Was passiert mit der Marke »Siplace«. Wird es ein Re-Branding geben?
Lee: Wir fühlen uns der Marke verpflichtet. Auch die letzte Kundenzufriedenheitsumfrage hat es bestätigt: Als Marke ist Siplace global eingeführt, im Markt für SMT-Lösungen sehr gut bekannt und mit vielen positiven Werten wie Innovation, Qualität, Technologieführerschaft und Produktivität belegt. Dieses positive Markenimage wird unter ASM Assembly Systems fortgeführt und weiter ausgebaut. Auch für ASMPT sind Marke und Markenwerte sehr wichtig.
Nicht zuletzt aufgrund des desaströsen Zusammenbruchs des Fertigungsmarktes im Jahr 2009 schrieb auch Siemens Electronics Assembly Systems rote Zahlen. Und trotz Aufschwung: Der Equipment-Markt bleibt preissensibel. Wie wollen Sie das nachhaltige Wachstum von ASM Assembly sicherstellen?
Lee: Zuerst einmal: ASM Assembly Systems bzw. Siemens Elec-tronics Assembly Systems hat das letzte Jahr positiv abgeschlossen. Aber das ändert nichts daran, dass wir mittelfristig die Kosten reduzieren müssen, um erfolgreich zu bleiben und den Profit zu erhöhen.
Bislang sind die externen Kosten, also das Material, das wir von außen zukaufen, zu hoch. Derzeit ist ein Sourcing Team dabei, die Optimierungspotenziale auszuloten. Das heißt, wir werden unseren Materialeinkauf auf den Prüfstand stellen und auch evaluieren, wo wir Synergien mit unseren internen Ressourcen nutzen können. Gleichzeitig bietet sich für die Siplace-Lieferanten die Chance, in andere ASMPT-Prozesse einzusteigen. Aber allein an der Preisschraube zu drehen, reicht nicht.
Langfristig muss es unser Ziel sein, mit neuen Produkten neue Potenziale zu erschließen und damit mehr Geschäft zu generieren.
Werden asiatische Lieferanten zu Gunsten von europäischen Lieferanten ausgetauscht werden?
Lee: Nein, das kann ich so pauschal nicht sagen. Das ist kein Rennen Asien gegen Europa. Aber es gilt ganz klar das Prinzip: Wer uns das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis bietet, der gewinnt. Änderungen im Zuliefernetzwerk sind nicht ausgeschlossen.
Was ist mit den internen Kosten?
Lee: ASM Assembly Systems hat im Zuge des Carve Outs aus dem Siemens-Konzern bereits umfassend restrukturiert und die Kosten gestrafft. Ich bin damit sehr zufrieden. Aber wir sind hier limitiert. Das Problem sind, wie gesagt, die externen Kosten. Darauf müssen wir uns fokussieren.
Bislang konnte das Siplace-Team die Strukturen des Siemens-Konzerns nutzen, wenn es um IT und Administration ging. Wie wird das künftig gelöst?
Lauber: Das Siplace-Team hat sich im Zuge unserer Restrukturierungsmaßnahmen von den Siemens-Prozessen bereits vor einiger Zeit gelöst.
Unser Ziel ist: so wenig Overhead wie möglich. Das bedeutet, dass wir in jedem Bereich nach Prüfung das jeweils beste Tool, den besten Prozess oder die beste Infrastruktur wählen.
Sind strukturelle Änderungen beim Personal geplant?
Lee: Wir setzen auf das Team und das Management in München. Wir sind sehr zufrieden mit der Arbeit, die das Führungsteam hier leistet. Wir werden die Geschäftsführung in Europa dementsprechend nicht mit einem Manager aus den eigenen Reihen ergänzen. In Asien wird einer unserer ASMPT-Mitarbeiter das Management unterstützen. Das liegt nahe, weil wir den asiatischen Markt kennen wie unsere Westentasche.
Wie haben die Siplace-Kunden auf die Übernahme und die Namensänderung reagiert?
Lauber: Wir haben zwar einen neuen Namen, aber die bewährte Siplace Cluster Organisation bleibt. So können wir operativ ohne die für Akquisitionen üblichen Geschwindigkeitsverluste sofort weitermachen. Eine Entscheidung, die von unseren Kunden sehr positiv aufgenommen wurde. Es nimmt ihnen die Angst vor Friktionen und einem Auflösen der gut eingespielten Kontakte. Viele unserer Kunden sehen einen großen Vorteil darin, dass ASMPT insgesamt und insbesondere mit der Übernahme des Siplace-Teams ambitionierte Wachstumsziele verfolgt und sich als industrieller Investor und Konzern als aktiver Partner für die Elektronikproduktion positioniert - anders als der bisherige Eigner Siemens, der seine Kernkompe-tenzen zunehmend außerhalb der Elektronikproduktion sieht. Sehr positiv sind übrigens die Reaktionen von Kunden in Asien, die ASMPT über eigene Beziehungen und den Einsatz von ASM-Produkten schon gut kennen.
Bereits in der Akquisitionsphase hat ASMPT ein Bekenntnis zum Produktionsstandort Deutschland abgegeben, was für ein asiatisches Unternehmen eher ungewöhnlich ist . . .
Lee: Beide Produktionsstandorte in München und Singapur werden bestehen bleiben, allein schon wegen der Marktanteile von Siplace in Europa. Es macht keinen Sinn, Maschinen für Europa um die halbe Welt zu transportieren. Außerdem müssen F&E und Produktion eng verzahnt sein. Und Forschung & Entwicklung werden ja auch weiter von München aus laufen. Die Fabrik in Asien wollen wir kurzfristig sogar noch ausbauen.
Lauber: Die Frage ist ja nicht, ob sich eine Produktion in Europa lohnt, sondern wie modern und flexibel eine Fertigung in Europa sein muss, damit sie sich lohnt.
Selbstverständlich macht eine Fertigung hier Sinn - sie muss sich nur auf andere Rahmenbedingungen als in Asien einstellen. Unsere neue Built-to-Order-Fertigung, die wir 2009 eröffnet haben, ist Benchmark und hat unsere Kollegen von ASMPT beeindruckt.