Eine Akquisition ist ein Stück weit immer ein Abenteuer, vor allem die Menschen müssen miteinander harmonieren. Passen die beiden Kulturen von DEK und ASM Assembly Systems zusammen?
Ja, davon bin ich überzeugt. Die Teams kennen sich bereits, denn wir arbeiten als Partner schon lange zusammen, und unsere Kulturen sind ähnlich. Wenn wir das Gefühl gehabt hätten, dass die beiden Teams menschlich nicht miteinander harmonieren, hätten wir uns gegen die Akquisition entschieden, denn wenn die Zusammenarbeit nicht funktioniert, nützt es nichts, wenn die Produkte perfekt ins Portfolio passen. Der Change-Prozess bei einer Akquisition ist nicht zu unterschätzen. Viele Übernahmen gehen schief, weil Unternehmen nicht zueinander passen.
Die Führungspositionen im neuen Gefüge sind ja bereits bekannt. Was noch nicht bekannt ist, ist die weitere Struktur. Wird es zum Beispiel einen gemeinsamen Vertrieb geben?
In der Phase zwischen Signing und Closing kann ich dazu leider keine Details bekannt geben. Aber sicherlich wird es dazu zum rechten Zeitpunkt Pläne geben.
Bleiben die DEK-Standorte bestehen oder wird hier konsolidiert?
Durch die Übernahme von DEK bekommen wir einen großen Standort in UK und eine Fertigung in China hinzu.
Und was geschieht mit der DEK-Entwicklung?
Wir wollen ein starkes globales Entwicklungsteam mit unterschiedlichen Stärken, denn das macht uns als globales Unternehmen aus. Das heißt also: Auch die Entwicklung bleibt dort, wo sie ist.
Wo sehen Sie innerhalb der Supply Chain Synergien mit DEK, etwa beim Einkauf?
Schon nach der Übernahme von Siplace haben wir die Möglichkeiten des Insourcings genutzt und unsere Supply Chain optimiert, indem wir bestimmte Teile bei ASMPT fertigen lassen und auch Einkaufsressourcen bündeln. Insofern werden wir das auch in diesem Fall genau prüfen.
Welche Vorteile hat der Kunde von der Übernahme?
Wenn wir zwei der wichtigsten SMT-Prozesse im Haus haben, können wir die Prozesswerte unserer Kunden noch weiter und besser optimieren. Elektronikfertiger wissen, dass die einzelnen Maschinen und Prozessschritte im SMT-Prozess bereits sehr ausgereift sind. Große Effizienzsprünge sind schon heute weniger durch Verbesserungen im Einzelprozess, sondern mehr über die Optimierung des Gesamtprozesses zu erreichen. Und insbesondere der Übergang von Printer über Inspektion zur SMT-Bestückung spielt hier eine große Rolle. Für Prozessoptimierungen braucht es aber Schnittstellen, Datenintegration und automatisierte Regelkreise zwischen diesen bisher strikt getrennten SMT-Prozessschritten. Mit SIPLACE und DEK unter einem Dach gibt es hier jetzt keine Grenzen mehr. Beide Marken sind best-in-class in ihren Spezialdisziplinen. Jetzt müssen sehr erfahrene Teams von Entwicklern und Fertigungsexperten »nur« noch die Schnittstellen abgleichen und die entsprechenden Monitoring- und Regelkreisfunktionen entwickeln. Die Aussichten auf eine schnelle, erfolgreiche Prozessintegration, die dem Kunden echte, zählbare Vorteile bei der Effizienz und in der Yield-Ausbeute bringen, sind im SIPLACE/DEK-Modell wirklich sehr hoch.
Ihr Branchenkollege Jürg Schüppbach von Juki erklärte im Interview im Herbst letzten Jahres: »In unserer Branche verdient derzeit niemand Geld« – wollen oder können Sie das so stehen lassen?
Wir als High-End-Anbieter verdienen Geld und gewinnen Marktanteile. Es mag sein, dass das im Low-End-Bereich schwieriger ist, aber auch dort gibt es Firmen, die durchaus Geld verdienen.
Kein Geheimnis ist, dass sich die SMT-Ausrüsterbranche mit einer Margen-Erosion und einem harten Preiskampf auseinandersetzen muss. Die Folge sind teilweise Dumpingpreise. Wie begegnet ASM Assembly Systems dieser Situation?
Preiskampf und Preisdruck sind immer vorhanden. Von 2012 auf 2013 ist der Bestückungsmaschinenmarkt weltweit um 20 Prozent zurückgegangen. Der Hauptmotor China schwächelte, und auch Europa war nicht so stark wie sonst. Aber auch dann sollte man nicht über den Preis verkaufen, sondern über Qualität.
Wie sieht der weitere Aktionsplan aus? Wann wird die Entscheidung der Kartellbehörden vorliegen?
Wir müssen das Ergebnis der Kartellbehörde abwarten. In vergleichbaren Fällen hat es etwa ein halbes Jahr gedauert.
Und wie sehen Ihre Erwartungen für ASM Assembly Systems für 2014 aus?
Ich gehe davon aus, dass 2014 wieder deutlich besser wird als das Jahr 2013. Im SMT-Markt wird allgemein eine deutliche Erholung erwartet. Der chinesische Markt sollte wieder anziehen, auch die Geschäfte in den USA laufen gut. In Summe gehe ich von einer deutlichen Markterholung aus und bin sehr optimistisch für 2014!