Im Stencil-Segment hat LPKF einen Marktanteil von 70 Prozent weltweit. Geht der Trend in der Elektronikfertigung also auf breiter Front in Richtung lasergeschnittener Lotpasten-Schablonen?
Meines Erachtens schon. Wir haben mit dem »StencilLaser G 6080« hier sicherlich auch noch einmal neue Maßstäbe hinsichtlich Qualität und Wirtschaftlichkeit gesetzt.
Inwiefern?
Die wohl wichtigste Neuerung des »G 6080« ist eine Inline-Schneidkontrolle: Schon beim Schneidprozess erfasst ein spezieller Sensor die Durchbrüche und dokumentiert das Schneidergebnis. Damit haben wir die Qualitätskontrolle direkt in die Maschine integriert und vergeuden keine Maschinenzeit wie bei nachträglichen Inspektionen per Vision-System. Wir gehen hier etwa von einer Leistungssteigerung zwischen 10 und 20 Prozent aus, abhängig von der Größe und Komplexität der geschnittenen Schablone.
Wie entwickelt sich der Bereich Dünnschichtstrukturierung bei LPKF? Der PV-Markt lässt ja derzeit bekanntlich in Europa ordentlich Federn.
Wir hatten 2011 in diesem Segment das beste Ergebnis bislang. Dieses Segment läuft bei uns momentan absolut konträr zum Markt. Man sieht also, es gibt selektiv Unternehmen, die investieren. Kurz vor Weihnachten haben Ende 2011 den größten Auftrag der Firmengeschichte gewonnen mit einem Auftragsvolumen von 43 Mio. Euro. Den Kundennamen dürfen wir aber leider nicht nennen.
LPKF hat vor kurzem die Produktionsfläche am Hauptstandort in Garbsen ausgebaut.
Nicht nur die Produktionsfläche. Wir haben insgesamt in Garbsen die Entwicklungs- und Produktionsfläche um 50 Prozent erweitert, indem wir ein benachbartes Firmengelände gekauft haben. Dass wir uns auf diese Weise vergrößern konnten, war ein Glücksfall. 2010 waren wir in punkto Platz buchstäblich an der Schmerzgrenze angelangt. Im letzten Jahr haben wir dann unsere Mitarbeiterzahl von 466 auf 602 Mitarbeiter erhöht, davon ist ein Großteil in Garbsen beschäftigt. Wir platzten also aus allen Nähten und mussten die Kapazitäten erweitern, um weiteres Wachstum überhaupt realisieren zu können. Das Werksgelände hat sich deutlich verändert, wir renovieren sukzessive alle Gebäude und haben auch noch genügend Fläche für potenzielle weitere Gebäude.
Sie erklärten eingangs unseres Interviews, dass Sie mit derselben Innovationsgeschwindigkeit wie bisher weitermachen wollen. Dürfen die Kunden also auch im »Nicht-Productronica-Jahr« von LPKF Neues erwarten?
Wir halten eine F&E-Investionsquote von ca. 10 Prozent konstant bei steigendem Umsatz. Hier werden wir also sicher nicht nachlassen! Es gibt also auch in diesem Jahr eigentlich keinen Bereich, in dem wir nichts Neues präsentieren werden. Zu viel möchte ich aber jetzt noch nicht verraten. Die meisten Neuerungen wird es Hinblick auf die electronica geben: zum Beispiel werden wir Im UV-Bereich die 2. Generation der 6000er herausbringen und auch beim Prototyping und im LDS-Bereich wird es Neuerungen geben.
Nach wie vor produziert LPKF seine Maschinen in Deutschland - wird das so bleiben?
Wir haben drei Produktionsstandorte in Deutschland und einen in Slowenien. Wir produzieren nicht in Asien, und es gibt auch aktuell keine Absicht, daran etwas zu ändern. Unsere Kunden haben das auch bislang nicht angefragt. Die Qualität ist bei unserem Equipment ganz entscheidend, vielleicht würden wir ein paar Euro an den Personalkosten sparen, aber die Nähe zur Entwicklung ist in unserem Fall viel wichtiger.
Aber wäre es nicht logistisch günstiger, beispielsweise die »Fusion 6000« in Asien zu fertigen, dort wo sie auch eingesetzt wird?
Nein, gerade diese Maschine ist sehr komplex, wir haben hier deutlich mehr Möglichkeiten zur Qualitätssicherung.
Spielt die Gefahr der Produktpiraterie bei Ihrer Entscheidung gegen den Fertigungsstandort Asien auch eine Rolle?
Das ist schon auch ein Argument. Es gibt Firmen in Asien, die versuchen, uns zu kopieren. Das ist aber - mit Verlaub gesagt - ganz normal, weil das in China die Regel ist und nicht die Ausnahme. Aber darum kümmern sich unsere Patentanwälte. Mittlerweile können Sie auch in China Patente durchsetzen, vor einigen Jahren war das noch unmöglich. China hat sich in der Patentgesetzgebung in Teilen dem deutschen Patentrecht angeglichen. Denn die Regierung dort hat inzwischen erkannt, dass China ein wirkungsvolles Patentrecht braucht, weil sich ansonsten auf Dauer nur »low Tech« in China ansiedeln würde und nicht die High-Tech-Industrie.