik. So entsprechen zahlreiche Industrie-Tablets den Schutzklassen IP54 und IP64, teilweise auch IP65, und sind auch robust gegenüber mechanischen Einflüssen, beispielsweise bei Stürzen. Auch bei der integrierten Peripherie ist der professionelle Einsatzzweck zu erkennen: Neben Barcode-Scanner, NFC-, RFID- und Smart-Card-Readern sind auch Modelle mit Sonnenlicht tauglichen Displays und Hot-swap-fähigen Akkus erhältlich.
Zusätzlich zu den diversen Industrie-Tablets »von der Stange« hat die Industrie, wie auch schon bei den klassischen Industrierechnern, die Option sich kundenspezifische Lösungen entwickeln zu lassen: Die Anbieter stehen dazu schon bereit und können das gesamte Embedded-Ökosystem vom Modul über den Systemintegrator bis hin zum Fertiger schnell und effizient nutzen.